Einschränkungen bei Geschäftsreisen - Hoteliers bangen um lukrative Zielgruppe

| Hotellerie Hotellerie

Das bekannte Grandhotel «Hessischer Hof» an der Frankfurter Messe hat zum Jahreswechsel dicht gemacht, die Hamburger Hotelkette Novum Hospitality bekommt Millionenhilfen aus dem staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Zwei Beispiele, die zeigen, wie hart es die Hoteliers in der Corona-Krise trifft.

Es fehlen nicht nur Urlauber, sondern in Städten vor allem Geschäftsleute, die als besonders ausgabefreudig gelten. Messen werden reihenweise abgesagt, Veranstaltungen und Konferenzen finden online statt. Ein Teil des Geschäftes dürfte auch nach dem Ende der Krise nicht mehr zurückkehren.

Noch im Vorkrisenjahr 2019 ließen sich deutsche Unternehmen und öffentlichen Institutionen Trips ihrer Mitarbeiter so viel kosten wie noch nie. Die Ausgaben stiegen nach Angaben des Verband Deutsches Reisemanagement VDR gegenüber 2018 um 3,5 Prozent auf den Bestwert von 55,3 Milliarden Euro. Doch die Rekordjahre dürften erstmal vorbei sein. Der VDR rechnet mit einem Rückgang der Reisetätigkeit von Geschäftsleuten von 10 bis maximal 30 Prozent in der Zeit nach Corona.

«Die Hotelbranche steht vor einem großen Wandel. Wir rechnen damit, dass ein Teil der Geschäftsbesprechungen, Tagungen, Kongresse und Messen künftig online oder hybrid stattfinden wird», sagt Tobias Warnecke vom Hotelverband Deutschland IHA. «Ein Zurück zu 2019 wird es nicht geben.»

Geschätzt entfielen bislang etwa 25 Prozent des Deutschland-Tourismus auf Geschäftsreisen im engeren Sinn. Hinzu kommen Messen, Kongresse und andere Veranstaltungen. «Aktuell ist die Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten für Geschäftsleute geringer. Es gibt aber immer noch Hotels, die geöffnet haben. Deren Auslastung liegt derzeit bei etwa 10 bis 11 Prozent», sagt Warnecke.

Wie viele Hotels und Pensionen die Krise überleben ist aus seiner Sicht derzeit nicht abzusehen. «Das hängt auch davon ab, wie schnell die staatlichen Hilfen ausgezahlt werden.» Grundsätzlich dürfte sich der Markt verändern. «In Städten, in denen es vor der Krise große Angebotsüberhänge gab, ist ein Abbau dieser zu erwarten.» Als ein Beispiel nennt Warnecke Frankfurt, wo das wichtige Messegeschäft weggebrochen ist.

Die Unternehmensgruppe «Prinz von Hessen» begründete ihre Entscheidung, den Hessischen Hof mit der legendären «Jimmy's Bar» zum Jahresende zu schließen, mit schlechten Geschäftsaussichten in der Business- und Messehotellerie. «Alle Prognosen weisen klar darauf hin, dass sich die Segmente Tagungen, Messen sowie Geschäftsreisen nur sehr langfristig erholen werden und auch in den kommenden zwei Jahren mit weiterhin hohen Verlusten gerechnet werden muss», erklärte Donatus Landgraf von Hessen, Vorstandsvorsitzender der Hessischen Hausstiftung.

Nach einer Umfrage des Ifo-Institutes vom Sommer halten es 57 Prozent der deutschen Unternehmen für wahrscheinlich, dass sie ihre Dienstreisen als Folge der Corona-Krise dauerhaft einschränken. An der Spitze steht die Industrie mit 64 Prozent, gefolgt von den Dienstleistern mit 60 Prozent.

Der Geschäftsreiseverband VDR erwartet zwar einen beträchtlichen Nachholbedarf an persönlichen Begegnungen. In der regelmäßigen Verbandsumfrage rechneten im Dezember aber nur noch 8,6 Prozent der Reise-Manager mit einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau. Die Unternehmen fahren dabei mehrheitlich auf Sicht und wollen nach dem Pandemieverlauf kurzfristig entscheiden, wann ihre Leute wieder geschäftlich unterwegs sein dürfen. Innerdeutsch wollen drei von vier Firmen wieder verstärkt aufs Auto setzen.

