Hamburg: Gummienten als Protest-Ersatz

| Hotellerie Hotellerie

Erst Tourismusboom, dann der coronabedingte Absturz: Der «Shutdown» bringe einen Großteil der 56.000 Beschäftigten des Hamburger Hotel- und Gaststättengewerbes in existenzielle Probleme, teilte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Dienstag mit. Stellvertretend für die Köchinnen, Kellner und weiteren Beschäftigten der Branche sollen am Mittwoch Gummienten vor dem Hamburger Rathaus für bessere finanzielle Unterstützung protestieren. «Damit zeigen die Beschäftigten, dass sie nicht wegen Corona baden gehen wollen», teilte NGG-Regionalchefin Silke Kettner mit. Menschenansammlungen wie bei Demonstrationen sonst üblich sind in Hamburg coronabedingt verboten.

Nach Angaben von Hamburgs Dehoga-Präsident Franz J. Klein hat die Gastro-Branche mit rund 4.000 Betrieben in der Hansestadt in den ersten vier Wochen seit Schließung mehr als 100 Millionen Euro verloren, die Hotellerie mehr als 120 Millionen Euro. «Das Problem ist, dass das verlorene Geschäft nicht wieder aufgeholt werden kann», sagte Klein der Deutschen Presse-Agentur. «Kongresse, Messen, Großveranstaltungen - alles abgesagt. Aber davon lebt die Hamburger Branche.» Angesichts dessen sei fraglich, welcher Betrieb die Ausfälle lange durchhalten kann. «Mit rückzahlbaren Krediten allein kommen wir nicht weiter.» Schließlich sei ebenso fraglich, wann sie nebst Zinsen zurückgezahlt werden könnten. Aus Sofortprogrammen geleistete Zuschüsse dürften bereits aufgebraucht sein, meinte Klein.

«Wir brauchen aber weiter Liquidität, weil Fixkosten wie Miete, Wasser, Strom, Heizung weiterlaufen», ergänzte der Dehoga-Präsident. Für die Beschäftigten, die überwiegend in Kurzarbeit seien, befürworte er eine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes von 60 Prozent des Nettoeinkommens (67 mit Kindern) auf mindestens 80 Prozent. Die Hotels und Gaststätten seien jedoch nicht in der Lage, solche zusätzlichen Personalkosten zu tragen.

Darum hält es die NGG-Arbeitnehmervertreterin für dringend erforderlich, dass sich Hamburg beim Bund für die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes einsetzt. Diesbezüglich habe sich die NGG gemeinsam mit Betriebsräten an den Senat gewandt, teilte die Gewerkschaft mit. Eine ausgebildete Gastro-Fachkraft müsse in Kurzarbeit mit rund 800 Euro auskommen. «Dieses Einkommen reicht in Hamburg nicht zum Leben und stellt die Menschen vor unüberbrückbare Schwierigkeiten», ergänzte die NGG-Chefin. Es drohten Verschuldung und Privatinsolvenz. Bei der Bürgerschaftssitzung an diesem Mittwoch will die Fraktion der Linken darüber debattieren, wie Beschäftigung und Lebensstandard in Hamburg gesichert und ein sozialer Abstieg für die Menschen verhindert werden kann.

Bevor es in Hamburg nahezu zum Stillstand des Hotel- und Gaststättengewerbes kam, hat die Stadt vom Tourismusboom noch mit satten Zuwächsen profitiert. Im Februar stieg die Zahl der Übernachtungen verglichen mit dem Vorjahresmonat um 17,8 Prozent auf 1,09 Millionen, wie das Statistikamt Nord am Dienstag mitteilte. Die Zahl der Gäste legte um 14,3 Prozent auf 559.000 zu. Für die Statistik wurden die Angaben von 415 Hotels, Pensionen und weiteren Betrieben mit 72 706 Betten berücksichtigt.

Insgesamt werden dem Tourismus in Hamburg rund 89.000 Arbeitsplätze zugerechnet. Er erbringt laut einer Studie jährlich eine Wirtschaftsleistung von rund 4,4 Milliarden Euro, ein Anteil von 4,5 Prozent an der Hamburger Bruttowertschöpfung.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Villa Keller in Saarburg, Rheinland-Pfalz, ist nach umfangreicher Sanierung und Neugestaltung als Boutique-Hotel wiedereröffnet worden. Das Haus, dessen Ursprünge auf das Jahr 1801 zurückgehen, empfängt seit dem 1. November 2025 Gäste. Es gehört zur Erasmus Collection der Gastgeberfamilie Boesen.

Eine aktuelle Marktstudie vergleicht die Hotelstandorte am Starnberger See und Tegernsee und zeigt, wo Investoren und Betreiber die aktuell besten Perspektiven finden. Der Artikel beleuchtet die strukturellen Unterschiede in Angebot und Nachfrage sowie die jeweiligen Investorendynamiken der südbayerischen Destinationen.

Motel One plant mit 128 Zimmern, einer Skybar und einem Tagescafé den ersten Standort in der Bodenseeregion. Das 26 Millionen Euro teure Projekt in Bregenz soll 2029 eröffnen.

Die größte Hotelkette Skandinaviens, Scandic Hotels, hat ihren Expansionskurs in Deutschland fortgesetzt und am 1. Dezember ihr achtes Haus bundesweit eröffnet. Das Scandic Stuttgart Europaviertel liegt zentral in der Stadt und wurde umfassend renoviert.

Die Handwritten Collection setzt ihren Wachstumskurs fort und eröffnet mit dem Blooma Hotel Liège Centre ein neues Haus in Lüttich in Belgien. Das Hotel verfügt über 149 Zimmer, deren Gestaltung sich an den berühmten botanischen Gärten Lüttichs und der Vergangenheit des Gebäudes als ehemaliges Kloster orientiert.

Hyatt setzt im Luxussegment auf eine neue Führungskraft und ambitionierte Expansionspläne. Ein Fokus liegt auf dem internationalen Debüt der Wellness-Marke Miraval im Roten Meer sowie auf Neueröffnungen der Marken Park Hyatt und The Unbound Collection.

Die Luxushotelgruppe Four Seasons kehrt nach 20 Jahren in die deutsche Hauptstadt zurück. Das Unternehmen übernimmt in Partnerschaft mit dem europäischen Hotelentwickler Gruppo Statuto das Management des Hotel de Rome in Berlin-Mitte und wird es nach einer umfassenden Renovierung Ende 2027 als Four Seasons Hotel Berlin wiedereröffnen.

Das Fünf-Sterne-Resort Alpenhof Murnau am Staffelsee steht vor einem Eigentümerwechsel. Peter Inselkammer, Münchner Hotelier und Unternehmer, wird die Immobilie im neuen Jahr übernehmen. Der Betrieb des Resorts wird unter der bisherigen Leitung fortgeführt.

Die BWH Hotels Central Europe und die ipartment GmbH gehen eine neue Partnerschaft ein. Ziel ist es, neue Zielgruppen, Märkte und Marktanteile im Longstay-Segment in Deutschland und perspektivisch in Europa zu erschließen.

Die in Berlin ansässige Amano Group setzt ihren Expansionskurs fort. Das Unternehmen plant, bis zum Jahr 2028 insgesamt acht weitere Hotels zu eröffnen. Die derzeitige Zimmerkapazität soll durch die neuen Projekte um über 1.500 Zimmer erweitert werden.