Historischer Berggasthof im Chiemgau erhält durch bürgerschaftliches Engagement neue Zukunft

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Nach zwei Jahren Planung sind die Weichen für die denkmalgerechte Instandsetzung des Berggasthofs Streichen nun gestellt. Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume MdL, hat heute den symbolischen Spatenstich am Streichen gesetzt. Kunstminister Markus Blume betont: „Was für ein großartiges Gemeinschaftswerk an einem urbayerischen Sehnsuchtsort: Dank des leidenschaftlichen Engagements von Kulturerbe Bayern, der Streichenfreunde und vieler anderer wird dem Berggasthof Streichen neues Leben eingehaucht. Denkmalpflege braucht oftmals einen langen Atem und tatkräftige Unterstützung: Staatlich können wir viel erreichen, doch unverzichtbar für die Pflege unseres kulturellen Erbes sind die Bürger dahoam, die anschieben und anpacken.  Herzlichen Dank, dass durch Ihren Einsatz der Streichen-Zauber in Zukunft das ganze Jahr wirken kann!“

Dass die Zeit bis zur Wiedereröffnung nunmehr absehbar ist – auch wenn sich alle noch bis 2025 gedulden müssen – freut alle am Projekt Beteiligten, wie Dr. Christoph Kürzeder, Vorsitzender Kulturerbe Bayern e.V., Dr. Sybille Krafft, Stv. Vorsitzende Kulturerbe Bayern e.V., Elfie Bachmann und Thomas Müllinger, Sprecher der Streichenfreunde, sowie Yvonne Molek und Thomas Wilde, Yvonne und Thomas Wilde Familienstiftung, am Montag hervorhoben.

In dem historischen Berggasthof war es in den vergangenen zwei Jahren still geworden: Der Betrieb erlosch Ende 2020 mit dem überraschenden Tod des legendären Wirts Franz Strohmayer. In einer gemeinsamen Initiative – angestoßen von Schlechinger Bürgerinnen und Bürgern – haben „Kultur Erbe Bayern“ und die Yvonne und Thomas Wilde Familienstiftung den Berggasthof 2021 übernommen. Das Ziel: diesen einzigartigen Ort unterhalb der Streichenkirche St. Servatius wieder als Berggasthof eröffnen.

Nach dem Kauf zeigte sich: Der Berggasthof benötigt eine behutsame, denkmalgerechte Instandsetzung. Ökologische Aspekte galt es zu berücksichtigen, zum Beispiel hinsichtlich der energetischen Versorgung, genauso wie die Frage: Wie lassen sich Erbe und Erinnerung dieses Ortes und der Menschen, die den Gasthof über Jahrzehnte geführt haben, gemeinschaftsfördernd und sinnstiftend wieder aufleben? Dazu kamen statisch konstruktive Herausforderungen, die sich erst aus den Voruntersuchungen am Gebäude ergaben. Zu berücksichtigen waren auch die erheblich gestiegenen Anforderungen für eine erfolgreiche wirtschaftliche Führung gastronomischer Betriebe. Sämtliche Untersuchungen und Planungsschritte hat „Kultur Erbe Bayern“ eng mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) abgestimmt.

Verschiedene Szenarien wurden schließlich im Beirat – mit Vertretern der Gemeinde Schleching, der Streichenfreunde und der Yvonne und Thomas Wilde Familienstiftung –geprüft. „Wir haben uns für die Variante entschieden, die alle Voraussetzungen dafür schafft, dass die Menschen auch in 100 Jahren noch am Streichen zusammenkommen können“, so der Beirat.

Der historische vordere Wohnteil des Berggasthofs (ehemaliges Mesnerhaus) wird denkmalpflegerisch restauriert und statisch ertüchtigt. Tenne und Stall, die sich an das Wohngebäude anschließen und in den 50er Jahren erheblich verändert bzw. neu errichtet wurden, werden umfassend umgebaut. Eine zusätzliche Gaststube und notwendige Personal- und Wirtschaftsräume erhalten dort ihren Platz. Die Fassade wird dabei wieder historische Vorlagen angepasst. Zudem ist eine zukunftsfähige und ökologische Energieversorgung für den Berggasthof geplant.

Für die Umsetzung der sehr kostenintensiven Lösung braucht es vielfältige Unterstützung. Eine Unterstützung, die „Kultur Erbe Bayern“ zusammen mit seinen Mitstreitern im Achental bereits von Anfang spüren konnte: Rund eine halbe Million Euro Spenden sind bereits für Instandsetzung eingegangen. „Wir sind sehr dankbar für das große Engagement der Menschen. Hier zeigt sich, dass unsere Idee von der großen Kraft bürgerschaftlichen Engagements für das baukulturelle Erbe trägt. Ebenso dankbar sind wir für die Unterstützung unserer institutionellen Förderer und Stifter. Diese ermöglicht es uns erst überhaupt, als Initiative bei Projekten wie den Berggasthof Streichen aktiv zu werden. Der Weg bis zur Wiedereröffnung des Streichens ist begonnen, aber das Ziel ist noch nicht erreicht. Deshalb freuen wir uns über möglichst viele weitere Wegbegleiter, die unser Projekt als Mitglied oder mit einer Spende unterstützen“, so Bernhard Averbeck-Kellner, Geschäftsführer „Kultur Erbe Bayern“.

