Wechselwillige Mitarbeiter suchen verstärkt Arbeitgeber mit Vier-Tage-Woche

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Die Vier-Tage-Woche wird zum Wechselgrund für viele Fachkräfte. 42 Prozent der Befragten, die offen für einen Wechsel sind, gezielt nach Arbeitgebern, die eine Vier-Tage-Woche anbieten. Auf Gehalt verzichten wollen aber nur die Wenigsten.

Das ist eines der Ergebnisse des aktuellen Jobwechsel-Kompass, den die Königsteiner Gruppe quartalsweise mit der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de erhebt. Demzufolge suchen 42 Prozent der Befragten, die offen für einen Wechsel sind, gezielt nach Arbeitgebern, die eine Vier-Tage-Woche anbieten. 81 Prozent von ihnen würden generell gern in diesem derzeit viel diskutierten Arbeitszeitmodell arbeiten. Zum Vergleich: Die derzeit weniger wechselwilligen Beschäftigten sind zu einem Anteil von 68 Prozent daran interessiert.

Insgesamt ist die Wechselbereitschaft im zweiten Quartal um 4 Prozent auf aktuell 32 Prozent angestiegen. Besonders stark auf Jobsuche sind junge Menschen mit geringer Berufserfahrung. Bei ihnen stieg das Interesse im Vergleich zum Beginn des Jahres um fünf Prozent auf 47 Prozent. Für die aktuelle Ausgabe des Jobwechsel-Kompass befragte das Marktforschungsunternehmen bilendi bundesweit 1.075 Beschäftigte.

MEHR ALS DIE HÄLFTE GLAUBEN, DASS SICH DIE VIER-TAGE-WOCHE DURCHSETZT

Im Rahmen des akuten Fachkräftemangels und möglichen Arbeitgeberangeboten an gefragte Talente als Antwort auf diesen wird seit Anfang des Jahres eine Vier-Tage-Woche intensiv diskutiert. Zu Recht, wie die Zahlen des Jobwechsel-Kompass zeigen. Denn mehr als drei Viertel der wechselwilligen Kandidaten (77 Prozent) finden Arbeitgeber, die in ihren Stellenanzeigen oder auf ihren Karriere-Websites auf eine Vier-Tage-Woche verweisen, attraktiver als andere Unternehmen, die offene Stellen besetzen möchten. Zudem interessant: Nur 38 Prozent der potenziellen Jobwechsler würden bei dieser Arbeitszeitverkürzung auf Gehalt verzichten. Insgesamt würden übrigens auch nur 35 Prozent aller an einer Vier-Tage-Woche interessierten Befragten akzeptieren, in diesem Fall auch nur für vier Tage bezahlt zu werden. Aktuell arbeiten 15Prozent aller Befragten tatsächlich in einer Vier-Tage-Woche. Insgesamt gehen 60Prozent davon aus, dass diese irgendwann die heutige Fünf-Tage-Woche ersetzen wird.

„Unsere Zahlen zeigen die Bedeutung des Themas. Aus der individuellen Perspektive der Beschäftigten betrachtet ist „weniger Arbeit bei mehr Geld“ auch absolut nachvollziehbar. Derartige Ansprüche an die Arbeitswelt durch wechselwillige Arbeitnehmer sind allerdings nur deshalb möglich, weil wir mehr freie Stellen als Kandidaten haben. Dieses Problem kann sich durch Arbeitszeitmodelle wie die Vier-Tage-Woche aber noch einmal verschärfen, da so noch mehr Mitarbeiter für die gleiche Menge Arbeit benötigt werden. Eine mögliche Folge sind steigende unternehmerische Kosten, die das Wachstum hemmen, die Preise für die Konsumenten erhöhen und den Spielraum für sonstige Mitarbeiter-Benefits einengen. Die Auseinandersetzung mit derartigen Konsequenzen sollte unbedingt erfolgen, bevor Arbeitgeber reflexartig auf die Vier-Tage-Woche umstellen“, so Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe, zu den Ergebnissen der Umfrage.

VOR ALLEM AKADEMIKER MIT AUSGEPRÄGTEN WECHSELAMBITIONEN

Die allgemeine Wechselstimmung auf dem deutschen Arbeitsmarkt nimmt gemäß des Jobwechsel-Kompass derzeit noch einmal mehr Fahrt auf als schon in den vorherigen Quartalen der Fall war. Neben jungen Menschen zeigen sich vor allem Beschäftigte mit akademischer Ausbildung zunehmend offen für eine neue berufliche Herausforderung bei einem alternativen Arbeitgeber. Waren zu Beginn des Jahres noch 29 Prozent von ihnen grundsätzlich wechselbereit, sind es nun 38 Prozent. Auf dem gewerblichen Blue-Collar-Arbeitsmarkt stieg der Anteil dagegen moderat von 28 Prozent auf 30 Prozent.

Diese ansteigende Bereitschaft zur beruflichen Veränderung geht einher mit einer gleichbleibend hohen Zufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitgeber. So sind nach wie vor mehr als zwei Drittel aller Befragten glücklich in ihrem derzeitigen Arbeitsverhältnis. Selbst bei denjenigen, die von einem ausgeprägten Wechselwunsch sprechen, liegt der Zufriedenheitsgrad bei immerhin noch 47 Prozent. „Wir sehen an unseren Zahlen, dass viele Beschäftigte ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt erkennen und das für sich nutzen wollen. Für Arbeitgeber bedeutet das, dass die Mitarbeiterbindung für sie mindestens genauso wichtig wird wie die Mitarbeitersuche“, so Peter Langbauer, Geschäftsführer der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de.

Der weit überwiegende Anteil der Beschäftigten geht davon aus, dass ihr Marktwert auch zukünftig weiter sehr stark sein wird. So gehen 82 Prozent davon aus, dass sich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt in einem Jahr besser oder zumindest genauso gut darstellen werden wie derzeit.

ÜBER DIE ANALYSE

Für den Jobwechsel-Kompass befragt das Marktforschungsinstitut bilendi im Auftrag der Königsteiner Gruppe sowie stellenanzeigen.de quartalsweise mehr als 1.000 Beschäftigte zu ihren beruflichen Zukunftsaussichten sowie ihrer Wechselbereitschaft. Der aktuelle Befragungszeitraum lag für die vorliegende Ausgabe im Mai 2023. Alle Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der repräsentativen Befragung erwerbstätig.

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