Poletto-Rach- Mälzer-Interview: „Gastronomie lebt von Selbstausbeutung“

| Gastronomie Gastronomie

Cornelia Poletto, Christian Rach und Tim Mälzer haben sich in einem Interview mit der „Zeit“ zu den Arbeitsbedingungen in ihrer Branche geäußert. „Gastronomie lebt von Selbstausbeutung“, sagte Mälzer. Arbeitszeiten und Bezahlung in der Gastronomie seien so unattraktiv, dass das kaum ein Mensch noch machen wolle, sorgte sich Rach.

„Es gab früher regelrecht Wettkämpfe darum, wer die meisten Arbeitsstunden schafft. Es hieß: härter, härter, härter“, sagte Mälzer in dem Interviews, der im Jahr 2006 einen Burnout erlitten hatte. Der Saarländer Rach sorgt sich vor allem um die Zukunft der Branche: „Arbeitszeiten und Bezahlung in der Gastronomie sind so unattraktiv, dass kaum ein Mensch das noch machen will.“

Die Hamburger Köchin Cornelia Poletto spricht in dem Interview auch über ihre Niederkunft. Wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter Paola sei sie im Jahr 2002 wieder an den Kochtopf zurückgekehrt. „Ich habe montags per Kaiserschnitt entbunden, weil unser Lokal montags geschlossen hatte. Am Samstag nach der Geburt stand ich wieder in der Küche, sagte Poletto der Wochenzeitung. Wenn sie nachmittags Pasta gemacht habe, habe sie ihre Tochter in einer Hängematte mit dem Fleischerhaken oben an die Lüftungshaube vom Herd gehängt. „Ich hätte aber gern mehr Zeit gehabt für meine Tochter und mich“, gesteht Poletto. (Mit Material der dpa)

Der Fernsehkoch Christian Rach hat kürzlich dem Portal Mahlzeit.city ein beachtenswertes Interview gegeben zu selben Thema gegeben. Hier spricht Rach über Wirte, die sich selbst ausbeuten, davon, dass sich zukünftig nur die Spitze der Branche halten werden kann.

Das individuelle, kleine Restaurant werde es unglaublich schwer haben mit Qualität und gut ausgebildeten Mitarbeitern zu bestehen. Da werde sich in den nächsten fünf Jahren einiges dramatisch verändern. 

Zum Thema, warum Köche zwar medial präsent seien, aber immer weniger Menschen am Herd arbeiten wollen meint Rach, das in den vergangenen 15 Jahren wurde viel Schindluder bei der Personalführung betrieben worden sei, die man nicht mehr so einfach aus den Köpfen der jungen Leute herausbekomme.

Die Menschen wollten heute keine Work-Life-Balance, sondern eine Life-Life-Work-Balance. Die Gesetze seien aber für eine Industriegesellschaft und nicht für eine Dienstleistungsgesellschaft gemacht.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der ifo Geschäftsklimaindex sinkt im Dezember 2025 auf 87,6 Punkte und verdeutlicht die fehlende Aufbruchstimmung in der deutschen Wirtschaft. Während das Verarbeitende Gewerbe und der Handel unter rückläufigen Aufträgen und einem schwachen Weihnachtsgeschäft leiden, meldet die Gastronomie einen starken Jahresabschluss.

Im Zuge der Neupositionierung des Conservatorium Hotels als Mandarin Oriental Conservatorium, Amsterdam eröffnet Anfang 2026 das erste Ottolenghi-Restaurant in den Niederlanden.

Der Lieferando Report 2025 analysiert die aktuellen Entwicklungen im deutschen Liefermarkt. Neben einem massiven Wachstum bei koreanischen Gerichten und viralen Food-Trends etabliert sich der Dienst zunehmend als Lieferquelle für Non-Food-Artikel.

Die Jeunes Restaurateurs Deutschland ziehen Bilanz für das Jahr 2025. Neben der politischen Arbeit im Bundestag und dem Einsatz für einen reduzierten Mehrwertsteuersatz standen soziale Charity-Projekte sowie kulinarische Innovationen im Mittelpunkt.

Die Mercedes-Benz Gastronomie führt am Standort Sindelfingen einen autonomen Kochroboter ein. Das System soll ab Sommer 2026 die Kapazitäten in der Kantine erhöhen und eine durchgängige Mahlzeitenversorgung für Schichtarbeiter gewährleisten.

Tschechien hat mit der feierlichen Michelin-Gala am 11. Dezember einen bedeutenden Meilenstein erreicht: Erstmals vergab der Gourmetführer landesweit Auszeichnungen und beschränkte sich damit nicht mehr nur auf die Hauptstadt Prag.

Eine aktuelle Untersuchung des Zahlungsdienstleisters SumUp zeigt die Hauptsorgen von Kleinunternehmen in der Gastronomie. Gestiegene Betriebskosten und der Fachkräftemangel führen zu reduzierten Gewinnspannen und fordern von den Betrieben schnelles Handeln.

Die britische Gastronomiekette Heavenly Desserts expandiert nach Deutschland. Das Unternehmen eröffnete jetzt seine erste Filiale auf dem deutschen Markt. Standort ist das Westfield-Center in Hamburg.

Die Boilerman Bar in der Hamburger HafenCity präsentiert sich nach Umbau mit einem neuen Interieur und erweitertem Platzangebot. Ein interner Wechsel an der Spitze der Bar-Leitung ist vollzogen. Der Fokus liegt weiterhin auf Highballs, insbesondere mit Rum.

Die aktuelle Selektion des Guide Michelin für die Türkei umfasst insgesamt 54 neue Restaurants. Mit der erstmaligen Aufnahme der Region Kappadokien in den Guide spiegelt die Auswahl die kulinarische Vielfalt des Landes wider und umfasst nun Istanbul, Izmir, Muğla und Kappadokien.