Tannerhof setzt auf Reduktion: „Badeharpfe“ soll Wellness-Architektur neu inspirieren

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Das Naturhotel & Gesundheitsresort Tannerhof in Bayrischzell hat mit der Realisierung eines neuen Bad- und Wellnessbereichs einen architektonischen Meilenstein gesetzt, der einen bewussten Kontrapunkt zum Trend umfassender Badelandschaften in der Hotellerie darstellt. Das Projekt, das in enger Zusammenarbeit mit dem renommierten Architekten Florian Nagler entstand, vereint Tradition, Naturverbundenheit und eine reduzierte, zeitgemäße Ästhetik in Form eines naturgereinigten Edelstahl-Outdoorpools und der weltweit ersten „Badeharpfe“.

Geschäftsführerin Burgi v. Mengershausen und Roger Brandes realisierten ein Bauvorhaben, dessen finaler Entwurf eine Essenz aus ursprünglich weitreichenden und vielschichtigen Plänen darstellt. Die Notwendigkeit der Reduktion ergab sich durch externe Faktoren wie die Pandemie, Materialengpässe, Kostenexplosionen sowie übergeordnete ökologische und finanzielle Überlegungen. Man entschied sich bewusst für eine Lösung, die auf das Wesentliche fokussiert, aber gleichzeitig ein architektonisch einzigartiges und atmosphärisch tiefes Erlebnis schafft – getreu dem Tannerhof-Geist.

Inspiration aus dem Alpenraum: Die Badeharpfe als archaisches Holzgerüst

Die namensgebende Harpfe ist ein archaisches Holzgerüst, das traditionell im östlichen Alpenraum – insbesondere in Osttirol, Kärnten und Slowenien – zum Trocknen von Heu oder Getreide diente. Sie zeichnet sich durch ihre schlichte, aber eindrucksvolle Form mit senkrechten Pfosten und waagerechten Brettern aus. Am Tannerhof wurde diese landwirtschaftliche Bauweise neu interpretiert.

Das Holz-Langbauwerk der Badeharpfe beherbergt die zentralen Wellness- und Fitnesseinrichtungen. Hierzu zählen eine Finnische Sauna ($85^{\circ}$C) mit Panoramafenstern, die einen weiten Blick über Berg und Tal bieten, sowie ein holzduftiger Ruheraum mit Rundum-Glas und Weißhäupl Maliha Loungern. Weiterhin sind zwei separate Fitnessräume für Kraft (Eleiko) und Ausdauer (Technogym) sowie Duschen und WCs integriert. Trotz dieser funktionalen Ergänzung hat die Konstruktion den offenen Charakter eines Gestells mit schützendem Dach beibehalten. Architekt Florian Nagler betonte, dieses Prinzip des „Einkochens“ der Planung auf das Angemessene sei ein zentrales und wesentliches Thema der Zusammenarbeit gewesen, was letztlich dazu führte, dass das Haus perfekt zum Tannerhof passe.
 

Reduktion, Nachhaltigkeit und Energieversorgung

Die physische Erweiterung des Wellnessangebots konzentriert sich neben der Badeharpfe auf den Outdoorpool. Dieser misst 25×5 Meter, ist naturgereinigt und wird von April bis Oktober beheizt. Im Winter steht das Becken für das Eisbaden zur Verfügung.

Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist die zukunftsgerichtete Energieversorgung. Sukzessive sind 900 Photovoltaik-Module zur Installation vorgesehen, die die nachhaltige Ausrichtung des gesamten Hauses unterstreichen sollen. Das Projekt wurde mit finanzieller Unterstützung der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee sowie der Tourismus-Wirtschaftsförderung der Regierung von Oberbayern realisiert.

Die Partnerschaft und die Architekturphilosophie

Die langjährige Zusammenarbeit zwischen den Bauherren Burgi v. Mengershausen und Roger Brandes sowie dem Architekten Florian Nagler, Professor an der TU München und führender Vertreter des Prinzips „Einfach Bauen“, reicht bis ins Jahr 2007 zurück. Nagler war maßgeblich an der Gestaltung der preisgekrönten Hüttentürme und der Neuausrichtung des historischen Sanatoriums zum Naturhotel beteiligt.

Die Partner heben die gemeinsamen Werte hervor: das Freisein von Konventionen, die Liebe zum Baustoff Holz, das Streben nach Schlichtheit und das Prinzip „weniger ist mehr“. Laut Roger Brandes dient die Architektur am Tannerhof einem höheren Zweck: „Wir glauben, dass Architektur neue Sicht- und Erkenntniswege eröffnet und Dinge sichtbar machen kann, die sonst vielleicht nicht bemerkt würden. Wir laden Sie ein, auch in diesem Sinne, das Wahrnehmen und Fühlen zu üben."

Das Naturhotel als vielschichtiges Dorf und Ort der Begegnung

Der 1905 gegründete Tannerhof, der in fünfter Familiengeneration geführt wird, positioniert sich als Naturhotel & Gesundheitsresort. Die Einrichtung vereint Hotelbetrieb, Heilkunst, Bio-Gourmetküche, Heilfasten, Kultur und Landwirtschaft. Die Anlage in Hanglage in Bayrischzell wirkt mit ihren 20 Gebäuden wie ein kleines Dorf und lebt von den spannungsreichen Gegensätzen wie „Barfußlaufen und High Heels, Heilendes und Hippes“ sowie „einfache Kammerl und preisgekrönte Hüttentürme.“ Die Geschäftsführung betont das durchgängige Credo: Qualität statt Überfluss. Das Haus mit 59 Zimmern und 101 Betten ist Bio-zertifiziert, Slow Food Unterstützer und hat eine Gemeinwohl-Vollbilanz 21/22 erstellt.


 

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