Österreichische Hotels trotz gutem Start vor weiteren Herausforderungen

| Hotellerie Hotellerie

Die österreichischen Hotels durften rechtzeitig vor dem Pfingstwochenende wieder aufsperren. Gut die Hälfte der Betriebe nutzte diese Möglichkeit. Die Betreiber stehen aber noch vor einigen weiteren Herausforderungen. „Für die, die offen hatten, ist es recht gut gelaufen – der erste Schritt ist getan“, sagte die Obfrau des WKÖ-Fachverbands Hotellerie, Susanne Kraus-Winkler. „Der Tourismus lebt aber von der Reisefreiheit – ohne Grenzöffnungen macht das keinen Sinn. Ich hoffe, dass wir und die Gäste dann Sicherheit haben, was die Grenzöffnungen betrifft.“

Die Hotels, die bereits wieder in Betrieb seien, hätten zwar über das Wochenende eine gute Buchungsnachfrage, „aber während der Woche ist es noch relativ schwach – es fehlen Angebotselemente“, so Kraus-Winkler. „Eine wirtschaftliche Bettenauslastung wird für viele unmittelbar noch nicht möglich sein.“

Erst ab einer durchschnittlichen Auslastung von 50 Prozent könne ein Betrieb „plus/minus Null“ arbeiten. Das beinhalte aber nur eine Bewältigung der Personal- und Betriebskosten sowie der Wareneinsätze. Abschreibungen, Kreditraten und Investitionen würden damit noch nicht abgedeckt.

Zahlreiche Angebote fallen derzeit noch weg

Vom Geschäft weg fielen derzeit etwa noch Gruppenreisen, die zwar in Österreich, aber in Deutschland noch nicht möglich sind, oder auch organisierte Radreisen für den Juni, Juli und zum Teil August. Auch wenn diese Angebote dann wieder offenstehen, „dauert es ein bis drei Wochen, bis das angenommen wird“, so Kraus-Winkler.

Erschwerend hinzu komme, dass es in den Nachbarländern unterschiedliche Corona-Regelungen im Tourismus gebe. „Deutsche Gäste wissen beispielsweise gar nicht, was möglich ist in österreichischen Hotels“, so die WKÖ-Obfrau. Für eine bessere Aufklärung soll etwa die Informationskampagne der nationalen Tourismusmarketing-Organisation Österreich Werbung sorgen, die „spätestens ab nächster Woche“ losgefahren werde. „Es sind etwa etliche große Museen offen, so dass man ein bisschen Vertrauen bekommt, in das, was man erleben kann.“

Neben dem Städtetourismus hat derzeit auch der Tagungsmarkt mit dem Wegbrechen des Geschäfts zu kämpfen. „Der Markt ist auf dem tiefsten Niveau seit ‚Nine/Eleven‘ – alle hoffen auf den Spätherbst“, erklärte Kraus-Winkler. „Die Schließmonate März bis Mai waren natürlich Seminar-Hochsaison. Ab August geht es wieder los, aber die Firmen sind im Moment noch verunsichert und haben mit der Wirtschaftsflaute zu kämpfen – sie sind vorsichtig, was Tagungen, Seminare und Veranstaltungen betrifft.“

Hoffnung auf staatliche Unterstützung für die Hotels

Die gesamte Hotelbranche hofft nun auf kräftige staatliche Unterstützung. „Was jetzt noch wichtig wäre ist, dass wir Klarheit über das Tourismuspaket der Regierung bekommen“, so Kraus-Winkler. Besonders sehnsüchtig warten darauf vor allem Hotels, die noch immer keinen Markt haben, also etwa Stadthotels, Gruppenhotels, Seminarhotels sowie Jahresbetriebe, die ihren Schwerpunkt zwischen April und November haben, aber ebenso Reisebüros und Eventveranstalter. „Da wird es die nächsten großen Liquiditätsprobleme geben“, erwartet die WKÖ-Funktionärin.

