Personalmangel an der Küste - Tourismusbranche sucht Fachkräfte im Ruhrgebiet

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Um Arbeitskräfte für die Tourismusbranche an der niedersächsischen Nordseeküste zu finden, weiten Hoteliers, Gastronomen und Touristiker ihre Suche gezielt nach Nordrhein-Westfalen aus. Am Donnerstag (21. März) wollen rund 30 Arbeitgeber von der Küste und den Ostfriesischen Inseln mit einem Reisebus in einem blau-weißen Nordsee-Design zu einer Jobmesse nach Essen reisen, um dort für Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Urlaubsregion zu werben. Mit der Aktion, die bislang einmalig sei, wolle die Region dem Fachkräftemangel aktiv entgegentreten, sagte Mario Schiefelbein, Geschäftsführer der Tourismus-Agentur Nordsee (Tano), die die Fahrt organisiert.

Bei dem Karrieretag an der Philharmonie in Essen wollten Arbeitgeber von der Küste aktiv auf Bewerberinnen und Bewerber zugehen, sagte Schiefelbein. «Es geht darum, aus erster Hand Informationen zu bekommen und nicht einfach nur mit einer Plakatkampagne für das Arbeiten an der Nordsee zu werben.» Etwa seien Insulaner von Langeoog und Juist dabei, die Bewerbern erzählen könnten, was es bedeute, einen Job auf einer Insel anzunehmen. «Deswegen kommen wir zu denen hin und warten nicht, bis sie zu uns kommen.» Bei «Job-Speed-Datings» sollen potenzielle Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf der Messe zusammenfinden.  

Ruhrgebiet wichtige Herkunftsregion von Nordseeurlaubern

Da deutschlandweit der Bedarf und die Konkurrenz um Fachkräfte groß sei, sei klar, dass die Suche der Niedersachsen nach Arbeitskräften in NRW nicht nur auf Gegenliebe stoßen werde, sagte Schiefelbein. In NRW und speziell im Ruhrgebiet gebe es allerdings ein großes Interesse an der Nordseeküste. «Weil wir natürlich wissen, dass viele aus dem Ruhrgebiet hier schon Urlaub gemacht haben oder immer wieder Urlaub machen.» Für manchen könne es daher ein Traum sein, dort zu arbeiten, wo man sonst die Ferien verbringe. 

Der Personalmangel insbesondere im Gastgewerbe ist an der Küste ein Dauerthema. Zuletzt mussten Restaurants und Hotels schon Ruhetage einlegen, Öffnungszeiten einschränken oder Angebote reduzieren, weil Arbeitskräfte fehlten. In der Saisonumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostfriesland/Papenburg unter rund 80 Betrieben vom Herbst 2023 gaben rund 60 Prozent der Unternehmen an, offene Stellen längerfristig nicht besetzen zu können, da kein passendes Personal zu finden sei. Der Personalmangel wurde als zweitgrößtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen nach Energie- und Lebensmittelpreisen. Eine Initiative hatte im vergangenen Jahr auch die Ostfriesischen Inseln ergriffen, als sie mit eigenen Job-Portalen nach potenziellen Arbeitskräften suchten.

«Es wird alles gesucht, vom Kellner bis zum Badearzt»

Der Mangel nicht nur an Fach-, sondern an Arbeitskräften insgesamt sei an der Nordsee groß, sagte Schiefelbein. «Es wird alles gesucht, vom Kellner bis zum Badearzt.» Keine Branche sei vom Bedarf ausgenommen. «Es gibt eine hohe Nachfrage, aber es gibt wenig Bewerber. Das heißt, man muss sich etwas einfallen lassen», sagte der Tano-Chef. Bislang suche jeder für sich. Die Tourismus-Agentur, die als touristische Dachorganisation insgesamt neun Landkreise und Städte an der niedersächsischen Nordseeküste vertritt, wolle nun einen gemeinsamen Anlauf starten. Die rund 100 000 Euro teure Aktion, zu der auch eine Werbekampagne und ein Job-Portal gehören, wird vom Land Niedersachsen gefördert. (dpa)


 

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