Corona-Kompass: Welche Destinationen in Deutschland im Sommer Zuwächse oder Verluste einfuhren

| Hotellerie Hotellerie

Die Juli-Zahlen des Statistischen Bundesamtes liegen vor. Immerhin zwölf Regionen in Deutschland konnten die Übernachtungszahlen des Vorjahresmonats erreichen oder übertreffen. Die Sächsische Schweiz war im Juli die Destination mit dem höchsten Übernachtungszuwachs in Deutschland. Aber die Daten offenbaren auch weiterhin eklatante Unterschiede zwischen den Destinationen in Deutschland und zeigen, dass die Tourismusbranche noch mitten in der Corona-Krise steckt. Das Statistik-Update des dwif-Corona-Kompass nimmt die Entwicklung in allen 143 Destinationen in den Blick und zeigt auf einer Info-Karte die Regionen mit Gewinnen und Verlusten.

Übernachtungsentwicklung im Deutschland-Tourismus: Große Spanne zwischen den Regionen

Mit Spannung wurde erwartet, wie sich die Zahlen im Sommerferienmonat Juli entwickeln, wo ein Großteil der Deutschen Urlaub im eigenen Land machte – so zumindest die Hoffnung. Und tatsächlich waren die Zahlen besser als in den Vormonaten Juni und Mai bzw. weniger schlecht: Deutschlandweit beliefen sich die Übernachtungsrückgänge auf 22,6 Prozent. Eines vorweg: Der Unterschied zwischen der höchsten und der niedrigsten Entwicklungsrate bei den Übernachtungen ist mit 79,0 Prozentpunkten so hoch wie vermutlich noch nie im Deutschlandtourismus.

Die Sächsische Schweiz (+14,3 Prozent) und die Region Mosel-Saar (+10,1 Prozent) waren im Juli mit Abstand die Regionen mit den größten relativen Übernachtungszuwächsen in Deutschland. Aber auch einige Regionen in Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg waren endlich wieder im Plus bzw. konnten das Vorjahresniveau halten. Das bedeutet aber auch, dass 131 Regionen weiterhin z. T. deutlich im Minus lagen. In 25 von ihnen war der Übernachtungsrückgang mit weniger als 10 Prozent noch moderat. Harz und Harzvorland in Sachsen-Anhalt (-1,1 Prozent) und Westerwald-Lahn-Taunus in Hessen (-1,6 Prozent) reichten sogar fast wieder an das Vorjahresniveau heran.

 

Auch an den Küsten der Ostsee und der schleswig-holsteinischen Nordsee ging es wieder „bergauf“. Die Bilder von vollen Stränden hätten allerdings eher vermuten lassen, dass es auch hier ein Übernachtungsplus gab. Da aber noch nicht alle Anbieter wieder geöffnet hatten, war dies nicht möglich. Keine deutsche Küstenregion verzeichnete im Juli laut amtlicher Statistik einen Zuwachs.

Besonders in den Flächendestinationen spielt auch der sogenannte „Graue Beherbergungsmarkt“ mitunter eine wichtige Rolle. So sind Betriebe mit weniger als 10 Schlafgelegenheiten in der amtlichen Statistik nicht abgebildet. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Signale. Die Anbieter am Markt scheinen gut gebucht zu sein, aber längst nicht alle können die Auflagen erfüllen und haben dementsprechend weiterhin geschlossen.

Vor allem städtisch geprägte Regionen, die stark vom Incoming- /Geschäftsreisetourismus abhängig sind, wie Düsseldorf und Kreis Mettmann, Berlin, München, Stuttgart, das Ruhrgebiet und weitere Regionen in Nordrhein-Westfalen verbuchten weiterhin Rückgänge von über 50 Prozent.
 

 

Destinationstypen: Seen, Bergregionen und Küste wieder im Kommen

Ein Blick auf die Destinationstypen bestätigt den Trend aus dem Juni.

  • Gerade die Seenregionen und die Alpenregion machten im Juli einen weiteren Schritt nach vorn. Hier beliefen sich die Verluste im Juli durchschnittlich nur noch auf -4,0 bzw. -4,6 Prozent.
  • Die Küsten wurden durch die Entwicklung an der niedersächsischen Nordsee etwas eingebremst und lagen bei -6,7 Prozent. Dies ist u. a. auch Rahmenbedingungen wie geschlossenen Betrieben geschuldet.
  • In den Mittelgebirgen, den Flussregionen und im Flach- und Hügelland lagen die Übernachtungszahlen noch rund ein Fünftel unter denen des Vorjahresmonats.
  • In den Städten, Städtischen Regionen und dem städtischen Umland brachen die Übernachtungen um teils mehr als die Hälfte ein.

Betriebstypen: Ferienhäuser/-wohnungen und Campingplätze im Plus, Gruppenunterkünfte weiterhin problematisch

Auch bei den Betriebstypen zeigen sich weiterhin deutliche Unterschiede.

