Ein Ort mit Vergangenheit: Hotel Wilmina im ehemaligen Berliner Frauengefängnis

| Hotellerie Hotellerie

Dort, wo einst Widerstandskämpferinnen der NS-Zeit inhaftiert wurden, können nun Touristen Urlaub machen. Dabei verzichtet das Hotel im ehemaligen Berliner Frauengefängnis in der Kantstraße auf den Gruselfaktor und lässt die Spuren der Vergangenheit bewusst sichtbar.

Das Hotel Wilmina ist ein Haus mit Geschichte.  Das Haus ist nicht das einzige und auch nicht das erste Hotel, das aus einer Haftanstalt hervorging. Ein besonderes ist es jedoch, historisch ebenso wie in seiner heutigen Gestalt.

In den ehemaligen Zellen des Frauengefängnisses waren in der NS-Zeit vor allem Widerstandskämpferinnen untergebracht, die teilweise dort sogar auf ihre Hinrichtung warteten. Dass man an diesem Ort mittlerweile Urlaub machen kann, haben Armand Grüntuch und seine Frau Almut Grüntuch-Ernst zu verantworten. Das Paar führt ein Architekturbüro in Berlin und haben 2012 bereits die ehemalige Jüdische Mädchenschule in der Bundeshauptstadt zu Restaurants und Kunstgalerien umgestaltet.

Die Vergangenheit des Gebäudes ist heute noch sichtbar, auch wenn die ehemaligen Zellen zu modernen und hellen Gästezimmern sowie Suiten umgebaut wurden. Die Gitter vor den Fenstern sind allerdings geblieben. Genauso wie viele der historischen Türen sowie das Treppengeländer. Noch mehr Geschichte können die Gäste in einer Zelle im hinteren Treppenhaus erleben. Diese wurde im Originalzustand belassen. Künftig sollen hier ausgestellte Dokumente an die ehemaligen Insassen erinnern.

Dass ein Gefängnis als Hotel umfunktioniert wurde, ist für das Architektenpaar kein Widerspruch. Berlin sei voll mit kontaminierten Orten, erklärte Armand Grüntuch gegenüber NZZ. Sie alle museal zu nutzen oder gar leer stehen zu lassen, helfe aber weder der Stadtgesellschaft noch dem Geschichtsbewusstsein.

Auf den Gruselfaktor, den Vertreter interessierter Hotelketten für das Hotel Wilmina vorgesehen hatte, wollten sie allerdings verzichten. Deswegen betreiben sie das Haus inzwischen selbst. Unterstützt werden sie dabei von der Familie. „Wir arbeiten seit mehr als zehn Jahren an diesem Projekt, unsere fünf Kinder sind damit groß geworden, es ist generationenübergreifend.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

IHG Hotels & Resorts hat die Unterzeichnung von Kimpton Lissabon bekanntgegeben, dem ersten Kimpton Hotels & Restaurants in der portugiesischen Hauptstadt. Das Hotel, das Anfang 2025 eröffnet werden soll, ist das zweite Kimpton in Portugal.

In Frankfurt am Main wird die neue Ascott-Marke lyf ihre Deutschlandpremiere feiern. Wie The Ascott Limited bekanntgab, wird das erste lyf in Deutschland im Frankfurter Ostend, nahe der Europäischen Zentralbank (EZB), die Türen öffnen.

Die Hotellerie verzeichnet im Jahr 2023 steigende Umsätze. In den meisten teilnehmenden Häuser am Ranking der Top-100-Markenhotels in Deutschland der ahgz (dfv Mediengruppe) legten Raten und Auslastung erneut zu.

Marriott gibt die eigenen Expansionspläne für Polen bekannt: In den kommenden Jahren sollen mehr als zehn neue Hotels dem Portfolio hinzugefügt werden, darunter die Einführung von zwei bisher nicht vertretenen Marken.

Leonardo Hotels Central Europe hat im Januar die dritte Partnerschaft mit großen israelischen Institutionen geschlossen. Die Partnerschaft soll die weitere Expansion vom angestammten Business­markt in das Segment der Urlaubsreisen beschleunigen.

Hilton will das eigene Resort-Portfolio in Europa rasch erweitern. Zehn Hotels mit mehr als 1.500 Zimmern sollen rechtzeitig zum Sommer unter den Marken Curio Collection by Hilton, Tapestry Collection by Hilton und DoubleTree by Hilton eröffnen.

Nach New York, Hamburg und Nürnberg hat die Motel One-Gruppe jetzt ein The Cloud One-Hotel in Prag. Das Haus will einen Hauch Prager Tradition bieten und verfügt über eine Rooftop-Bar mit Blick auf die Altstadt. Sehenswürdigkeiten wie die Karlsbrücke oder die Prager Burg sind nur einen kurzen Spaziergang entfernt.

Im Jahr 2023 erreichte das Serviced-Apartment-Segment in Deutschland eine durchschnittliche Jahresauslastung von 82 Prozent. Im Vorjahr waren es 80 Prozent, 2019 im Vergleich „nur“ 77 Prozent, so die Zahlen von Apartmentservice, die seit 2011 erhoben werden.

Die Immobilienberatung Cushman & Wakefield (C&W) verzeichnete im 1. Quartal 2024 ein Transaktionsvolumen im Hotelsegment von insgesamt 260 Millionen Euro. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 30 Prozent dar, der aber größtenteils auf den Verkauf des „Hotel de Rome“ in Berlin zurückzuführen ist.

Den Hotelverband Deutschland (IHA) erreicht aktuell die Meldung einer Betrugsmasche über den Messaging-Dienst von Expedia, so der Verband. Diese Betrugsversuche seien bisher fast ausschließlich über die Kommunikationsdienste von Booking.com beobachtet worden. Nun scheine auch Expedia betroffen zu sein.