Auch Schweizer Hotels dürfen jetzt Booking.com unterbieten

| Hotellerie Hotellerie

Nach dem Nationalrat hat sich nun auch der Ständerat der Schweiz mit 38 zu 7 Stimmen klar für ein Verbot sämtlicher Paritätsklauseln in der Hotellerie ausgesprochen. Damit können nun auch Schweizer Hoteliers auf ihrer eigenen Webseite günstigere Preise und bessere Konditionen für ihre Zimmer anbieten als auf den Online-Buchungsplattformen. Zuvor hatte es zwischen Booking.com und der Hotellerie medial noch einmal mächtig gekracht.

Der Booking.com-Chef Glenn Fogel zuvor davon „ungerechtfertigter Bereicherung“ der Hotellerie, da Booking, die ganze Arbeit für die Hotels mache, aber null Einnahmen hätte – und die Hotels alle Vorteile. Dies sie dann keine faire Beziehung mehr. Die Bedenken des Chefs des größten Online-Vermittlers in der Schweiz hatten für einige Empörung in der Hotellerie gesorgt, die nun frohlockt. „Das Parlament schiebt damit den Knebelverträgen einen Riegel, welche Buchungsplattformen aufgrund ihrer enormen Marktanteile den Beherbergungsbetrieben faktisch aufzwingen konnten“, sagt der Branchenverband HotellerieSuisse.

In der Schweiz werden fortan nicht nur die Preisparitätsklauseln, sondern auch die Angebots- und Konditionenparitätsklauseln in den Verträgen zwischen Online-Buchungsplattformen und Beherbergungsbetrieben verboten. Das Verbot wird in einem neuen Artikel im Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb verankert.

„Mit dem heutigen Entscheid des Ständerates erhalten Beherbergungsbetriebe ihre unternehmerische Freiheit zurück und können endlich auf ihrer eigenen Webseite günstigere Preise und bessere Konditionen für ihre Zimmer anbieten als auf den Online-Buchungsplattformen“, sagt HotellerieSuisse und freut sich nach langem politischem Engagement, dass nun auch in der Schweiz wieder ein freier und fairer Wettbewerb zwischen Hotels und Buchungsplattformen entstehen könne. Davon würden sowohl die Hotels als auch die Gäste profitieren.

Die Hoteliers hätten in den letzten Jahren in die Digitalisierung investiert und ihre Direktbuchungsangebote ausgebaut, was sich nun auszahlen werde, glaubt der Verband. Sobald das Gesetz in Kraft trete, könnten sie ihren Gästen die besten Preise auf ihrem eigenen Portal offerieren. Neben dem Preis erhielten die Hoteliers aber auch ihre unternehmerische Freiheit über Konditionen und Verfügbarkeiten zurück und könnten so ein differenziertes Angebot unterbreiten. Die Erfahrung der Nachbarländer zeige, dass davon vor allem die Gäste profitieren würden: sie erhielten mehr Auswahl, bessere Preise, den vollen Service und einen direkten Kontakt zu ihren Gastgebern, glaubt der Verband.

«Für Kundinnen und Kunden ist es immer ein Vorteil, wenn der Wettbewerb spielt. Wichtig ist, dass Hoteliers und Hotelièren die Hoheit über alle Raten haben. Nur so können sie bessere Angebote machen als die Buchungsplattformen», sagt Andreas Züllig, Präsident von HotellerieSuisse.

Grosser Erfolg für die Branche

Seit sechs Jahren kämpft die Branche gegen die marktbeherrschende Stellung von Online-Plattformen. Bereits 2016 reichte Ständerat Pirmin Bischof eine Motion ein, die ein Verbot der Paritätsverträge im Verhältnis zwischen Online-Buchungsplattformen und Hotels verlangte. Mit der dem gestrigen Entscheid ist die Motion Bischof, auch „Lex Booking“ genannt, umgesetzt.

