Vom "Halal-Boom" bis zum neuen "Konflikt der Generationen": zehn globale Trends für 2020

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die Jugend zeigt sich so politisch wie schon lange nicht mehr. Die "Fridays for Future"-Bewegung oder die jüngsten Massenproteste im Libanon und in Chile spiegeln die Spannungen zwischen der "Generation Greta" und den "Babyboomern" wider. Dieser Konflikt wird sich auch 2020 fortsetzen, prophezeien die Experten der Unternehmensberatung A.T. Kearney in ihrer globalen Vorhersage für das kommende Jahr.

Neben der Verschärfung des Generationenkonflikts erwarten die Experten 2020 eine Zunahme an Wasserkrisen, den Weltraum als geopolitischen Spielball und den Durchbruch des 5G-Netzes. Dazu kommen ein Boom bei Halal-Produkten sowie die Entstehung eines neuen Geschäftszweiges, der Katastrophenökonomie, wo Startups drohenden Natur- und Umweltkatastrophen mit innovativen Ideen entgegentreten.

Der Schutz persönlicher Daten wird auch im kommenden Jahr ein bestimmendes Thema bleiben. Die EU mit ihrer Datenschutzgrundverordnung entwickelt sich zum Vorreiter für Datenschutz. "Der Bericht liefert 10 wichtige Prognosen und Trends, von denen wir erwarten, dass sie im kommenden Jahr an Dynamik gewinnen. Da der globale Klimawandel immer mehr Gemeinschaften auf der ganzen Welt herausfordert, müssen Unternehmen und Regierungen innovative Wege finden, um Wasserkrisen zu bekämpfen und den Opfern von Naturkatastrophen zu helfen. Die Städte werden auch weiterhin eine Vorreiterrolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen, unter anderem durch die Verringerung der CO2-Emissionen und den Aufbau widerstandsfähigerer Infrastrukturen", fasst Dr. Martin Eisenhut, Partner und Managing Director von A.T. Kearney Deutschland, Österreich & Schweiz, wichtige Punkte des Global Business Policy Councils von A.T. Kearney zusammen.

Bereits zum vierten Mal wagen die Experten des Global Business Policy Council einen Ausblick. Dabei kann der Global Business Policy Council auf eine erstaunliche Treffsicherheit verweisen. So lag die Trefferquote vergangenes Jahr bei 60 Prozent. Bei drei Vorhersagen lag man zu drei Vierteln richtig und bei einer Vorhersage zu 50 Prozent.

Die 10 globalen Trends 2020:

#1 Der Konflikt der Generationen verschärft sich, da sich die Gräben vertiefen.

Die Gräben zwischen den Generationen werden tiefer. Das zwingt Politiker dazu, Farbe zu bekennen. Die Generation Z und die Millennials fordern die Babyboomer heraus. Die von Aktivisten der Generation Z wie Greta Thunberg angeführten Klimademonstrationen werden weiterhin anhalten, ebenso Proteste gegen das Versagen der eigenen Regierung wie im Libanon und in Chile. Spannungen werden auch die US-Präsidentschaftswahl begleiten und die Abkühlung der Weltwirtschaft bereitet Jung und Alt finanzielle Sorgen. Obwohl Regierungen in einigen Ländern auf diese Anliegen eingehen werden, führt dies nur zu wenigen neuen Gesetzen.

#2 Wasserkrisen beflügeln Innovation.

Aufgrund des Klimawandels verschärfen sich Wasserkrisen, Überschwemmungen, Wasserknappheit und Verunreinigung des Trinkwassers. Diese Wasserkrisen inspirieren Startups zu technischen Innovationen. Erfindungen, wie hocheffiziente Wasserhähne und tragbare Wasserqualitätsscanner, sollen die Wasserknappheit und Verunreinigungen bekämpfen. Dazu kommen Kampagnen zum Wassersparen, wie z.B. die "Water Day Zero Initiative" in Kapstadt, die die Bürger auffordern, den Wassermissbrauch zu reduzieren.

#3 Klimawandel und Infrastruktur als Herausforderung für die Stadtentwicklung.

Der Klimawandel stellt auch die Stadtentwicklung vor enorme Herausforderungen, dazu kommen Wohnungsnot, Ernährungsunsicherheit, schlechte Verkehrssysteme und Umweltverschmutzung. Im Jahr 2020 werden viele Städte ihre Anstrengungen zur Bewältigung dieser Infrastruktur- und Klimaherausforderungen verstärken. Auf der Agenda stehen Investitionen in sozialen Wohnungsbau, vertikale Landwirtschaft und innovative Verkehrslösungen. Städte wie Austin, Lissabon, Athen und 30 weitere setzen dabei auf Fahrradverleihsysteme, Beschränkungen für Einwegplastik und den Einsatz von Elektrobussen.

#4 Eine neue Katastrophenökonomie entsteht.

Natur- und Umweltkatastrophen lassen einen neuen Markt, die Katastrophenökonomie, entstehen. Startups und etabliertere Unternehmen entwickeln neue Technologien, die zu mehr Investitionen und höheren Umsätzen führen, da sich auch Regierungen und internationale Organisationen zunehmend auf den Privatsektor verlassen.

#5 Der weltweite Halal-Markt steigt auf 2,5 Billionen Dollar.

2020 machen Muslime 25 Prozent der Weltbevölkerung aus. Das führt zu einem erhöhten Konsum von Halal-Produkten. Davon profitieren Lebensmittel-, Reise-, Mode-, Medien-, Pharma- und Kosmetik-Branche. 2020 ist der globale Halal-Markt erstmals 2,5 Billionen US-Dollar schwer, da multinationale Unternehmen verstärkt auf Halal-Produkte setzen. So wird das Angebot an Halal-Mode und Kosmetika weiter zunehmen. Das zeigt sich unter anderem auch beim zwei Millionen Dollar Investment in das Reiseunternehmen "HalalBooking", einem Newcomer im Halal-Tourismus.

