So isst die Generation Z

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die Grenzen variieren leicht je nach Definition. Geboren ungefähr ab Mitte der 90er, bis hin zum Jahrgang 2012, das ist die Generation Z, auch kurz Gen Z genannt. 

Offen, neugierig, engagiert - den «Digital Natives» werden verschiedenste Merkmale zugeschrieben. Und wie sind sie unterwegs, was die Ernährung angeht? Gabriel Laeis ist Professor für Food Management und Tourismusmanagement an der IU Internationalen Hochschule und erklärt, was die jungen Leute gerne essen.

Was zeichnet die Generation Z bei der Ernährung aus?

Gabriel Laeis: Wir wissen, dass die Gen Z eigentlich die erste Generation ist, die die fleischlose Ernährung für sich entdeckt hat. Seit wir in Generationen einteilen, hat sich vorher noch keine Generation so bewusst für so wenig Fleisch entschieden. Das zeichnet die Gen Z absolut aus. Studien besagen, dass ungefähr 14 Prozent vegetarisch leben und 6 Prozent vegan.

Interessanterweise sticht die Gen Z aber auch dadurch heraus, dass sie es gern einfach mag. Die jungen Leute wollen nicht lange in der Küche stehen und kochen. Sie wollen auch nicht aufwendig einkaufen gehen. So wissen wir, dass nahezu alle das Thema Ernährung interessant finden, aber ungefähr zwei Drittel ein Essen wollen, das einfach zuzubereiten ist.

Im Prinzip kann man sagen: Die Gen Z interessiert sich sehr für Ernährung, hat aber wenig Zeit dafür. Das ist ein interessanter Widerspruch.

Das klingt eher nach bestellen, statt selbst zu kochen?

Laeis: Die Gen Z ist zwar die erste Generation, die in einer hochgradig digitalisierten Welt aufgewachsen ist. Über eine App zu bestellen, ist für sie so selbstverständlich, wie morgens zu duschen. Allerdings hat sie nicht das nötige Kleingeld, um das regelmäßig zu tun oder häufig essen zu gehen.

Es ist eher so, dass diese Generation das bevorzugt, was sich einfach und günstig zubereiten lässt. Wenn man also zum Beispiel Chicken Nuggets auf Tofu-Basis produzieren und für einen ansprechenden Preis verkaufen würde, träfe man damit auf jeden Fall einen Nerv der Gen Z. 

Welche Gerichte oder Zutaten sind beliebt?

Laeis: Es gibt bestimmte Produktgruppen, die die Gen Z zumindest spannender findet als der deutsche Durchschnitt. Zum Beispiel fleischreduzierte Lebensmittel oder Fleischalternativen und Biolebensmittel. Auch sogenannte High-Protein-Foods, also Nahrungsmittel mit erhöhtem Proteingehalt, oder sogenanntes Superfood wie die Acai-Beere oder Algenpulver sind von Interesse.

Da sehen wir allerdings eine klare Trennung: Die männlichen Jugendlichen finden Protein wegen des Muskelaufbaus großartig, die weiblichen fragen eher danach: Was ist eigentlich in meinem Essen drin und was macht das mit mir?

Gleichzeitig interessiert sich die Gen Z im Vergleich zum deutschen Durchschnitt etwas weniger für abwechslungsreiche Kost oder dafür, ob besonders viel Gemüse oder Obst enthalten ist. Die alte Weisheit «Iss viel Gemüse und weniger Fleisch» ist für sie eher ein alter Hut, sie wollen etwas Spannenderes.

Und was konkret wäre spannender?

Laeis: Hoch im Kurs steht sicher eine Küche, die den Geschmack der Gen Z trifft. Also mindestens fleischreduziert, häufig vegetarisch-vegan - und das Ganze schmackhaft umgesetzt. Man kann natürlich gedämpften Kohlrabi mit Bratkartoffeln essen. Leckerer finden die jungen Leute aber etwa ein thailändisches Gemüsecurry oder ein Gericht mit Kichererbsen aus der Jerusalem-Küche.

Ich würde sagen, es sind vor allem die ostasiatischen Küchen, die indische und die Jerusalem-Küche, die für die Gen Z interessant sind. Das schlägt sich auch in der Gastronomie nieder. Auf jeder dritten Speisekarte heißen Salate jetzt Bowls, die sich aber auch häufig durch eine Vielfalt von Zutaten auszeichnen.

