Nur noch Hauptgang: Wie die Sparsamkeit der Gäste Restaurants trifft

| Gastronomie Gastronomie

Das Gastgewerbe blickt mit Sorge auf seine Geschäfte. «Wir haben ein schlechtes Jahr hinter uns», sagte Gereon Haumann, der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) in Rheinland-Pflaz und Schatzmeister des Bundesverbandes ist, der Deutschen Presse-Agentur. «Das kann man an den Umsatzzahlen, Insolvenzen und der Zahl der Betriebe ablesen. Wir haben nach wie vor real ein dickes Minus.»

«Das liegt daran, dass wir ein Jahr mit einer sehr zurückhaltenden Konsumlage haben, dass die Bürger und Bürgerinnen sehr genau darauf achten, für was sie das aus ihrer Sicht weniger gewordene Geld im Portemonnaie ausgeben», erklärte Haumann. «Und da landen wir mit unseren Angeboten, egal ob das die Getränke- und Speisegastronomie oder das Übernachtungsgewerbe ist, hinter dem täglichen Lebensmitteleinkauf.»

Die deutsche Gastronomie musste im Oktober 2025 einen preisbereinigten Umsatzrückgang hinnehmen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sanken die Erlöse in diesem Bereich im Vergleich zum Vorjahresmonat Oktober 2024 real um 2,3 Prozent. Trotz eines nominalen Zuwachses von 1,0 Prozent konnte die Branche das Vorjahresniveau unter Berücksichtigung der Preissteigerungen nicht halten.

Im direkten Vergleich zum September 2025 fielen die Zuwächse in der Gastronomie gering aus. Die Betriebe verzeichneten eine minimale reale Steigerung von 0,2 Prozent und einen nominalen Zuwachs von 0,7 Prozent. Damit blieb die Erholung in dieser Sparte deutlich hinter der Gesamtentwicklung des Gastgewerbes zurück. Insgesamt stieg der Umsatz im Gastgewerbe kalender- und saisonbereinigt real um 2,2 Prozent und nominal um 2,1 Prozent gegenüber dem Vormonat September. (Tageskarte berichtete)

Viele Betriebe müssen schließen

Die Folge sei ein anhaltender Verlust von Betrieben in Rheinland-Pfalz, sagte der Dehoga-Präsident. «Wir sind keine Branche, die wenige große Gaststätten hat, sondern das ist eine Branche mit vielen ganz, ganz kleinen Betriebsstätten.» Das betreffe vor allem die Fläche von Rheinland-Pfalz. «Und das Schlimme ist, da wird halt einfach abgeschlossen, ohne dass das viele mitbekommen.»

Im vergangenen Jahr seien rund 500 Betriebe im Land in die Insolvenz gegangen. Bis zum dritten Quartal des laufenden Jahres habe es erneut etwa 400 Schließungen gegeben. Die verbliebenen Hotels und Gaststätten kämpften mit stark gestiegenen Kosten für Energie und Lebensmittel, was auch höhere Preise für Gäste zur Folge habe. Die Branche verbuche das sechste Verlustjahr in Folge.

Weniger Restaurantbesuche

Bei den Gästen seien zwei Tendenzen zu beobachten: Sie gingen seltener aus, gönnten sich bei Besuchen aber häufiger hochwertiges Essen. Beruflich bedingte Restaurantgäste beschränkten sich zudem oft auf einen Hauptgang. Häufig entfielen Dessert oder Nachtisch, wodurch Gäste weniger Zeit in der Gastronomie verbrächten und weniger Getränke bestellten.

Insgesamt kämen deutlich weniger Familien als noch vor der Corona-Pandemie in die Restaurants. Die größte Gästegruppe seien Menschen über 40 und 50 Jahre.

Gans als Klassiker in der Weihnachtszeit

Einen Schub erhofft sich der Dehoga-Präsident von Jahresendgeschäft. «Wir Deutschen sind Kalendermenschen, was die Ausgaben betrifft.» Nach dem ganzen Jahr Konsumzurückhaltung sei er der festen Überzeugung, dass sich Menschen in der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel etwas gönnen werden.

Die Gans sei wieder ein Klassiker in der Weihnachtszeit. Wem die Gans zu teuer ist, greife auf die etwas günstigere Ente zurück. Grundsätzlich gebe es einen klaren Trend zur regionalen Küche und regionalen Produkten. Die Branche strebe außerdem einen Schulterschluss mit der Weinwirtschaft an, damit der Rebensaft aus Rheinland-Pfalz ganz vorne auf der Weinkarte platziert wird.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine neue Umfrage zeigt, welche Potenziale und Risiken virale Social-Media-Trends für Kleinunternehmen bergen. Insbesondere in der Gastronomie hadern Betriebe mit der Trendidentifikation und dem finanziellen Risiko, obwohl die Übernahme einen positiven Einfluss auf den Umsatz haben kann.

Der Guide Michelin erweitert sein Bewertungssystem und führt eine neue Auszeichnung für Weingüter ein. Nach den Sternen für Restaurants und den 2024 präsentierten Keys für Hotels sollen die neuen Trauben einen Maßstab für die besten Weingüter weltweit setzen.

Im Europa-Park wurde der Grundstein für ein neues Mitarbeiter-Restaurant mit integrierter Zentralküche gelegt. Das Bauvorhaben erstreckt sich über vier Stockwerke mit insgesamt 4.500 Quadratmetern Fläche und soll im August 2026 fertiggestellt werden.

Im Kindercafé in Lüneburg beschwert sich wohl niemand über laute Kinder. Im Gegenteil. Laut und lustig soll es zugehen. Solche Orte sind in Städten immer häufiger zu finden.

Nach sechs Jahren Abwesenheit kehrt Jamie's Italian mit einem neuen strategischen Partner und einem überarbeiteten Konzept in die britische Gastronomieszene zurück. Die Neueröffnung soll im Frühjahr 2026 in London stattfinden.

Der Landkreis Harz treibt die touristische Entwicklung des Brockenplateaus voran und setzt dabei auf ein neues Gastronomiekonzept: Die Restaurantkette Timberjacks soll das kulinarische Angebot auf dem höchsten Gipfel Norddeutschlands übernehmen. Auch das Hotel soll ausgebaut werden. Die Eröffnung ist für das Jahr 2027 geplant.

Aktuelle Daten von OpenTable beleuchten die Entwicklungen der deutschen Gastronomiebranche im kommenden Jahr. Im Mittelpunkt stehen der Wunsch nach gemeinsamen Erlebnissen, die Bereitschaft für Spontanität und ein anhaltendes Wachstum bei speziellen Anlässen.

Der Harzer Kreistag hat einstimmig über die Vergabe der Bewirtschaftung von Hotel und Gastronomie auf dem Brocken entschieden. Demnach ist Landrat Thomas Balcerowski (CDU) beauftragt, mit einem Göttinger Restaurantketten-Betreiber über einen Gewerbepachtvertrag zu verhandeln, teilte ein Landkreissprecher am Abend mit. 

Reserviert und dann einfach weg? Für Gastronomen sind unentschuldigte "No-Shows" mehr als nur eine Lappalie – sie bedeuten massive Umsatzeinbußen und weniger Trinkgeld für das Personal. Eine Umfrage zeigt, wie weit verbreitet das Problem ist und welche drastischen Maßnahmen Gastwirte jetzt ergreifen.

Steigende Kosten, erhöhte Komplexität und ein sich wandelndes Gästeverhalten setzen deutsche Cafés zunehmend unter Druck. Ein neuer Business-Guide von SumUp zeigt die notwendigen Strukturen für wirtschaftliche Stabilität im Jahr 2026.