Sicherlich notwendig wäre etwa eine Verlängerung der Steuerstundungen, die derzeit nur bis Ende September gelten. „Das ist viel zu kurz.“ Weiters hilfreich wären Mitarbeitermodelle – denn die erste Verlängerung der Kurzarbeit (um weitere drei Monate) sei theoretisch im September zu Ende. Dasselbe gelte für das „Neustartmodell“, das auf 26 Wochen, also knappe sechs Monate, ausgelegt sei. Bei dem Modell, das mit 1. Juni hätte starten sollen und nun voraussichtlich mit 6. Juni anläuft, bezahlt der Betrieb einen Mitarbeiter für 20 Stunden, die Differenz auf 80 Prozent des Lohns wird von der Regierung übernommen. „Der Betrieb zahlt Teilzeit und bekommt quasi Vollzeit“, so Kraus-Winkler.

Wünschenswert wären zudem „ein Kreditmoratorium idealerweise bis 2022“ sowie eine Anpassung der Überbrückungskredite mit Staatshaftung an die Wirtschaftsentwicklung der Branche, also eine Ausdehnung von derzeit drei auf fünf Jahre. „Dieses und nächstes Jahr sind quasi verlorene Jahre – ich glaube, dass es 2022 aufwärtsgeht und 2023 dann wieder besser läuft“, erwartet Kraus-Winkler. „Das müssen sie erst verdienen in diesen Jahren, sie haben quasi zwei Kredite, die sie zurückzahlen müssen – den laufenden Kredit und den Überbrückungskredit.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

2019 fand die Formel 1 zum bisher letzten Mal am Hockenheimring statt. Seither gibt es immer wieder Gespräche über eine Rückkehr. Nun lässt der geplante Einstieg neuer Investoren hoffen. Ein Hotel und eine Motorworld sollen entstehen.

Amsterdam kämpft gegen den Ansturm des Massentourismus. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Stadt 21 Millionen Hotelübernachtungen. Deshalb hat die Stadt nun beschlossen, "Nein zu neuen Hotels" zu sagen, wie es in einer Mitteilung heißt.

Die FBMA-Stiftung hat am Wochenende die Brillat Savarin-Plakette im Seetelhotel Villa Esplanade an Rolf Seelige-Steinhoff von den Seetelhotels auf Usedom verliehen. Seelige-Steinhoff ist der 67. Plakettenträger und wird für seine unternehmerischen Erfolge geehrt.

Ein tragischer Unfall hat eine Familie in Düsseldorf erschüttert: Eine Jugendliche stürzt aus der sechsten Etage eines Hotels in die Tiefe und erliegt ihren Verletzungen im Krankenhaus.

Die Marke Zleep Hotels kommt nach Luzern: Die Säntis Home AG und H World International (früher Deutsche Hospitality/Steigenberger) haben einen Franchise-Vertrag für ein neues Zleep Hotel in Luzern-Emmenbrücke unterzeichnet. Das neue Hotel wird über 138 Zimmer verfügen und voraussichtlich Ende 2027 eröffnen.

Accor eröffnete jetzt das Mercure ICON Singapore City Centre offiziell. Das Hotel ist mit 989 Zimmern die weltweit größte Haus der Marke.

Palladium Hotel Group steigt mit Ushuaïa Unexpected Hotels & Residences in den Nahen Osten ein. Das ehrgeizige Projekt, das Investitionen von mehr als 100 Millionen Dollar erfordern wird, umfasst 442 Hotelzimmer und Wohneinheiten.

Im Wiesbadener Dorint Pallas-Hotel mit 297 Zimmern und 30 Suiten, ist in den vergangenen Monaten im laufendem Betrieb für rund 2,5 Millionen Euro die gesamte Hotelhalle mit Rezeption, Hotelbar und Ballsaal modernisiert worden. Dazu wurde ein „Creative Space“ neu geschaffen.

Die Kempinski-Gruppe führt die Marke Bristoria in China ein und eröffnet ein am See gelegenes Kempinski-Hotel der Luxusklasse in der Wirtschaftsentwicklungszone von Yangzhou.

Die MHP Hotel AG setzt ihre positive Entwicklung fort und berichtet über ein starkes erstes Quartal 2024. Der Betreiber von derzeit neun Hotels im Premium- und Luxus-Segment meldet mit 65 Prozent eine deutlich über dem Vorjahreswert (60 Prozent) liegende Belegungsquote.