Jamie Oliver zieht Kinderbuch nach scharfer Kritik in Australien zurück

| War noch was…? War noch was…?

Der britische Starkoch Jamie Oliver steht derzeit in Australien in der Kritik – und das nicht wegen seiner Rezepte. Ein von ihm verfasstes Kinderbuch sorgt für Aufruhr und wurde nach scharfer Kritik durch indigene Organisationen vom Markt genommen. Der Verlag Penguin Random House UK bestätigte am Sonntag gegenüber dem „Guardian“, dass das Buch weltweit, darunter in Großbritannien und Australien, aus den Regalen entfernt wird.

Das Kinderbuch, das im englischen Original "Billy and the Epic Escape" heißt, enthält eine Episode, die in Australien spielt und eine indigene Pflegefamilie in den Fokus rückt. Die Darstellung indigener Themen und Charaktere löste Entrüstung aus. Organisationen der australischen Ureinwohner bezeichneten das Werk als „anstößig“ und „für Kinder ungeeignet“. Oliver, der sich derzeit in Australien auf Promotionstour für sein neuestes Kochbuch befindet, zeigte sich betroffen und bat um Entschuldigung. „Es war niemals meine Absicht, dieses tief schmerzliche Thema falsch darzustellen. Gemeinsam mit meinen Verlegern haben wir entschieden, das Buch vom Markt zu nehmen“, erklärte der TV-Koch in einer Stellungnahme.

Der Verlag räumte ebenfalls Fehler ein. „Wir übernehmen die volle Verantwortung für die Fehleinschätzung“, so Penguin Random House UK. Man werde aus diesem Vorfall lernen und künftig „entschlossene Maßnahmen“ ergreifen, um derartige Fehler zu vermeiden.

Aborigines kritisieren stereotype Darstellung

Doch was genau führte zu dieser heftigen Reaktion? Die Episode, die im australischen Alice Springs spielt, beschreibt die Entführung eines Mädchens aus einer indigenen Pflegefamilie durch die Antagonistin des Buches. Diese Szene stieß auf Widerstand, insbesondere von der Vorsitzenden der Nationalen Aborigines-Organisation Natsiec, Sharon Davis. Sie kritisierte, dass die Darstellung den Eindruck vermittle, indigene Familien könnten leicht durch finanzielle Anreize beeinflusst werden und die Sicherheit ihrer Kinder vernachlässigen. Dieser Stereotyp verletze und simplifiziere die komplexe und schmerzhafte Geschichte der Aborigines.

Davis spielte damit auf das dunkle Kapitel der sogenannten „Stolen Generations“ an. Zwischen 1910 und 1970 wurden zahlreiche indigene Kinder im Rahmen der australischen Assimilationspolitik systematisch von ihren Familien getrennt. Viele dieser Kinder wuchsen isoliert von ihrer Kultur und Gemeinschaft auf und wurden teilweise in Heimen misshandelt oder rassistisch indoktriniert. Sie sollten glauben, dass ihre eigene Kultur minderwertig sei und dass ihre Familien sie nicht wollten.

Versäumnisse bei der Konsultation indigener Vertreter

Zusätzliche Kritik entzündete sich an Olivers Umgang mit indigenen Begriffen und Ausdrücken, die im Buch falsch verwendet wurden. Sowohl Oliver als auch der Verlag räumten ein, dass vor der Veröffentlichung keine Beratung mit indigenen Organisationen, Gemeinschaften oder Beratern stattgefunden habe. Die indigene Autorin Cheryl Leavy forderte daher strukturelle Veränderungen und plädierte für eine engere Zusammenarbeit mit indigenen Beratern bei Penguin Random House. 


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Mann fordert Alkohol und zeigt dabei dem Mitarbeiter eines Restaurants etwas Explosives. Diesen Vorgang bewerten die Ermittlungsbehörden jetzt als schwere räuberische Erpressung - mit Folgen.

Eine neue Umfrage beleuchtet den Umgang europäischer Ferienhausvermieter mit zurückgelassenen Lebensmitteln. Welche Produkte am häufigsten liegenbleiben und wie Gastgeber mit diesen Herausforderungen umgehen.

Die jüngsten Ergebnisse der Premier Inn-Schlafstudie zeigen auf, wie wichtig das Gefühl von Sicherheit für Hotelgäste ist und welche bizarren Übernachtungsorte noch Reiz ausüben.

Drei europäische Städte stehen im Fokus eines Angebots von Marriott Bonvoy zur Vorweihnachtszeit: Ausgewählte Hotels in Berlin, Hamburg und Wien bieten Gästen thematisch gestaltete Weihnachtssuiten an mit festlicher Dekoration an.

Schon ein Jahr vor der Entführung der Block-Kinder gab es einen Vorfall in Dänemark. Dazu soll Ex-Bundesnachrichtendienst-Präsident Hanning als Zeuge vor Gericht aussagen. Doch nun will er nicht.

Großer Polizeieinsatz in Bielefeld: Ein Mann gerät im Restaurant in einen Streit und droht, einen Sprengsatz zu zünden. Dann greift die Polizei ein. Nun steht fest: Die Handgranate ist echt.

Macht ein kroatischer Brausehersteller Geschäft mit der Verknüpfung eines Getränks mit dem Namen Pippi Langstrumpf? Die Nachfahren von Astrid Lindgren finden schon. Der Produzent ist anderer Ansicht.

Mit vier Jahren Verzögerung nimmt ein ungewöhnliches Millionen-Projekt Fahrt auf: Ein ausgemusterter Bundeswehr-Airbus wird bei Nacht und Nebel vom Flughafen Hannover in den Serengeti-Park in der Südheide transportiert. Dort soll zum nächsten Sommer ein Restaurant entstehen.

Die Ermittlungen nach einem Tötungsdelikt in einem Gastronomiebetrieb in Rheinfelden führen zur Festnahme eines ehemaligen Angestellten. Ein Überblick über den aktuellen Stand der Untersuchungen.

Pippi Langstrumpf ist weltberühmt. In Kroatien ist ein Getränk nach dem starken Mädchen mit den abstehenden Zöpfen benannt – und zwar schon seit mehr als 50 Jahren. Nun beginnt ein Rechtsstreit.