Keine Entwarnung auf dem Arbeitsmarkt

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt entspannt sich nach dem Corona-Schock nach Ansicht führender Finanzinstitute weiter. «Doch von einer nachhaltigen Trendwende kann kaum die Rede sein», sagte Katharina Utermöhl von der Allianz-Gruppe in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Ab Herbst könne es wieder ungemütlicher für die deutsche Wirtschaft werden. «Das größte Risiko für den Aufschwung ist und bleibt der weitere Pandemieverlauf», sagte Fritzi Köhler-Geib, Chef-Volkswirtin der staatlichen KfW-Gruppe. Für eine Entwarnung sei es deshalb viel zu früh.

Die Zahl der Arbeitslosen dürfte nach Einschätzungen von Marc Schattenberg von der Deutschen Bank im August saisonbereinigt um etwa 20.000 im Vergleich zum Vormonat gestiegen sein. Utermöhl rechnet saisonbereinigt mit einem leichten Rückgang der Menschen ohne Job um etwa 10.000. Im Juli hatte die Bundesagentur für Arbeit 2,91 Millionen Arbeitslose verzeichnet. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,3 Prozent. Die Statistik für August will die Bundesagentur am Dienstag (1.9.) vorstellen.

Frühindikatoren deuteten auf eine Stabilisierung des Arbeitsmarktes hin, sagte Schattenberg. «Der deutsche Arbeitsmarkt wird weiterhin deutlich von der Kurzarbeit gestützt, was das Ausmaß von Entlassungen bisher begrenzte», sagte der Experte. Wegen der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes bis Ende 2021 bleibe dieser stützende Effekt weiterhin wirksam.

Gastronomie und Tourismus weiterhin bedroht

Etwas weniger optimistisch ist Allianz-Expertin Utermöhl. Zwar steige die Einstellungsbereitschaft in einigen Branchen wieder, sagte sie. In den von der Corona-Pandemie am meisten betroffenen Branchen wie etwa Gastronomie und Tourismus stehe das dicke Ende aber noch bevor. «Angesicht der nur sehr verhaltenen Erholungsdynamik werden viele Firmen hier trotz staatlicher Unterstützungsmaßnahmen schlussendlich doch nicht um Jobstreichungen oder gar eine Insolvenz herumkommen.»

Im dritten Quartal rechnen die Experten der Deutschen Bank mit einem Anstieg des Bruttoinlandproduktes um 5 Prozent. «Aufgrund des schwungvollen Starts in das dritte Quartal könnte die Entwicklung sogar etwas besser verlaufen als von uns erwartet», sagte Schattenberg. «Der Aufschwung erfasst jedoch nicht alle Branchen in gleicher Weise, dies zeigt sich deutlich im Einzelhandel», sagte Köhler-Geib von der KfW-Gruppe. Auch im Hotel- und Gaststättengewerbe hätten die Umsätze im Juni noch deutlich unter dem Vorjahreswert gelegen.

Die konjunkturelle Erholung ab Mai habe einiges wieder wettmachen können, aber bei weitem nicht alles, sagte Utermöhl. Wie Schattenberg geht sie davon aus, dass sich die Dynamik ab Herbst abschwächen wird. «Auch ohne eine ausgeprägte zweite Infektionswelle sollte fest mit Konjunkturrückschlägen kalkuliert werden.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Verdienstabstand zwischen Gering- und Besserverdienenden in Deutschland hat sich zwischen April 2022 und April 2023 im Zuge der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns verringert. Zuvor hatte sich der Verdienstabstand zwischen April 2018 und April 2022 kaum verändert.

Die Arbeitskosten sind im Gastgewerbe in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das zeige eine Auswertung des Statistischen Bundesamts, wie der DEHOGA Bundesverband berichtet. Zwischen 2019 und 2023 legten die Kosten für eine geleistete Arbeitsstunde im Gastgewerbe um 38,5 Prozent zu.

Die Nachwehen der Corona-Pandemie sind für viele im Gastgewerbe noch immer spürbar, in Deutschland und in weiten Teile Europas. Gegenüber 2015 hat sich die Konkursrate im europäischen Gastgewerbe fast verdoppelt. Das zeigt ein Index für Insolvenzen in Europa, wie der DEHOGA Bundesverband berichtet.

Wer sich nicht gut fühlt, kann sich krankmelden. Ist das Kind krank, gibt es ebenso Regelungen. Doch was machen Beschäftigte, wenn der Partner krank wird, der normalerweise das Kind betreut?

Ob ein laufendes Ermittlungsverfahren oder eine Verurteilung wegen einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit: Wäre unangenehm, wenn der Arbeitgeber davon Wind bekommt. Doch darf er deshalb kündigen?

Fast jeder vierte Beschäftigte in Deutschland fühlt sich einer Umfrage zufolge bei Hitze während der Arbeit stark belastet. Jeder Fünfte klagt über hitzebedingte Gesundheitsprobleme.

In Filmen ist KI oft der Superschurke, in der Realität wird sie mal als Weltverbesserer mal als Jobkiller gesehen. Zumindest die Angst vor Letzterem ist unter Büroarbeitern aber nicht allzu präsent.

Hinter der Theke oder im Service: Minijobs locken als Nebenverdienst, besonders bei jungen Leuten. Die wichtigsten Rechte von Minijobbern im Überblick.

Deutschland ist nach einer internationalen Umfrage für ausländische Arbeitnehmer nach wie vor attraktiv. In der am Mittwoch veröffentlichten Befragung von 150 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus 188 Ländern liegt Deutschland in der Rangliste der beliebtesten Arbeitsstandorte auf Platz fünf.

Aufgemacht - und schnell wieder abgelegt: Behandeln Sie Ihre Entgeltabrechnung auch eher stiefmütterlich? Wo und warum sich ein genauer Blick oft lohnt.