Proteste gegen israelisches Restaurant am Gendarmenmarkt
Die geplante Eröffnung des israelischen Restaurants „Gila and Nancy“ in Berlin-Mitte ist erneut verschoben worden. Bereits Mitte Juli hatten die Betreiber die Eröffnung abgesagt, nachdem propalästinensische Gruppen zu Protesten aufgerufen hatten. Auch am vergangenen Mittwoch demonstrierten nach Polizeiangaben rund 130 Menschen vor dem Restaurant am Gendarmenmarkt.
Der Aufruf zu den Kundgebungen kam unter anderem von der israelfeindlichen Boykottbewegung BDS, die in Deutschland als extremistischer Verdachtsfall eingestuft wird. Daneben beteiligten sich auch Mitglieder des erst 2025 gegründeten deutschen Ablegers des International Jewish Anti-Zionist Network (IJAN), einer Gruppe, die die Auflösung des Staates Israel fordert.
Kritik an Restaurantbetreibern und Vorwürfe von „Pinkwashing“
Die Demonstrierenden warfen den Betreibern des Restaurants „Pinkwashing“ sowie die „Instrumentalisierung queerer Identitäten“ vor. Das Restaurant versteht sich wie das Stammhaus in Tel Aviv als queerfreundlich und plant, regelmäßig Events wie Dragshows anzubieten.
Einige Kritikpunkte der Protestierenden richteten sich auch gegen einen der Mitinhaber, den israelischen Unternehmer Shahar Segal. Er war zeitweise Sprecher der israelisch-US-amerikanischen Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die seit Mai 2025 in Gaza Lebensmittel verteilt. An den Verteilzentren kam es laut Medienberichten zu wiederholten Todesfällen infolge gewaltsamer Auseinandersetzungen. Anfang Juli erklärte Segal seinen Rückzug von der Organisation.
Mitbetreiber des Restaurants ist der israelische Starkoch Eyal Shani, der weltweit Lokale führt, unter anderem in New York. Auch dort und in Melbourne gab es in der Vergangenheit Proteste gegen seine Restaurants.
Unterschiedliche Angaben zu den Gründen der Verschiebung
Zu der erneuten Verschiebung äußerten sich die Betreiber bisher nicht direkt. Laut einem PR-Berater seien technische Probleme in der Küche ausschlaggebend gewesen. Zuvor hatte das Restaurant auf Instagram erklärt, die geplante Eröffnung solle eine „Freude“ sein, was „wegen des Sturms um uns herum“ derzeit nicht möglich sei.
Antisemitischer Vorfall nach Demonstration
Am Rande der jüngsten Kundgebung kam es zu einem mutmaßlich antisemitischen Vorfall. Mehrere Aktivistinnen sollen vier israelische Frauen, die sich in der Nähe auf Hebräisch unterhielten, verbal attackiert haben. Nach Polizeiangaben wird nun wegen Beleidigung und Bedrohung ermittelt. Sowohl eine der betroffenen Israelinnen als auch eine beteiligte Aktivistin erstatteten Strafanzeige.
Das „Gila and Nancy“ liegt direkt am Berliner Gendarmenmarkt, gegenüber dem Deutschen Dom. Die Betreiber hatten betont, dass ihr Konzept für Weltoffenheit und Begegnung stehe. Auf Instagram erklärten sie bereits im Juli, sie träumten von einer Zukunft, „in der Dialog und Mitgefühl“ ein friedliches Miteinander ermöglichten.













