Lost Place in Dortmund: Stadtarchäologe lüftet Geheimnis der Bunkerkneipe

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Die Betonplatte, die den Eingang in den fast vergessenen Bunker unter der Erde verdeckt, ist so schwer, dass sie nur mit einem Kranwagen angehoben werden kann. Die Stadt hatte die ehemaligen Schutzräume bewusst verriegelt, damit niemand ohne Erlaubnis hinabgeht. Als Stadtarchäologe Ingmar Luther die Leiter heruntersteigt, ahnt er nicht, was ihn erwartet. "Wir hatten bislang nur die Erzählungen von Zeitzeugen vorliegen und ein paar sehr alte Pläne. Deshalb waren wir enorm gespannt, was uns da unten erwarten würde."

Bunker war seit Jahrzehnten unberührt

Luther hat ein ganzes Team dabei, das zwei Tage lang die unterirdischen Räume vermisst und mögliche Fundstücke sicher an die Erdoberfläche bringen soll. Auch für die Denkmalpfleger ist es ein besonderer Tag. Sie werden mit ihrem Chef Räume betreten, in denen seit Jahrzehnten niemand mehr einen Fuß hineingesetzt hat. Mit bei bei dieser besonderen Spurensuche der städtischen Unteren Denkmalbehörde ist auch ein Kamerateam. Die ersten Eindrücke und Fundstücke sollen festgehalten werden.

Schon vorab steht fest: Ingmar Luther und sein Team haben nur zwei Tage Zeit für ihre Arbeit. Die Stadt will die besonderen Räume unter der Erde danach für immer verschließen und sie so vor Vandalismus schützen.

Überraschende Entdeckungen direkt nach dem Einstieg

Und dann ist es soweit: Die Denkmalschützer werfen nach dem Abstieg in den Bunker ihre großen Scheinwerfer an. Erste Überraschung -der Bunker erstreckt sich über mehrere Räume. Auf dem Boden liegen viele Flaschen, zerbrochene Möbelteile und Küchenutensilien. Sogar mehrere Speisekarten finden die Denkmalschützer. Schnell ist klar: Dieser Bunker wurde auch nach dem Krieg noch genutzt. Ingmar Luther erklärt das so: "Nach dem Krieg waren im zerbombten Dortmund die Räume knapp. Deshalb hat die Stadt wohl die Konzession für eine Kneipe erteilt."

Bierflaschen und Speisekarten mit Ananas-Eisbecher

Die Fundstücke passen zu den Erzählungen von Zeitzeugen. Bislang waren es nur Erinnerungen, jetzt werden sie lebendig: In dieser Kneipe ging es nicht nur um kühles Pils aus Dortmund, sondern auf den Speisekarten werden auch Eisbecher bevorzugt mit Ananas und anderen Dosenfrüchten angeboten. "Wir wussten, dass irgendein Schankbetrieb hier unten stattgefunden haben soll. Aber dass es sich um eine Kneipe handelt, die auch noch richtig hergerichtet worden ist, überrascht uns wirklich", berichtet der Stadtarchäologe.

Die Denkmalschützer haben sich mittlerweile einen Überblick verschafft. Nicht jeder Raum, war Teil des Kneipen-Bunkers. Der eigentliche Schankraum im größten Raum hat bleiverglaste Wandverzierungen. Erhalten sind neben dem Tresen auch einige Stühle. Zum Teil sind sie verrottet, zum Teil aber auch noch Sitze erkennbar. Direkt im Anschluss des Schankraums offenbart sich die ehemalige Küche mit Spültisch und mit einer inzwischen verrosteten Eismaschine. Auch ein Ofen ist noch vorhanden.

"Wir haben hier wirklich großes Glück, dass der Bunker so gut verriegelt war", ist sich Ingmar Luther sicher. "So ist alles noch sehr gut erhalten. Ich glaube nicht, dass vor uns schon mal jemand hier reingekommen ist nachdem die Kneipe geschlossen wurde - und das ist wirklich gut so." Eine Konzession zur Kneipe im Bunker stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1948. Bis 1971 war sie gültig. Danach sei sie wohl nicht verlängert worden, weil inzwischen Dortmund wieder aufgebaut worden sei, vermutet der Stadtarchäologe.

Treff in der Tiefe hieß "Zur Grotte"

Der kleine Treff unter der Erde trug damals den passenden Namen "Zur Grotte" - auch das haben Zeitzeuginnen erzählt. Bier im ehemaligen Bunker zu trinken, damit hatten die Gäste früher offenbar kein Problem. Mehrere Eingänge soll die "Grotte" gehabt haben. Alle bis auf einen sind in den 70er Jahren bereits zugemauert worden. Nach ihrer Arbeit werden die Denkmalpfleger um Ingmar Luther die letzten sein, die die Grotte noch einmal gesehen haben. Um einen illegalen Einstieg in die Räume, in denen Metangas lebensgefährlich sein kann, zu verhindern, ist der Kneipen-Bunker bereits Ende April mit tonnenschweren Beton verschlossen worden.


 

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