Das Hotel-Frühstück im Preis-Qualitäts-Dilemma: Glaubwürdigkeit der Branche auf dem Prüfstand

| Hotellerie Hotellerie

Eine intensive Debatte innerhalb der Hotellerie beleuchtet die steigende Diskrepanz zwischen den verlangten Preisen und der tatsächlich gebotenen Qualität beim Frühstücksbuffet. Die Diskussion, ausgelöst durch ein konkretes Beispiel eines 4-Sterne-Businesshotels, dessen Frühstück mit 29 Euro pro Person zu Buche schlägt, stellt das aktuelle Konzept infrage und fordert die Branche zu grundlegenden Veränderungen auf. Unternehmer und Hotelier Marco Nußbaum stieß die Debatte in einem LinkedIn-Post an, der auf starke Resonanz traf.

Hohe Preise treffen auf Industriestandards

Die zentrale Kritik richtet sich gegen eine vermeintliche Schere zwischen Preis und Leistung. Viele Buffets würden sich durch eine Reihe von Mängeln auszeichnen, die in deutlichem Gegensatz zu den beworbenen, glänzenden Bildern in Prospekten und auf Websites stünden. Zu den genannten Kritikpunkten gehören der Einsatz von Aufbackbrötchen der günstigsten Sorte, lieblos angerichtete Platten, Obstsalat mit hohem Apfelanteil sowie die Verwendung von Rührei aus dem Tetrapack.

Ergänzend wird bemängelt, dass der Service oft unpersönlich erscheine, etwa durch den Einsatz von Abräumrobotern anstelle eines persönlichen Dialogs. Für viele Beobachter ist das Problem nicht primär der Preis an sich, sondern die dadurch infrage gestellte Glaubwürdigkeit des gesamten Angebots.

Marge vor Qualität: Das Problem der Konzerne

Historisch wurden Frühstückspreise bereits vor Jahrzehnten als Phantasiepreise ohne transparente Kalkulationsgrundlage kritisiert. Diese Entwicklung scheint sich in großen Hotelbetrieben, in denen die Marge und die Optimierung jeder einzelnen Prozent-Zahl im Vordergrund stehen, noch verschärft zu haben.

Einige Häuser folgen der Strategie „KPIs vor Qualität, Kosten vor Wertschätzung“, was zur Verwendung von Industrieprodukten führt. Die Bewerbung des Angebots als „BIO“ oder „Regional“, während die Realität abweicht, wird in der Diskussion als eine Form von Social- und Greenwashing betrachtet. Hoteliers, die auf Transparenz und echte Qualität setzen, distanzieren sich von diesen Praktiken.

Das Frühstück als Preisbumerang

Für Gäste wird das Frühstück zunehmend zu einem sogenannten Preisbumerang, wenn es in der Relation teurer ist als beispielsweise eine einfache Übernachtung in manchen anderen Unterkünften. Preisauszeichnungen von über 20 Euro führten bereits dazu, dass Buchhalter und Controller von Unternehmen ihre reisenden Mitarbeiter dazu anhielten, stattdessen zum Bäcker in der Nähe auszuweichen. Dies resultiert paradoxerweise in einer sinkenden Auslastung der hoteleigenen Restaurants.

Zudem wird die Preisgestaltung als ungerecht empfunden, da Gäste, die nur wenig essen (etwa Müsli und Kaffee), den vollen Preis für ein All-you-can-eat-Buffet mit warmen Speisen, Lachs und Wurst bezahlen müssen.

Steuerliche Vorgaben als Einflussfaktor

Die Kalkulation und Ausweisung der Frühstückspreise wird in Deutschland auch durch die Umsatzsteuer beeinflusst. Es wurde dargelegt, dass die Finanzverwaltung in einigen Bundesländern einen pauschalen Anteil von 20 Prozent des Übernachtungspreises für das Frühstück (inklusive Servicepauschale) ansetzen kann, falls die Hotelkalkulation nicht akzeptiert wird. Bei einem Übernachtungspreis von 150 Euro würde dies beispielsweise einen kalkulatorischen Wert von 30 Euro für das Frühstück bedeuten.

Lösungsansätze für zukunftsfähige Konzepte

Die Debatte mündete in konkreten Vorschlägen, wie die Hotellerie die Glaubwürdigkeit und Rentabilität des Frühstücksangebots wiederherstellen kann:

Segmentierung der Zielgruppen: Eine Unterscheidung zwischen privaten Gästen und Geschäftsreisenden ist notwendig, da Letztere oft nur eine schnelle und unkomplizierte Mahlzeit benötigen.

