Verlage und Hotellerie ringen mit Folgen der Buchmesse-Absage

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Nach der Absage der Leipziger Buchmesse wegen der Corona-Gefahr ringen die Beteiligten mit den Folgen. Die Messe hat eine Taskforce gebildet, um die zahlreichen Anfragen von Ausstellern und Besuchern bewältigen zu können, wie Sprecherin Ruth Justen am Mittwoch sagte. Zudem will die Messeleitung bis zum Ende der Woche klären, in welchem Rahmen die Leipziger Buchpreise auch ohne Messe verliehen werden können.

Im Internet haben Buchfans die Soli-Aktion #bücherhamstern gestartet. Sie soll vor allem Kleinverlagen helfen, die das Messe-Aus besonders hart trifft. Die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Stadt Leipzig sind noch nicht zu beziffern. Einzelne Veranstaltungen des gestrichenen Lesefestival «Leipzig liest» werden voraussichtlich trotzdem stattfinden. Eine Übersicht dazu gibt es jedoch noch nicht.

Die Messe und die Stadt Leipzig hatten am Dienstag die Buchmesse 2020 wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus abgesagt. Sie hätte vom 12. bis 15. März stattfinden sollen.

Damit stand auch die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse infrage, einer der wichtigsten deutschen Literaturpreise. Er wird in drei Kategorien ausgelobt und ist mit insgesamt 60 000 Euro dotiert. Die Auszeichnung soll vergeben werden, unklar ist aber, wo und wie. Gesucht wird auch noch nach einem angemessenen Rahmen zur Verleihung des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung, der sonst beim Festakt zur Messeeröffnung überreicht wird. Er soll in diesem Jahr an den Ungarn László Földényi gehen.

Auf Twitter wurde seit Dienstag die Aufforderung zum #bücherhamstern zigfach geteilt. Verbreitet wurde der Hashtag zu Gunsten unabhängiger Verlage vom Phantastik Autoren Netzwerk (PAN). «Kleinverlage machen einen erheblichen Umsatz auf der Leipziger Buchmesse», sagte die PAN-Vorstandsvorsitzende Diana Menschig. Einen großen Verlag und einen bekannten Autor störe es nicht, wenn ihm eine Buchmesse-Lesung mit 50 verkauften Büchern entgehe. «Aber Kleinverlage haben dreistellige Auflagen, sagen wir 500. Und da sind 50 nicht verkaufte Bücher eben 10 Prozent des Umsatzes.»

Die Hotel- und Gaststättenbranche in Leipzig erwartet wegen der Absage der Buchmesse erhebliche wirtschaftliche Folgen. Es sei mit großen Verlusten zu rechnen, sagte Dehoga-Regionalgeschäftsführer Holm Retsch am Mittwoch. Auch der Geschäftsführer der Leipzig Tourismus Marketing GmbH, Volker Bremer, sagte, der Ausfall der Messe mit ihren erwarteten 280 000 Besuchern lasse sich «leider nicht kurzfristig kompensieren».

Mehrere Hotels berichteten von einer Stornierungswelle. «Unser Haus war für die Tage der Buchmesse ausgebucht, nun haben rund 50 Prozent aller Hotelgäste schon storniert», sagte Dorothea Fendt, stellvertretende Direktorin des Hotel Michaelis. Fast alle, die wegen der Buchmesse kommen wollten, hätten abgesagt.

Auch Michael Lehmann, Direktor des Seaside Hotels, sagte: «Wir haben nächste Woche erstmal Langeweile.» Endgültige Aussagen könne er noch nicht treffen, denn Aussteller und Partner seien noch mitten in den Umplanungen. «Wir sind momentan von einer Ausbuchung von 100 Prozent auf 43 Prozent gesunken, und ich rechne mit weiteren Stornierungen», sagte Lehmann. «Eine Situation wie diese habe ich noch nie erlebt. Was in den nächsten Tagen passiert ist wie ein Buch mit sieben Siegeln.»

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die wirtschaftspolitischen Verwerfungen treffen die Unternehmen in Deutschland weiter hart. Bonitäts-Schlusslicht bleibt das Gastgewerbe. Auch wenn sich die Lage seit Corona leicht gebessert hat, bleibt die Kreditwürdigkeit bei Gastronomen deutlich eingeschränkt.

Das kommende Jahr 2026 bringt für Unternehmen in Deutschland im Durchschnitt 2,4 Arbeitstage mehr als das laufende Jahr 2025. Dies teilt das Statistische Bundesamt mit. Bundesweit wird die durchschnittliche Zahl der Arbeitstage 250,5 erreichen.

Neue Studienergebnisse zeigen einen deutlichen Wandel im Trinkgeldverhalten der Deutschen. Während es im Restaurant stabil bleibt, sinkt die Bereitschaft in anderen Dienstleistungsbereichen massiv.

Deutschland zählt so viele Firmenpleiten wie seit 2014 nicht - und trotz Konjunkturhoffnungen gibt es keine Entwarnung für das kommende Jahr. Die zahlenmäßig meisten Insolvenzen entfielen auf das Dienstleistungsgewerbe.

Die Zuversicht der Verbraucher in Deutschland bezüglich ihrer eigenen finanziellen Lage stagniert. Das aktuelle Postbank Stimmungsbarometer beleuchtet die Hauptsorgen der Bevölkerung und zeigt auf, wie die gestiegenen Kosten die Spar- und Konsumpläne beeinflussen.

Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die Niedriglohnquote in Deutschland konstant bei 16 Prozent liegt. Besonders betroffen ist das Gastgewerbe, wo über die Hälfte der Jobs dem Niedriglohnsektor zuzuordnen sind.

Im Büro, auf der Bühne oder an der Maschine: Macht das einen Unterschied, wenn Medikamente die Leistungsfähigkeit einschränken? Und was passiert, wenn ein Fehler passiert? Fragen und Antworten.

Die anstehende Erhöhung des Mindestlohns auf 13,90 Euro pro Stunde zum 1. Januar 2026 hat für das Gastgewerbe die größten Auswirkungen. Das geht aus einer neuen Studie des ifo Instituts hervor. Die Branche weist die höchste Betroffenheit auf und plant entsprechende Reaktionen auf den signifikanten Lohnkostenanstieg.

Kinder weltweit essen immer mehr hochverarbeitete Lebensmittel – mit gefährlichen Folgen für Gesundheit, Wachstum und Psyche. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Unicef-Analyse, die zusammenfasst, wie sehr sogenannte ultra-verarbeitete Produkte (UPFs) den Alltag von Kindern und Jugendlichen bestimmen.

Fit Reisen das Suchverhalten in den 200 größten deutschen Städten untersucht, um die tatsächliche Nachfrage nach Wellnessangeboten zu analysieren. Die Auswertung zeigt, dass dabei die Nähe zu Angeboten, regionale Gegebenheiten und das Einkommen entscheidend sind.