  • Ferienhäuser/-wohnungen (+2,1 Prozent) und Campingplätze (+0,5 Prozent) waren im Juli gut gebucht. Bei ersteren standen im Vergleich zum Vorjahresmonat auch 1,7 Prozent mehr Schlafgelegenheiten zur Verfügung. Bei den Campingplätzen lag die Zahl der angebotenen Schlafgelegenheiten zwar um 7,0 Prozent niedriger, die Nachfrage war jedoch enorm, die Auslastung steigerte sich deutlich.
  • In den Ferienzentren waren die Kapazitäten nahezu unverändert, die Verluste mit -6,0 Prozent ebenfalls noch überschaubar.
  • Kur und Rehakliniken verbuchten mit -21,6 Prozent bereits deutlich höhere Rückgänge.
  • Die Hotellerie kämpft weiterhin mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Dies hängt insbesondere mit den Gästestrukturen bzw. ausbleibenden Besucher*innen aus dem Geschäftsreise-, MICE- und Incoming-Segment zusammen. Ein durchschnittlicher Übernachtungsrückgang von 30,2 Prozent bedeutet für viele Betriebe weiterhin Arbeiten am finanziellen Limit. Gasthöfe (-14,2 Prozent) und Pensionen (-11,1 Prozent) schnitten hierbei deutlich besser ab als Hotels (-32,1 Prozent) und Hotels garnis (-34,1 Prozent). Die Auslastung der Hotellerie lag im Juli 2020 mehr als 10 Prozentpunkte unterhalb des Vorjahresmonats.
  • Gruppenunterkünfte wie Jugendherbergen oder Erholungs-, Ferien- und Schulungsheime leiden weiterhin am stärksten unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Rückgänge im Juli beliefen sich bei deutlich reduzierten Kapazitäten noch auf rund 50 bis 60 Prozent.

Mehr erfahren

In seinem dwif-Corona-Kompass berichten das Instiut regelmäßig über die aktuelle Lage im Deutschland-Tourismus. Mehr dazu unter https://www.dwif.de/corona-kompass.html


Zurück

Vielleicht auch interessant

Nach exakt vier Monaten Schließzeit konnte Jagdfeld Real Estate die Sanierung des „Strandhotel Zingst“ erfolgreich abschließen und wie geplant wiedereröffnen. Seit dem 3. Mai empfängt das Vorpommer´sche Traditionshaus wieder seine Gäste.

Die Imperial Riding School, Autograph Collection ist ab sofort Teil des Portfolios der Autograph Collection Hotels, die nun auch erstmals in Österreich vertreten sind. Jedes Hotel der Collection bietet ein charakteristisches Erlebnis: Im Imperial Riding School dreht sich alles rund um Äpfel.

Die bei Marriott 2014 bis 2018 erbeuteten Bezahlkartendaten und Reisepassnummern von über 500 Millionen Kunden sollen nicht sicher verschlüsselt gewesen sein, wie verschiedenen Medien berichten. Das habe die Hotelkette in einem US-Gerichtsverfahren jetzt eingeräumt. Marriott hatte vormals das Gegenteil behauptet. 

Der Hotelier Friedrich Niemann hat das bisherige Yard Boarding Hotel auf dem Rittergut Nordsteimke in Wolfsburg übernommen. Die Herberge begrüßt Gäste nun als „mein.wolfsburg- hotel auf dem rittergut“ und ist Niemanns vierter „Lieblingsort“.

Die Berliner HR Group hat am 1. Mai 2024 das Strandhotel in Westerland auf der Nordseeinsel Sylt übernommen. Der Vertrag wurde zwischen der Eigentümergemeinschaft Strandhotel Sylt GmbH und der HR Group abgeschlossen.

Der Hotelverband Deutschland vergibt auch in diesem Jahr gemeinsam mit dem "Gemeinnützige Verein zur Förderung der Hotellerie in Deutschland" und der Deutschen Hotelakademie wieder drei Stipendien an talentierte Nachwuchskräfte.

Die Zahl der Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, nimmt stetig zu, auch unter den Gästen der allsun Hotels​​​​​​​. In allen 30 Häusern der Hotelkette haben jetzt vegetarische und vegane Speisen einen eigenen Büfettbereich.

Im The Ritz-Carlton Wolfsburg wurde nach einer Renovierung die neugestaltete Club-Lounge enthüllt. Auf der 4. Etage des Hotels gelegen, bietet sie einen Blick auf die Lagunenlandschaft der Autostadt.

Marriott International hat die Ergebnisse für das erste Quartal 2024 bekanntgegeben. Der weltweite RevPAR wuchs um über vier Prozent. In den USA und Kanada hat sich die Nachfrage normalisiert, die internationalen Märkte waren besonders stark.

Im Jahr 2023 haben Gäste aus dem In- und Ausland über die vier großen Online-Plattformen insgesamt 46 Millionen Übernachtungen in Ferienwohnungen und -häusern in Deutschland gebucht. Das Vor-Corona-Niveau wurde deutlich übertroffen.