Stimmung in Niedersachsens Tourismusbranche weiter getrübt

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Die Sorge vor steigenden Arbeitskosten sowie hohe Energie- und Rohstoffpreise belasten weiterhin das Gastgewerbe und die Tourismuswirtschaft in Niedersachsen. Das geht aus der aktuellen Frühjahrsumfrage der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) unter rund 450 Betrieben hervor. Zwar sorgte demnach das gute Wetter über die Osterferien für einen ordentlichen Start der Tourismussaison im Land - die Zukunftsaussichten bewerten Gastronomen, Beherbergungsbetriebe und Reiseveranstalter unter dem Strich aber zurückhaltend.

«Die Stimmung bei den Unternehmen ist verhalten. Da ist kein breiter Optimismus erkennbar», sagte IHKN-Hauptgeschäftsführerin Monika Scherf der Deutschen Presse-Agentur. Dies entspreche auch der gesamtwirtschaftlichen Situation. Auch in anderen Branchen werde mit Investitionen abgewartet. 

Im Gastgewerbe stieg der sogenannte Klimaindex nach einem Abwärtstrend in diesem Frühjahr nur minimal an. Diese Kennziffer zwischen 0 und 200 wird bei der halbjährlich erfolgenden Umfrage als Mittelwert aus allen Rückmeldungen der Betriebe gebildet. Demnach legte der Wert im Vergleich zur Umfrage im Herbst von 87,5 Punkten auf nun 90,6 Punkte zu. Zum Vergleich: Im Vorjahr 2024 lag der Wert im Frühjahr ebenfalls bei ähnlichen 90,2 Punkten. 

Aktuelle Geschäftslage und Aussichten 

Der Umfrage zufolge bewertet ein Viertel der befragten Betriebe im Gastgewerbe ihre aktuelle Lage als gut. Etwa die Hälfte gab an, sie sei befriedigend. Rund 28 Prozent sprachen von einer schlechten Lage. Ähnliche Ergebnisse gab es in der Gastronomie. 

Die Geschäftsaussichten haben sich im Vergleich zur Herbstumfrage zwar etwas verbessert, bleiben aber laut IHK verhalten. 18 Prozent der in der Umfrage befragten Betreibe im Gastgewerbe erwarten demnach eine günstigere Geschäftslage. Im vergangenen Herbst sagten das gerade mal 8 Prozent der Unternehmen. Etwa ein Drittel nimmt aktuell eine Verschlechterung an. Fast jeder zweite Betrieb geht von einer gleichbleibenden Lage aus. 

Was die Betriebe als größtes Risiko sehen

«Die Risiken, die wir sehen, sind vor allem Kostenrisiken», fasste Scherf die Umfrageergebnisse zusammen. Erneut an der Spitze liegen die Arbeitskosten. Etwa 8 von 10 Betriebe (85 Prozent) nannten die Arbeitskosten als größtes Geschäftsrisiko für die kommenden 12 Monate - der Wert ist ein Allzeithoch. Eingepreist sei darin auch die Sorge, dass der Mindestlohn künftig auf 15 Euro steigen könnte, sagte Scherf. Da das Gastgewerbe eine personalintensive Branche ist, schlägt diese Sorge laut IHK deshalb dort umso mehr durch.

Dahinter wurden als weitere Geschäftsrisiken die Kosten für Energie, Rohstoffe und Lebensmittel (76 Prozent), die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (60 Prozent) und der Personalmangel (51 Prozent) genannt. 

Die Sorgen könnten sich der Umfrage zufolge auch auf Preise im Gastgewerbe auswirken. Zwar geht mehr als jeder zweite Betrieb von gleichbleibenden Preisen für die nächste Saison aus, 44 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer aber erwarten, dass sie ihre Preise anheben werden müssen. 

Was die IHK für die Branche fordert

Für etwas Zuversicht in der Tourismusbranche sorgten angekündigte Änderungen der Bundesregierung, erklärte Scherf. Dazu zähle etwa die im Koalitionsvertrag vereinbarte Senkung der Umsatzsteuer auf Speisen in Restaurants ab 2026 sowie die Flexibilisierung der Arbeitszeit. «Da ist ein bisschen was in Bewegung. Aber bei weitem noch nicht das, was diese Branche und anderen Branchen brauchen», sagte Scherf. 

Die IHKN-Geschäftsführerin appellierte an die Bundesregierung, Betrieben mit mehr Vertrauen statt mehr Bürokratie zu begegnen. Von einem Abbau von Berichts- und Dokumentationspflichten profitierten auch das Gastgewerbe. «Wir erwarten von der neuen Bundesregierung deutliche Erleichterungen für die Betriebe durch mehr Digitalisierungsangebote, Abbau von Bürokratie und steuerliche Anreize für Investitionen», hieß es in einer Mitteilung 

An der Umfrage zwischen Anfang April und Anfang Mai beteiligten sich laut IHKN Betriebe aus der Hotellerie, der Gastronomie und der Campingwirtschaft sowie Reisebüros und Reiseveranstalter. (dpa)


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