In Österreich wurde der Start in die laufende Wintersaison durch einen neuerlichen Lockdown verzögert. Die Nachfrage erholte sich aber nach Weihnachten unerwartet schnell, und trotz weiterhin hoher Infektionszahlen erscheinen die Aussichten recht positiv.
Das zweite durch COVID-19 geprägte Jahr 2021 wies insgesamt eine durchwachsene touristische Bilanz auf: Mit 79,6 Mio. Übernachtungen und 22,1 Mio. Ankünften wurden im Kalenderjahr 2021 um 18,7 Prozent bzw. 18,3 Mio. weniger Nächtigungen als im ersten Krisenjahr 2020 verzeichnet – der Lockdown-bedingte Ausfall der umsatzstarken Monate Jänner bis März wirkte sich 2021 im Vergleich zu 2020 in der Jahresbilanz sehr negativ aus.
Damit erreichte die touristische Nachfrage 2021 nur knapp das halbe Volumen des Vorkrisenniveaus von 2019, wobei sich die Binnennachfrage einmal mehr als Stütze der heimischen Tourismuswirtschaft erwies. Vor allem die vom Wintersport abhängigen Bundesländer im Westen Österreichs litten unter dem Lockdown im 1. Halbjahr 2021, auch der Städtetourismus in Wien blieb trotz leichter Nächtigungszuwächse 2021 um fast drei Viertel unter dem Vorkrisenniveau zurück.
Die angelaufene Wintersaison verbuchte durch den Lockdown ab November bislang nur knapp 9,4 Mio. Nächtigungen (–43,6 Prozent zur Vergleichsperiode im Winter 2018/19). Vor allem der Skitourismus im Westen Österreichs erholte sich mit der Wiedereröffnung Mitte Dezember aber sehr rasch. Damit beliefen sich die nominellen Einnahmen im österreichischen Tourismus in der Wintervorsaison ersten Schätzungen des WIFO zufolge auf 2,42 Mrd. Euro.
Die seit Anfang Januar 2022 sehr rasche Verbreitung der Omikron-Variante mit neuen Höchstständen an Infizierten in Österreich trübte die Stimmungslage ab Jahresbeginn wieder ein. Trotz dieser hohen Infektionszahlen zeigt sich jedoch noch immer eine geringe Mehrbelastung der Krankenhäuser, was wiederum Lockerungen der Pandemiemaßnahmen in Österreich zur Folge hat von denen der Tourismus profitieren kann. Verbunden mit einer sichtbar ungebrochenen Reiselust, lassen diese Entwicklungen hoffen, dass sich in den für die österreichische Tourismuswirtschaft so wichtigen Monaten Februar und März die Erholung im Tourismus weiter fortsetzt.
Welche touristischen Wirkungen der Strategiewechsel im österreichischen Pandemiemanagement mit sich bringt, lässt sich aber kaum in genauere Prognosen übersetzen. Gäste wie Betriebe leiden unter den immer wieder angepassten und komplexen Regeln, stellen sich andererseits aber auch immer rascher auf pandemiebedingte Veränderungen ein: Viele Buchungen werden kurzfristig getätigt, Betriebe kommen den Gästen mit flexiblen Stornobedingungen entgegen. Geht man trotz bestehender hoher Unsicherheiten davon aus, dass der Höhepunkt der Pandemie überwunden ist und sich die Nachfrage – vor allem aus den Nahmärkten – dem vorpandemischen Niveau langsam annähert, so ergäbe sich für die Wintersaison 2021/22 ein Gesamtnächtigungsvolumen von 56,7 Mio. (–22,2% im Vergleich zur letzten Normalsaison 2018/19).