Der Aufwand pro Reise dürfte steigen: Fast alle Unternehmen (90 Prozent) rechnen dem VDR-Barometer zufolge mit komplizierteren Planungen und höheren Kosten. Sie wollen in großer Mehrheit künftig genauer prüfen, welche Reisen wirklich notwendig sind. Die verringerte Reisetätigkeit könnte nach Einschätzung der Verantwortlichen auch negative Folgen für die Geschäfte haben. So rechnen rund 60 Prozent mit dem Verlust von Kunden und rund 70 Prozent mit steigenden Kosten für ihre Produkte und Dienstleistungen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die diesjährige Sommersaison gehört zu den stärksten Saisons in der Geschichte des Deutschland-Tourismus. Camping und Ferienwohnungen legten zu, die Hotellerie lag hingegen knapp unter dem Vorjahreswert.

The Lux Collective hat die nächste Phase der internationalen Expansion bekanntgegeben, die von sieben neuen Vertragsabschlüssen getragen wird. Die Strategie konzentriert sich dabei auf die Weiterentwicklung der Marke LUX*, SALT und SOCIO.

Eine neue Analyse von Colliers zeigt, dass die deutsche Immobilienwirtschaft 2026 vor einer Neuordnung steht. Der Hotelmarkt und Spezialsegmente wie Datenzentren werden durch Konversionen und technologischen Bedarf zu den führenden Wachstumstreibern.

Die Huarong Deutschland GmbH beabsichtigt, den seit Jahren ruhenden Bau des China Hotels in Frankfurt-Niederrad abzuschließen. Die ursprüngliche Eröffnung war für 2022 vorgesehen. Dies berichtet die Frankfurter Neue Presse.

Die Hotellerie steht vor einer Phase tiefgreifender Veränderung: Märkte schwanken, Kosten steigen, das Reiseverhalten verschiebt sich spürbar – und technologische Entwicklungen verändern, wie Gäste Reisen planen. In dieser Situation mahnt Philipp Ingenillem, Gesellschafter von Online Birds, zu Weitblick und Haltung. Ein Gastbeitrag.

Im Naturresort & Spa Schindelbruch im Harz ist ein neuer 25 Meter langer Natursteinpool in Betrieb genommen worden. Zur offiziellen Einweihung schwamm der Olympiasieger Lukas Märtens die ersten Bahnen im ganzjährig beheizten Becken. Das Wellnesshotel in Alleinlage gilt als Vorreiter bei der kompensierten CO₂-Bilanz.

In Friedrichshafen am Bodensee könnte ein B&B-Hotel mit 96 Zimmern entstehen. Die Pläne für das Bauvorhaben wurden dem Gestaltungsbeirat der Stadt in einer öffentlichen Sitzung präsentiert. Das Projekt befinde sich derzeit in einer frühen Phase, vergleichbar mit einer Machbarkeitsstudie.

Nach dem Insolvenzverfahren der Lindner Hotels AG kehrt das Parkhotel Oberstaufen in die Hand der Gründerfamilie zurück. Der Enkel des Gründers übernimmt das Haus in Oberstaufen, das ab dem 1. Juli 2025 nicht mehr zur Lindner Hotel Group gehört, und richtet es neu aus. Ein erfahrener General Manager ist für die operative Führung des 87-Zimmer-Hotels verantwortlich.

Das Flushing Meadows Hotel beendet nach zwölf Jahren seinen Betrieb in München. Das Haus, das durch seine Dachterrasse, sein Design und unkonventionellen Gästezimmer bekannt wurde, bleibt noch bis zum 20. Dezember geöffnet. Danach ist endgültig Schluss.

Rocco Forte Hotels hat die Eröffnung eines zweiten Standorts in Apulien bekanntgegeben. Die Masseria del Cardinale soll im Jahr 2028 in Fasano an den Start gehen und das Italien-Portfolio der Gruppe ergänzen.