Gastronomie in Rheinland-Pfalz mit deutlichen Rückgängen bei Umsätzen und Gästen

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Der seit Jahresanfang wieder geltende normale Mehrwertsteuersatz hat in der rheinland-pfälzischen Gastronomie einer Befragung des Dehoga zufolge zu deutlichen Rückgängen bei Umsätzen und Gästen geführt. Durchschnittlich seien die Erlöse im Februar um 14,9 Prozent niedriger ausgefallen als im Vorjahresmonat, sagte der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in Rheinland-Pfalz, Gereon Haumann, der Deutschen Presse-Agentur. Die Lage sei herausfordernd, aber nicht hoffnungslos.

Seit dem 1. Januar 2024 gilt in der Gastronomie auch für Speisen wieder der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Der Satz für Speisen in Restaurants oder Cafés war in der Corona-Pandemie zur Entlastung der Branche vorübergehend von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden. Diese Ausnahmeregelung wurden wegen der Energiekrise mehrmals verlängert, zuletzt bis Ende 2023. Bei Getränken war es bei den 19 Prozent geblieben.

Sehr viele Betriebe haben Preise erhöht

Die Dehoga hat bundesweit Gastronomen zu ihrer Geschäftsentwicklung befragt, in Rheinland-Pfalz waren es laut Haumann etwas mehr als 100 Betriebe. Hierzulande gaben 40,4 Prozent der Betriebe ein Umsatzminus im Februar 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat an, knapp 44 Prozent hätten demnach weniger Gäste. In mehr als einem Drittel der Betriebe sei auch der durchschnittliche Umsatz je Gast merklich zurückgegangen. 

«Das ist schon signifikant», sagte Haumann. Die Gewinnmargen lägen deutlich unter 15 Prozent. Umgehen müssten die Betriebe neben dem wieder höheren Mehrwertsteuersatz auch mit steigenden Kosten etwa für Energie, Lebensmittel und Getränke. Entsprechend hätten mehr als 94 Prozent der im Land befragten Gastronomen ihre Preise gegenüber dem Dezember des vergangenen Jahres erhöht - und das um 12,3 Prozent im Schnitt. Die große Mehrheit habe die wieder höhere Mehrwertsteuer an den Gast weitergereicht, angesichts der Umsatzrückgänge komme unter dem Strich weniger Geld in die Staatskasse. 

Es müsse nun geschaut werden, ob es eine allgemeine Konsumzurückhaltung gebe oder ob die Gastronomie besonders betroffen sei, sagte der Dehoga-Landespräsident. «Wir vermuten, dass es ein gastgewerbespezifischer Effekt ist.» Die spannende Frage der kommenden Monate sei, ob die Kunden die höheren Preise akzeptierten. 

Nur wenige Betriebe ziehen Entlassung von Mitarbeitern in Erwägung

Mehr als 70 Prozent der Betriebe hätten der Umfrage zufolge inzwischen geplante Investitionen aufgegeben oder kürzten diese. Außerdem hätten fast 44 Prozent der Betriebe Öffnungszeiten verkürzt, eine Mehrheit habe die Speisekarte ausgedünnt. Erfreulich sei, dass nur 14 Prozent die Entlassung von Mitarbeitern in Erwägung ziehe und das, obwohl in den vergangenen Jahren die Gehälter deutlich gestiegen seien - auch, um in der Pandemie verloren gegangenes Personal wiederzugewinnen. 

«Wir appellieren an die Betriebe, sich auf ihre Stärken zu besinnen», sagte Haumann. An der Qualität der Dienstleistung und der Qualität des Angebots dürfe definitiv nicht gespart werden. Preiserhöhungen sollten gegenüber Gästen transparent kommuniziert werden, dann brächten diese am ehesten Verständnis dafür auf. Trotz aller Schwierigkeiten sehe er gute Chancen für ein insgesamt erfolgreiches Jahr 2024. Der innerdeutsche Tourismus habe stark zugenommen. «Und Rheinland-Pfalz ist mittendrin», sagte Haumann. Innerhalb von nur zwei Autostunden erreichten rund 50 Millionen Menschen das Land. Davon lasse sich profitieren. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Verdienstabstand zwischen Gering- und Besserverdienenden in Deutschland hat sich zwischen April 2022 und April 2023 im Zuge der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns verringert. Zuvor hatte sich der Verdienstabstand zwischen April 2018 und April 2022 kaum verändert.

Die Arbeitskosten sind im Gastgewerbe in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das zeige eine Auswertung des Statistischen Bundesamts, wie der DEHOGA Bundesverband berichtet. Zwischen 2019 und 2023 legten die Kosten für eine geleistete Arbeitsstunde im Gastgewerbe um 38,5 Prozent zu.

Die Nachwehen der Corona-Pandemie sind für viele im Gastgewerbe noch immer spürbar, in Deutschland und in weiten Teile Europas. Gegenüber 2015 hat sich die Konkursrate im europäischen Gastgewerbe fast verdoppelt. Das zeigt ein Index für Insolvenzen in Europa, wie der DEHOGA Bundesverband berichtet.

Wer sich nicht gut fühlt, kann sich krankmelden. Ist das Kind krank, gibt es ebenso Regelungen. Doch was machen Beschäftigte, wenn der Partner krank wird, der normalerweise das Kind betreut?

Ob ein laufendes Ermittlungsverfahren oder eine Verurteilung wegen einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit: Wäre unangenehm, wenn der Arbeitgeber davon Wind bekommt. Doch darf er deshalb kündigen?

Fast jeder vierte Beschäftigte in Deutschland fühlt sich einer Umfrage zufolge bei Hitze während der Arbeit stark belastet. Jeder Fünfte klagt über hitzebedingte Gesundheitsprobleme.

In Filmen ist KI oft der Superschurke, in der Realität wird sie mal als Weltverbesserer mal als Jobkiller gesehen. Zumindest die Angst vor Letzterem ist unter Büroarbeitern aber nicht allzu präsent.

Hinter der Theke oder im Service: Minijobs locken als Nebenverdienst, besonders bei jungen Leuten. Die wichtigsten Rechte von Minijobbern im Überblick.

Deutschland ist nach einer internationalen Umfrage für ausländische Arbeitnehmer nach wie vor attraktiv. In der am Mittwoch veröffentlichten Befragung von 150 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus 188 Ländern liegt Deutschland in der Rangliste der beliebtesten Arbeitsstandorte auf Platz fünf.

Aufgemacht - und schnell wieder abgelegt: Behandeln Sie Ihre Entgeltabrechnung auch eher stiefmütterlich? Wo und warum sich ein genauer Blick oft lohnt.