Was auch interessant ist: Obwohl es in dieser Generation ein hohes Maß an Erkenntnis und Einsicht gibt, dass der Klimawandel bekämpft werden sollte, stehen doch sehr internationale Lebensmittel hoch im Kurs, beispielsweise Granatapfelkerne oder Avocado. Das hat nicht viel mit einer regionalen Küche zu tun, macht aber natürlich vegetarisches Essen schmackhaft.

Kann die Gen Z bei der Ernährung auch Vorbild sein?

Laeis: Abschauen können sich alle anderen Generationen auf jeden Fall den zunehmenden Verzicht auf tierische Produkte. Und ich kann auch nur allen Eltern, die jetzt Kinder in der Generation Z haben, empfehlen: Setzt euch damit auseinander und respektiert das bitte. Denn oft regen sich Eltern darüber auf, dass ihre Kinder nicht mehr Wurst und Schnitzel essen wollen. 

Mein Rat an Eltern wäre grundsätzlich, schon mit kleinen Kindern zu kochen oder sie in ein paar Blumentöpfen oder in einer Ecke im Garten selbst etwas ziehen oder anbauen zu lassen. Zeigt den Kindern, wo die Lebensmittel herkommen, damit sie nicht denken, dass die Kartoffel im Supermarkt wächst! Das schafft häufig eine ganz natürliche Verbindung zu Nahrung. Entsprechend werden diese Kinder später Lebensmittel bewusster konsumieren. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine Reihe großer Bierhersteller hebt die Preise an. Sechs der zehn meistgetrunkenen Biermarken in Deutschland sind nach einer Analyse des Getränkemarktfachmagazins «Inside» aktuell oder in den kommenden Monaten von Preiserhöhungen der Großbrauereien betroffen. Aktuell werden auch alkoholfreie Getränke teurer.

Künstliche Intelligenz hält zunehmend Einzug in Hotellerie und Gastronomie. Laut einem Blog-Post der DEHOGA Beratung kann der gezielte Einsatz von KI Arbeitsabläufe effizienter gestalten, die Teams entlasten und die Gästezufriedenheit steigern. Die Technologie bringe jedoch auch Herausforderungen mit sich.

Das Hotel- und Gastgewerbe setzt zur Nachwuchssicherung verstärkt auf internationale Auszubildende. Eine aktuelle Untersuchung des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung zeigt, dass Auszubildende mit ausländischem Pass maßgeblich dazu beitragen, den Fachkräftemangel in der Branche zu mildern.

Atemwegserkrankungen setzen Beschäftigte besonders oft außer Gefecht, psychische Belastungen besonders lange. Doch sind Arbeitnehmer heute kränker als früher? Machen sie öfter blau? Oder gibt es andere Gründe?

Verträge auf Zeit können den beruflichen (Wieder-)Einstieg erleichtern, aber auch zur Belastungsprobe werden. Zwei Rechtsexpertinnen erklären, was bei Befristungen wichtig ist.

Der italienische Prosecco hat in den USA einen historischen Markterfolg erzielt. Neue Daten des Uiv–Vinitaly Observatory bestätigen: Der Schaumwein übertrifft Champagner in den amerikanischen Einzelhandelsumsätzen und wächst viermal schneller als der gesamte italienische Weinmarkt.

Ein gutes Arbeitszeugnis kann die Eintrittskarte für einen neuen Job sein. Auch wenn keine Note darunter steht, verraten die Formulierungen doch einiges. Wie so ein Zeugnis zu lesen ist.

Thüringen meldet einen leichten Rückgang bei Übernachtungen und liegt damit im bundesweiten Trend. Doch einige Regionen und Unterkünfte legen weiter zu.

Unentschuldigtes Fehlen oder wiederholtes Zuspätkommen kann zur Kündigung führen. Doch ab wann ist der Job wirklich in Gefahr? Eine Fachanwältin für Arbeitsrecht klärt auf.

Glücksspiel ist Teil des Alltags in vielen europäischen Ländern, nur die Regeln unterscheiden sich erheblich. Deutschland hat mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 einen Rahmen geschaffen, der Ordnung verspricht und gleichzeitig Diskussionen befeuert. Zu streng nach Meinung der einen, zu zaghaft im Vollzug nach Meinung der anderen.