Die Initiative lebt vom Engagement ihrer Mitglieder, freiwilligen Helfer/innen, Spender, Stifter und Partner. Auf Beschluss des Bayerischen Landtags wird „Kultur Erbe Bayern“ vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert. Aktuell bilden knapp 1.700 Mitglieder das Fundament für die Aktivitäten der Initiative. Zudem haben über 300 freiwillige Helfer ihre Unterstützung zugesagt. Sie bringen ihre Kompetenzen bei Projekten ein, oder packen mit an, um beim Erhalt oder der Pflege von Objekten zu helfen.

„Ein schöneres Fleckerl findet man im Chiemgau kaum“, davon sind nicht nur die Schlechinger überzeugt, wenn sie über „ihren Streichen“ sprechen. Diese Meinung teilen die Pilger, deren Ziel seit vielen Jahrhunderten die Wallfahrtskirche Sankt Servatius auf dem Streichen ist, genauso wie Wanderer und Ausflügler, die rund 800 Meter hoch über dem Achental die einzigartige Aussicht auf Geigelstein und Kampenwand, Hochgern und die beeindruckende Bergkette des Wilden Kaisers genießen. 

Seit 1940 bewirtete die Familie Strohmayer ihre Gäste im unterhalb der Streichenkirche gelegenen Berggasthof. Die trafen sich hier, um sich zu stärken, zu rasten oder um den Zauber der wertvollen Altäre und eindrucksvollen Wandmalereien der Streichenkirche nachwirken zu lassen.

Berggasthof und Streichenkirche bilden seit jeher eine Einheit und gelten als Wahrzeichen der Region. Franz Strohmayer übernahm 1984 den Berggasthof von seinen Eltern und führte diesen bis zu seinem Tod im November 2020. Im Sommer 2021 hat „„Kultur Erbe Bayern““ gemeinsam mit der Yvonne & Thomas Wilde Familienstiftung dieses Kleinod gekauft. Dieser Ort, wo sich scheinbar Himmel und Erde berühren, soll auf Dauer erhalten werden und für alle zugänglich bleiben.

So geht's weiter am Streichen:

  • ab Oktober 2023: (bau-)vorbereitende Maßnahmen, Teil-Unterfangung zur Vorbereitung der statischen Ertüchtigung
  • Dezember 2023 bis März 2024: restauratorische Vorarbeiten im historischen Teil
  • ab März 2024: sobald witterungstechnisch möglich, Rückbau und Baubeginn Rohbauarbeiten
  • Dezember 2024/Janaur 2025: Fertigstellung (ohne Ausstattunng)
  • Februar bis April 2025: Möblierung/Probebetrieb
  • Mai 2025: Wiedereröffnung

Was oben am Berg geplant ist:

  • Der Berggasthof Streichen wird über vier Gasträume verfügen.
  • Eine moderne Küche wird eingebaut. Sie wird den heutigen gesetzlichen Vorschriften gerecht und ist auf das Angebot eines klassischen Berggasthofs ausgerichtet.
  • Eine neue Heizungsanlage, mit Holz als Energiequelle, wird installiert. Sie versorgt das Anwesen anstelle der aktuellen Stromheizung mit Wärme und wird nach Möglichkeit im hinteren Bereich des Haupthauses, der „Rampe“, Platz finden.
  • Der hintere – nicht denkmalgeschützte – Teil des Gebäudes wird aufgrund des maroden Zustandes der Dachkonstruktion rückgebaut und erneuert.
  • Die Toilettenanlagen für den Gastbetrieb im Haus sowie für Biergarten und Terrasse werden in den hinteren Teil des Gebäudes verlegt. Zusätzlich wird ein barrierefreies WC geschaffen, das von außen zugänglich sein wird.
  • Die Almhütte wird für einen ganzjährigen Betrieb umgerüstet und energetisch ertüchtigt. Hierbei bringen sich die Streichenfreunde mit freiwilliger Arbeit ein.

„Kultur Erbe Bayern“ besteht aus dem 2015 gegründeten Verein und der 2018 von acht Privatpersonen ins Leben gerufenen gleichnamigen, bürgerlichen Stiftung. Nach dem Vorbild des englischen National Trust setzt sich „Kultur Erbe Bayern“ für starke Orte ein, die das Kostbare und Unverwechselbare bayerischer Kultur in die Zukunft tragen. Als erstes Objekt erwarb die Initiative in Rothenburg ob der Tauber ein bedrohtes spätmittelalterliches Stadthaus (Judengasse 10) und entwickelt dieses zu einem neuen  kulturellen Anlaufpunkt. Im Frühjahr 2020 übernahm „Kultur Erbe Bayern“ den einstigen Wohnsitz des Unternehmers Philip Rosenthal, Schloss Erkersreuth in Selb. Jüngster Schützling ist der Berggasthof Streichen in Schleching, den die Initiative gemeinsam mit der Yvonne und Thomas Wilde Familienstiftung in eine gute Zukunft führen wird. Seinen örtlichen Partnern hilft „Kultur Erbe Bayern“ unter anderem bei der Pflege des Seidlparks in Murnau (Oberbayern) und der Instandsetzung des  Musikerhauses in Mistelgau (Oberfranken) sowie eines einzigartigen Jurahausensembles in Mörnsheim (Lkr. Eichstätt). 


 

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