Aufhebung eines Standortnachteils

Mit ihrem Entscheid steht die Schweiz nicht allein da. Nachbarländer wie Frankreich, Italien und Österreich kennen bereits ein gesetzliches Verbot aller Paritätsklauseln. Auch in Deutschland gelten die Klauseln in Folge von Gerichtsurteilen als kartellrechtswidrig. Der Entscheid des Parlamentes behebt folglich auch einen Standortnachteil der Schweizer Hotellerie und macht den gesamten Tourismusstandort Schweiz im internationalen Kontext wettbewerbsfähiger, glaubt der Verband.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Nach kurzer Vorbereitungszeit betreibt die DQuadrat Living GmbH seit dem 17. November nun auch ihr zweites Accor Franchisehaus, das ibis Styles Tübingen, und erweitert damit die Marktpräsenz in der Neckar-Alb-Region.

Kurzzeitvermietung verändert Städte, Märkte und Machtverhältnisse. Was als Sharing-Idee begann, ist heute ein milliardenschweres Ökosystem mit massiven Auswirkungen auf andere Wirtschaftszweige und die Gesellschaft. In ihrem Podcast sprechen Marco Nussbaum und Otto Lindner darüber, warum diese Debatte für die Zukunft der Hotellerie so entscheidend ist.

Die IFA by Lopesan Hotels haben ihre vier deutschen Standorte umfassend modernisiert und starten damit in die neue Saison. Die Überarbeitungen betrafen nach Angaben der Hotelgruppe unter anderem die Ausstattung und das Design in Lobbys, Restaurants, Bars, Zimmern, Spas und Tagungsräumen.

Die auf Seniorenresidenzen spezialisierte „Schönes Leben Gruppe“ erweitert ihr Geschäftsfeld und wird künftig auch im Hotelgewerbe tätig. Am Niederrhein hat das Unternehmen den traditionsreichen Hotel Krefelder Hof übernommen. Ein neues Gebäude soll Hotel und Seniorenresidenz vereinen.

Die Dertour Group Hotel Division erweitert ihr Markenportfolio und nimmt zur Sommersaison 2026 insgesamt sieben neue Häuser in ihr Angebot auf. Die Expansion stärkt die Präsenz der Marken ananea, Sentido und Calimera, insbesondere in wichtigen Destinationen rund um das Mittelmeer.

Der Hotelverband Deutschland (IHA) hat einen neuen Podcast ins Leben gerufen, der sich an die deutsche und europäische Hotellerie richtet. Als Gastgeber fungieren die beiden IHA-Vorstandsmitglieder Otto Lindner und Marco Nussbaum.

Gäste in Essen können ab dem ersten Quartal 2026 im neuen Spark by Hilton Essen übernachten: Signo Hospitality Essen hat das bisherige Intercity Hotel in der Hachestraße übernommen. Das Haus wird in den kommenden Monaten renoviert und in die Budget-Marke von Hilton umgewandelt.

Steigenberger hat in diesem Jahr das 95-jährige Bestehen mit einer Reihe von Veranstaltungen gefeiert. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete die Wiedereröffnung des Steigenberger Icon Europäischer Hof Baden-Baden.

Der in London börsennotierte Luxusimmobilienentwickler Dar Global und die Trump Organization haben die Weltpremiere des Trump International Hotel Maldives sowie den Start des ersten tokenisierten Hotelentwicklungsprojekts der Welt bekannt gegeben. Die Eröffnung der Anlage auf den Malediven ist für Ende 2028 geplant.

Seit Jahren ruhen die Bauarbeiten an dem als Luxushotel „The Diaoyutai Mansion Frankfurt“ konzipierten Projekt in Frankfurt-Niederrad. Die Bauherrin, die Huarong Deutschland GmbH, sucht einen Investor. Währenddessen hat die Stadt Frankfurt den Kontakt zur Pächterin verloren.