Trotz des konjunkturellen Gegenwinds im Jahr 2024 stellte der Mittelstand in Deutschland eine bemerkenswerte Stabilität unter Beweis. Das ist das zentrale Ergebnis des KfW-Mittelstandspanels 2025. Während die Zahl der Erwerbstätigen einen neuen Höchstwert erreichte, sehen sich die Unternehmen weiterhin mit Investitionszurückhaltung, strukturellen Problemen und einer wachsenden Sorge um den Standort Deutschland konfrontiert.
Mittelstand als Jobmotor: 33 Millionen Erwerbstätige
Der deutsche Mittelstand festigte seine Rolle als größter Arbeitgeber der Nation. Ungeachtet der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen überschritt die Zahl der Erwerbstätigen erstmals die 33 Millionen-Grenze. Konkret war ein Zuwachs von 207.000 auf insgesamt 33,01 Millionen Personen zu verzeichnen. Damit stieg der Anteil der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) an der gesamtwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit leicht auf 71,6 Prozent.
Als Stabilitätsanker erwiesen sich in dieser Entwicklung erneut die Wissensintensiven Dienstleistungen, die ein Beschäftigungswachstum von 2,8 Prozent aufwiesen. Dagegen verzeichneten das Sonstige Verarbeitende Gewerbe und das mittelständische Baugewerbe das zweite Jahr in Folge einen Beschäftigungsabbau. Für das laufende Jahr 2025 deuten aktuelle Indikatoren jedoch auf eine wahrscheinliche Stagnation oder einen Rückgang der Beschäftigtenzahlen hin, wodurch der langjährige Wachstumspfad vorerst enden könnte.
Umsatzentwicklung und stabile Renditen
Nominal verzeichneten die mittelständischen Unternehmen insgesamt ein verhaltenes Umsatzwachstum von 2 Prozent, wodurch die Gesamtumsätze auf 5.179 Milliarden Euro stiegen. Preisbereinigt ergab sich damit jedoch ein leichtes Minus von 1 Prozent.
Die durchschnittliche Umsatzrendite vor Steuern im Mittelstand präsentierte sich im vergangenen Jahr mit 7,0 Prozent als stabil. Eine positive Entwicklung zeigten insbesondere die Kleinstunternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten, die 81 Prozent aller KMU stellen. Sie konnten ihre Renditen erstmals wieder steigern und damit einen Negativtrend seit 2018 umkehren. Dennoch zählten die Kleinstunternehmen aus Umsatzperspektive erneut zu den „Verlierern“, da ihre Umsätze nominal um 0,8 Prozent sanken und sie damit in den letzten fünf Jahren kaum mehr als Stagnation erreichten. Ein positiver Beitrag zum nominalen Umsatzwachstum kam von den digitalen Vertriebswegen (E-Commerce), die einen nominalen Zuwachs von 11 Prozent verzeichneten und 306 Milliarden Euro zum Umsatz beisteuerten. Die mittelfristigen Umsatzerwartungen der Unternehmen hellten sich im Jahresverlauf leicht auf und drehten wieder ins Positive.
Solide Eigenkapitalbasis, aber anhaltende Investitionsbremse
Die Kapitalstruktur des Mittelstands zeugt weiterhin von Strapazierfähigkeit. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote lag stabil bei 30,7 Prozent. Auch die Schuldentragfähigkeit wird als außergewöhnlich solide bewertet: Mehr als 96 Prozent der mittelständischen Unternehmen verfügen über eine ausreichende Tragfähigkeit, während der Anteil von Unternehmen mit kritischer Tragfähigkeit bei rund 3,6 Prozent lag.
Trotz dieser soliden finanziellen Basis hielt die Investitionszurückhaltung an. Die Investitionsbereitschaft verharrte unverändert bei niedrigen 39 Prozent der Unternehmen. Das gesamte Neuinvestitionsvolumen sank preisbereinigt erneut um 1,4 Prozent. Die Haupthemmnisse für Investitionen sind ein Dreiklang aus dem Preisniveau für Material, Energie und Löhne, der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands sowie gesetzlichen Vorgaben. Erfreulich hingegen ist, dass sich das Finanzierungsklima entspannt hat. Das Interesse an Kreditfinanzierung stieg und die Erfolgsquote in Kreditverhandlungen lag auf einem hohen Niveau von 67,0 Prozent. Insgesamt wurden Bankkredite in Höhe von rund 81 Milliarden Euro zur Investitionsfinanzierung eingesetzt.
Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland wächst
Die andauernde konjunkturelle Schwächephase des Landes, dessen Wirtschaft seit fünf Jahren stagniert, spiegelt sich im Insolvenzgeschehen wider. Zuletzt erreichte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ein Rekordhoch, den höchsten Stand seit 20 Jahren.
Der Mittelstand meldet im Panel zudem eine wachsende Sorge um den Standort Deutschland. Die Wettbewerbsfähigkeit wird maßgeblich durch Bürokratie, Fachkräftemangel, hohe Kosten, eine schwache Auftragslage und hohe politische Unsicherheit belastet.
Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW, ordnet die Befunde ein und unterstreicht die Relevanz der KMU: „Der öffentliche Fokus liegt in Deutschland häufig auf den großen Unternehmen. Dabei sind es die kleinen und mittleren Unternehmen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland maßgeblich prägen. Wichtig ist es daher, dass die Politik diese Unternehmen bei Bürokratieabbau, Abbau von Investitionshemmnissen und Kostenreduzierungen stets mitdenkt.“ Schumacher betont, dass das gemischte Bild des Mittelstands – hohe Resilienz trotz schwieriger konjunktureller Zeiten – nicht bedeute, dass es den Unternehmen wirklich gut gehe: „Die durchschnittliche Rentabilität stagniert schon länger, die Investitionsbereitschaft bleibt weiter gering. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist es essenziell, dass der Mittelstand wieder an Kraft gewinnt.“
Trotz dieser Belastungen stieg die Stimmung im Mittelstand leicht an. Hoffnungen auf Impulse stützen sich auf das Handelsabkommen zwischen der EU und den USA sowie den angekündigten deutlichen Fiskalstimulus durch die massive Ausweitung staatlicher Investitionsausgaben.












