«Nicht jede Club-Schließung Weltuntergang» - Berlin will Szene helfen

| Gastronomie Gastronomie

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) will die international bekannte Club-Szene der Stadt vor einschneidenden Veränderungen schützen. «Wir leben nicht mehr in den 90er-Jahren, wo jeder im Grunde einen Club aufmachen konnte, indem er sich einfach in den existierenden Raum reingesetzt, einen Kasten Bier hingestellt und mit Musik experimentiert hat», sagte Lederer der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Inzwischen steht die Stadt unter einem hohen Inwertsetzungsdruck, die Stadt wächst, die Stadt wird dichter, Nutzungskonflikte nehmen zu.»

Die Kapitalisierung des Immobiliensektors führe zu Verdrängungsprozessen, sagte Lederer. «All das sind Trends, die mir nicht gefallen, aber die man zur Kenntnis nehmen muss.» Deswegen solle diesen Entwicklungen tendenziell entgegengewirkt werden.

Zuletzt hatten mit KitKat und Sage zwei bekannte Clubs ihr drohendes Aus verkündet. Auf dem Gelände habe ein Investor andere Pläne. Die Berliner Clubszene hat laut einer Studie zuletzt rund drei Millionen Touristen in einem Jahr in die Stadt gelockt. Die feiernden Gäste sorgen für rund 1,48 Milliarden Euro Umsatz im Transport-, Gastronomie- und Gastgewerbe. Die Clubszene allein hat danach 168 Millionen Euro umgesetzt.

«Die Vielfalt in der Clublandschaft, die ja weit mehr ist, als elektronische Musik, sondern unterschiedliche künstlerische Profile hat, gehört einfach zu Berlin», sagte Lederer. Die Clubs seien nach wie vor Kristallisationspunkte des Experimentierens mit Neuem. «Deshalb probieren wir mit verschiedensten Maßnahmen den Problemlagen in der Clubszene entgegenzuwirken und die Szene zu unterstützen, sich auch weiterentwickeln zu können.»

Veränderungen will Lederer allerdings nicht ausschließen. «Nicht jede Schließung eines Clubs ist ein Weltuntergang. Aber, wenn sich ein allgemeiner Trend zeigt, dass Clubs aus dem Stadtbild verschwinden, dann muss Kulturpolitik auch versuchen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.»

Auf Bundesebene wirbt Lederers Linke wie auch der Verband der Clubszene darum, Clubs baurechtlich als Kulturstätten statt als Vergnügungsstätten einzuordnen. «Als Land haben wir einen Lärmschutzfonds aufgesetzt, um Clubs die Möglichkeit zu geben, in lärmdämpfende Ausstattung zu investieren.» Zudem werde die Infrastruktur der Clubkommission gefördert, um den Clubs direkten Dialog mit den Anwohnern zu ermöglichen, «um in den Kiezen die Verankerung zu stärken und die Akzeptanz zu erhöhen»

Lederer wünscht sich auch neue Standorte, etwa auf dem Gelände des Flughafens Tegel nach der geplanten Schließung. «Die Kooperationen dienen letztlich alle dem Zweck, angemessene Instrumente bereitzustellen, um Clubs in schwierigen Lagen unter die Arme zu greifen und auf längere Perspektive hin dafür zu sorgen, dass im Rahmen von Stadtentwicklung auch eine Clublandschaft mitgedacht wird», sagte der Kultursenator. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Mercedes-Benz Gastronomie führt am Standort Sindelfingen einen autonomen Kochroboter ein. Das System soll ab Sommer 2026 die Kapazitäten in der Kantine erhöhen und eine durchgängige Mahlzeitenversorgung für Schichtarbeiter gewährleisten.

Tschechien hat mit der feierlichen Michelin-Gala am 11. Dezember einen bedeutenden Meilenstein erreicht: Erstmals vergab der Gourmetführer landesweit Auszeichnungen und beschränkte sich damit nicht mehr nur auf die Hauptstadt Prag.

Eine aktuelle Untersuchung des Zahlungsdienstleisters SumUp zeigt die Hauptsorgen von Kleinunternehmen in der Gastronomie. Gestiegene Betriebskosten und der Fachkräftemangel führen zu reduzierten Gewinnspannen und fordern von den Betrieben schnelles Handeln.

Die britische Gastronomiekette Heavenly Desserts expandiert nach Deutschland. Das Unternehmen eröffnete jetzt seine erste Filiale auf dem deutschen Markt. Standort ist das Westfield-Center in Hamburg.

Die Boilerman Bar in der Hamburger HafenCity präsentiert sich nach Umbau mit einem neuen Interieur und erweitertem Platzangebot. Ein interner Wechsel an der Spitze der Bar-Leitung ist vollzogen. Der Fokus liegt weiterhin auf Highballs, insbesondere mit Rum.

Die aktuelle Selektion des Guide Michelin für die Türkei umfasst insgesamt 54 neue Restaurants. Mit der erstmaligen Aufnahme der Region Kappadokien in den Guide spiegelt die Auswahl die kulinarische Vielfalt des Landes wider und umfasst nun Istanbul, Izmir, Muğla und Kappadokien.

Eine aktuelle Umfrage in der Hamburger Gastronomie beleuchtet, welche Kriterien für Gäste bei der Restaurantwahl ausschlaggebend sind und wie sich das Konsumverhalten über verschiedene Altersgruppen hinweg verändert.

Die Gastronomie steht vor einer große Transformation. Anpassung an den Klimawandel, Fachkräfteknappheit, Digitalisierung und Automatisierung sorgen dafür, dass neue Technologien in die Küchen einziehen, Ressourcen geschont und weniger Menschen benötigt werden. Fünf Planer des FCSI sprechen über ihre Visionen und Erwartungen für die Küche der Zukunft. 

Die deutsche Köchenationalmannschaft richtet den Blick auf den Culinary World Cup 2026 in Luxemburg und besetzt Schlüsselpositionen neu. Mit Tobias Laabs als Teamchef und einem neuen Captain-Duo der Jugendnationalmannschaft beginnt die Vorbereitungsphase.

Pizza, Pasta und Tiramisu gelten als Inbegriff von italienischer Küche - sie hat aber noch viel mehr zu bieten. Die «cucina italiana» ist nun offiziell Unesco-Kulturerbe. In Italien wird gejubelt.