#6 Die Vereinigten Staaten stoßen im Wettlauf um 5G auf Herausforderungen.

Es herrscht ein globaler Wettbewerb beim Aufbau der ersten 5G-Netze. Dabei läuft alles auf einen Wettstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China hinaus. Aus diesem Wettbewerb wird China 2020 als Sieger hervorgehen, da es den USA einerseits an 5G-Ausrüstern fehlt und sich auch lokaler Widerstand aufgrund von Gesundheitsbedenken formiert.

#7 Der europäische Datenschutz setzt weltweiten Standard.

Datenschutz wird auch 2020 ein bestimmendes Thema bleiben. Seit Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hat die EU eine Vorreiterrolle beim globalen Datenschutz eingenommen. Länder wie Kalifornien, Brasilien und Thailand haben eigene Regelungen nach europäischem Vorbild erlassen. 2020 werden weitere Länder folgen.

#8 Nordostasien wird zum geopolitischen Brennpunkt.

Die geopolitischen Spannungen in Nordostasien nehmen zu. China und Russland präsentieren Hyperschallwaffen, Nordkorea enthüllt eine Rakete für U-Boote und die Proteste in Hongkong gehen weiter. Auch der Konflikt zwischen China und Taiwan verschärft sich. Der Handelsstreit zwischen Japan und Südkorea setzt sich fort, was die Produktion von Halbleitern beeinträchtigt und die Preise für Speicherchips steigen lässt, die an Smartphone-Käufer weitergegeben werden.

# 9 Die Aufwertung des US-Dollars setzt sich fort.

Der US-Dollar wird im Jahr 2020 weiterhin stark bleiben und möglicherweise sogar gegenüber anderen wichtigen Währungen zulegen. Auch wenn die US-Zinsen weiter gesenkt werden, werden sie von den Zentralbanken in Asien und Europa ausgeglichen, die ebenfalls eine lockere Geldpolitik betreiben. Die weitere Aufwertung des US-Dollars wird die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte aus China und anderen Schwellenländern verbessern. Die Gefahr von Währungskriegen steigt.

# 10 Kommerzielle und nationale Interessen prallen in einem dicht gedrängten Weltraum aufeinander.

Im Weltraum wird es langsam eng: Immer mehr private Unternehmen wie Amazon, SpaceX drängen in den Weltraum. 2020 startet der Wettlauf zum Mars, an dem sich die USA, die EU aber auch China und die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligen. Bei multilateralen Konferenzen wird über Weltraumverkehr und Abfallmanagement diskutiert, aber geopolitische Spannungen könnten diesen Prozess gefährden.

Zurück

Vielleicht auch interessant

In Hamburg arbeitete 2024 mehr als ein Drittel der Beschäftigten mindestens einmal pro Woche im Homeoffice – bundesweit der Spitzenwert. Wie schneiden andere Bundesländer ab?

Das Statistische Bundesamt hat anlässlich des Weltnudeltags am 25. Oktober aktuelle Daten zum Import und zur Produktion von Nudeln in Deutschland veröffentlicht. Demnach erreichten die Nudelimporte im Jahr 2024 einen neuen Höchststand.

Die Urlaubsplanung entpuppt sich für viele Eltern als Stressfaktor. Eine repräsentative Umfrage verdeutlicht die hohe mentale Belastung, die insbesondere Mütter tragen, und zeigt die größten Belastungsquellen auf.

Die wirtschaftliche Lage im deutschen Gastgewerbe verschärfte sich zum Ende des Sommers 2025 signifikant. Sowohl das Statistische Bundesamt für den August als auch die DATEV für den September dokumentierten einen klaren Abwärtstrend, der sich nicht nur im Umsatz, sondern auch in der Beschäftigung niederschlägt.

Der DEHOGA hat ein Merkblatt veröffentlicht, das Gastronomiebetrieben Hilfestellung bei der Angebotserstellung für das Jahr 2026 bietet. Hintergrund ist die geplante Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen ab dem 1. Januar 2026. Endgültige rechtliche Klarheit wird erst Ende November/Mitte Dezember 2025 erwartet.

Eine Reihe großer Bierhersteller hebt die Preise an. Sechs der zehn meistgetrunkenen Biermarken in Deutschland sind nach einer Analyse des Getränkemarktfachmagazins «Inside» aktuell oder in den kommenden Monaten von Preiserhöhungen der Großbrauereien betroffen. Aktuell werden auch alkoholfreie Getränke teurer.

Künstliche Intelligenz hält zunehmend Einzug in Hotellerie und Gastronomie. Laut einem Blog-Post der DEHOGA Beratung kann der gezielte Einsatz von KI Arbeitsabläufe effizienter gestalten, die Teams entlasten und die Gästezufriedenheit steigern. Die Technologie bringe jedoch auch Herausforderungen mit sich.

Das Hotel- und Gastgewerbe setzt zur Nachwuchssicherung verstärkt auf internationale Auszubildende. Eine aktuelle Untersuchung des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung zeigt, dass Auszubildende mit ausländischem Pass maßgeblich dazu beitragen, den Fachkräftemangel in der Branche zu mildern.

Atemwegserkrankungen setzen Beschäftigte besonders oft außer Gefecht, psychische Belastungen besonders lange. Doch sind Arbeitnehmer heute kränker als früher? Machen sie öfter blau? Oder gibt es andere Gründe?

Verträge auf Zeit können den beruflichen (Wieder-)Einstieg erleichtern, aber auch zur Belastungsprobe werden. Zwei Rechtsexpertinnen erklären, was bei Befristungen wichtig ist.