Fokus auf das Qualitäts-Basisangebot: Ein hochwertiges, Französisches Frühstück (mit frischen Bäckerbrötchen und Croissants) könnte zu einem fairen Preis (z.B. 15 Euro) angeboten werden. Ergänzende, warme Speisen wie Wurst, Käse und Eier könnten dann optional à la carte dazubestellt werden.

Regionale Kooperationen: Alternativ wird vorgeschlagen, das eigene Buffet zugunsten einer Kooperation mit einer regionalen Bäckerei aufzugeben, um konstant frische und lokale Produkte anzubieten.

Radikale Preispolitik: Ein anderer Ansatz ist die bewusste Festlegung eines sehr hohen Frühstückspreises, um die Gästezahl zu reduzieren. Dies soll zu geringeren Material- und Wareneinkaufskosten sowie zur Entlastung des Personals führen.

Die Anpassung des Frühstückskonzepts an die jeweilige Zielgruppe und der Fokus auf echte Qualität werden als entscheidend für die Zukunft des Angebots erachtet.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Technologiekonzern Google erweitert kontinuierlich die KI-Funktionen seiner Suchmaschine, für die Reiseplanung und -buchung. Ein Schwerpunkt der jüngsten Ankündigungen liegt auf der Entwicklung agentischer Buchungsmöglichkeiten für Flüge und Hotels, die bislang in Zusammenarbeit mit Hotelkonzernen und OTAs entsteht. 

Das Fünf-Sterne-Adults-only-Resort Posthotel Achenkirch am Achensee erweitert sein Gesundheitsangebot um das neu eröffnete Longevity Lab. Mit dieser Investition positioniert sich das Traditionshaus als Vorreiter einer ganzheitlichen Wellbeing-Kultur, die moderne Longevity-Konzepte, Biohacking und mentale Arbeit zur Sinnfindung vereint.

Die Rocco Forte Hotels haben ihr neuestes Haus, The Carlton, in Mailand eröffnet. Das Hotel markiert die zehnte italienische Adresse der Gruppe und liegt in einer der angesehensten Lagen der Stadt, im Mailänder Modeviertel. Gästen stehen 71 Suiten und Zimmer, zwei Restaurants, eine Bar sowie ein Spa zur Verfügung.

Nach dem Tod einer Hamburger Familie in Istanbul belastet ein vorläufiger Bericht der türkischen Gerichtsmedizin laut Medienberichten weiter das Hotel. Darin werde erklärt, dass der Tod der vierköpfigen Familie vorrangig durch eine chemische Vergiftung im Hotel verursacht worden sei, berichtete der Staatssender TRT.

Das Ciel Dubai Marina, das nun offiziell Teil der Vignette Collection von IHG Hotels & Resorts ist, markiert mit seiner Eröffnung einen neuen globalen Rekord als höchstes Hotel der Welt. Das Hotel beherbergt zudem einen der höchstgelegenen Infinity-Pools weltweit.

Die Tourismus- und Freizeitgruppe aus Göhren-Lebbin, ehemals bekannt als Fleesensee Holding GmbH, blickt auf 25 Jahre am Standort Fleesensee zurück und präsentiert sich im Jubiläumsjahr unter dem modernen Namen Five E Group. Die Umfirmierung ist Teil einer strategischen Neuausrichtung.

Die Radisson Hotel Group hat ihre Präsenz in Polen durch die Eröffnung des Baltic View Resort & Spa in Międzyzdroje gestärkt. Das Haus, das als Mitglied von Radisson Individuals geführt wird, umfasst 60 Zimmer und Suiten sowie einen Spa-Bereich.

Das Strandhotel Ostende in Ahlbeck auf Usedom blickt auf zwei Jahre Betrieb seit seiner Modernisierung zurück, die das Haus zu einem Designhotel an der Ostseeküste transformierte.

Das Erlanger Hotel Luise hat sich unter der Leitung von Ben Förtsch zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit in der Hotellerie entwickelt. Das Hotel, für das die Hotelzimmer nachwachsen, zählt zu den Pionieren für Umwelt- und Klimaschutz in Deutschland.

Bis Mitte 2028 soll am Brückenkopf-Park in Jülich ein neues Dorint-Hotel mit 120 Zimmern entstehen. Die Honasset GmbH, eine Tochter der Honestis-Gruppe hatte Bereits 2023 über das geplante Dorint-Hotel berichtet.