Nachzahlung bei unangemessener Ausbildungsvergütung

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Wie viel Geld Azubis während ihrer Ausbildung bekommen, kann sich unterscheiden - zumindest wenn der Ausbildungsbetrieb nicht tarifgebunden ist. Allzu weit darf die Vergütung aber nicht von einschlägigen Tarifverträgen entfernt sein. Das zeigt ein Urteil des Landesarbeitsgerichts Mecklenburg-Vorpommern (Az. 2 Sa 251/21), über das der Fachverlag Haufe.de berichtet.

Wann eine Vergütung als angemessen gilt

Grundsätzlich ist im Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt, dass Auszubildende Anspruch auf eine angemessene Ausbildungsvergütung haben. Wie auch der Fall vor dem LAG Mecklenburg-Vorpommern zeigt, gilt die Vergütung regelmäßig nicht als angemessen, wenn sie die in einem einschlägigen Tarifvertrag enthaltenen Vergütungen um mehr als 20 Prozent unterschreitet.

In dem verhandelten Fall verlangte ein angehender Kfz-Mechatroniker von seinem Arbeitgeber eine Nachzahlung von über 8000 Euro. Der Azubi war der Ansicht, dass die vereinbarte Ausbildungsvergütung nicht angemessen war.

Während seiner Ausbildung (von 2018 bis 2021) bekam er im ersten Lehrjahr 450 Euro brutto monatlich. Stufenweise steigerte sich die Vergütung auf 600 Euro pro Monat im letzten Lehrjahr. Der Azubi gab an, dass diese Ausbildungsvergütung 80 Prozent der tariflich vorgesehenen Vergütung unterschreite. Das LAG entschied zugunsten des Azubis und verpflichtete den Arbeitgeber zur Nachzahlung von gut 8400 Euro.

Mindestvergütung für Azubis

Die sogenannte 80-Prozent-Regelung ist mittlerweile sogar im BBiG festgeschrieben. Seit 2020 gilt darüber hinaus eine gesetzlich vorgeschriebene Mindestvergütung. Azubis, die zum Beispiel 2023 ihre Lehre starten, haben Anspruch auf monatlich mindestens 620 Euro.

Über ihre weiterführenden Rechte im Betrieb und der Berufsschule können sich Azubis zum Beispiel in einer Broschüre des DGB Jugend informieren. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Wer einen neuen Job beginnt, muss viele Abläufe erst einmal kennenlernen. Auf welchem Laufwerk werden Arbeitsdokumente abgespeichert, wie lautet das offizielle Wording bei Kundenanfragen und was muss bis zum Feierabend eigentlich genau erledigt werden? Welche Regelungen für die Einarbeitung gelten.

Was früher vielleicht als Macke oder Marotte wahrgenommen wurde, ist heute gleich ein Ausnahmezustand, ein Trauma und stellt Anspruch auf Schonung und Verständnis. Wohin führt das? Ein Gastbeitrag von Albrecht von Bonin.

Weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland war im vergangenen Jahr in einem tarifgebundenen Betrieb beschäftigt. Im Gastgewerbe liegt die Tarifbindungsquote bei 20 Prozent. Es gibt aber auch eine große Gruppe, bei der sich die Arbeitgeber zumindest an den Abkommen orientieren.

 In jedem sechsten Beruf fehlen Fachkräfte. Das geht aus einer Analyse der Bundesagentur für Arbeit hervor. Demnach gab es im vergangenen Jahr in 200 der rund 1200 bewerteten Berufe einen Engpass. Im Vergleich zum Vorjahr 2022 ist auch der Bereich Hotel- oder Gastronomieservice neu dazugekommen.

Das Gastgewerbe in Schleswig-Holstein steuert trotz großen Personalbedarfs zuversichtlich die Hochsaison an. Dabei sei die Situation von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich, wie der Dehoga nun mitteilte.

Weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland war im vergangenen Jahr in einem tarifgebundenen Betrieb beschäftigt. Geringe Quoten gab es im Gastgewerbe, bei Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie in der Land- und Forstwirtschaft.

Der seit Oktober vergangenen Jahres erhöhte gesetzliche Mindestlohn hat die Einkommenssituation von rund 5,8 Millionen Menschen in Deutschland verbessert. Die Verdienstsumme der Beschäftigten vergrößerte sich mit dem Schritt auf 12,00 Euro Stundenlohn rechnerisch um 9,6 Prozent oder 480 Millionen Euro.

Idealerweise ist ein Chef verständnisvoll und zugewandt. In der Realität hakt es allerdings immer wieder an der Sozialkompetenz. Wann darf ein Mitarbeiter sich wehren?

Die Tarifverdienste in Deutschland sind im 1. Quartal 2023 im Durchschnitt um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Das Gastgewerbe weist in einer Analyse des Statistischen Bundesamtes die höchsten Anstiege auf.

Beschäftigte haben in Deutschland im vergangenen Jahr rund 1,3 Milliarden Überstunden geleistet. Die Überstunden entsprechen demnach 809.000 Vollzeitstellen. Umgerechnet machte jeder Arbeitnehmer 2022 etwa 31 Überstunden.