Übernachtungen in Österreich: Alpenland auf Niveau von 1970

| Hotellerie Hotellerie

 Österreichs Tourismus hat auch im zweiten Corona-Jahr schwere Einbußen verzeichnet. Die Zahl der Übernachtungen brach im vergangenen Jahr gegenüber 2020 um fast 19 Prozent auf rund 80 Millionen ein, wie vorläufige Zahlen der Statistik Austria zeigen. Das war um 48 Prozent weniger als im Jahr vor der Pandemie. Damit sei die Branche um rund 50 Jahre zurückgefallen, hieß es. Zuletzt seien 1970 so wenige Übernachtungen in den Pensionen, Hotels und Ferienwohnungen registriert worden, teilte das Statistikamt am Mittwoch weiter mit. Die höchsten Rückgänge verbuchten die Bundesländer Tirol, Salzburg und Wien.

Die für den Tourismus in Österreich wichtigen deutschen Gäste reduzierten ihre Übernachtungen den Angaben zufolge um 16,6 Prozent auf 32,1 Millionen. Trotzdem wurden im zweiten Corona-Jahr mehr Übernachtungen von Deutschen gezählt als von Österreichern.

„Dass die Übernachtungen 2021 selbst im Vergleich zum Schreckensjahr 2020 weiter gesunken sind, zeigt klar, dass wir mehr denn je zielgerichtet Unterstützung benötigen“, kommentiert Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die heute von der Statistik Austria veröffentlichten Zahlen zum Kalenderjahr Januar bis Dezember 2021. Demnach ist die Zahl der Übernachtungen im letzten Jahr mit 79,57 Mio. im Vergleich zu 2020 (97,87 Mio.) um knapp 19 Prozent auf das Niveau des Jahres 1970 gefallen. Vergleichsweise gab es im Vor-Corona-Rekordjahr 2019 über 152 Mio. Nächtigungen.

Kraus- Winkler: „Diese dramatischen Rückgänge, die auf die lang andauernden Betriebsschließungen von Januar bis Mai 2021 sowie November 2021 zurückzuführen sind, zeigen deutlich, dass auch nach Beendigung von Lockdowns große Verunsicherung und ein extrem zurückhaltendes Buchungsverhalten herrschen.“

Die Hotellerie-Vertreterin berichtet von der weiterhin anhaltenden, extrem angespannten wirtschaftlichen Situation der Branche: „Die Wertschöpfung sinkt derzeit stetig, die Kosten steigen und stehen - angesichts der geringen Auslastung und der vielen kurzen Aufenthalte - in keinem Verhältnis zu Umsatz und Personalbedarf pro Nächtigung. Unsicherheit und Kurzfristigkeit werden uns noch lange begleiten, dies führt bei vielen Hotels zu einer Anfrage-Stagnation.“ Auch die Verkürzung der Gültigkeit des Grünen Passes mit 1.2.2022 führe erneut zu steigenden Stornierungen, vor allem aus dem Ausland.

Kraus-Winkler: Große Cash-Flow-Probleme, gerade in der Stadthotellerie

„Viele unserer Betriebe sind angezählt, viele Unternehmen kämpfen gerade jetzt mit großen Cash-Flow-Problemen. Das trifft vor allem die Stadthotellerie und jene Hotels, die derzeit Nebensaison haben und - wegen des Lockdowns und der aktuellen Angst vor Omikron - so gut wie keine Buchungen verzeichnen bzw. auch im Herbst kaum Reserven aufbauen konnten. Der Staat hat bislang zwar das Schlimmste verhindert, aber es ist auch klar, dass wir mit dieser Krise noch lange nicht durch sind.“

Die viel zu frühe Sperrstunde, Mitarbeiterausfälle durch Quarantäne und stark steigende Preise für Lebensmittel und Energiekosten verschärfen die Situation zusätzlich drastisch. „Wir erwarten keine Almosen oder Subventionen, sondern zielgerichtete Unterstützung über das 1. Quartal 2022 hinaus“, sagt Kraus-Winkler. Dringend angehen müsse man die für viele Betriebe noch ausstehenden Auszahlungen von Hilfen sowie praxistauglicherer Richtlinien ohne große Hürden.

Umsätze im Tourismus auf Talfahrt

Bestätigt wird diese Einschätzung über die prekäre Lage des für Österreich so wichtigen Wirtschaftszweiges durch weitere aktuelle Daten der Statistik Austria über die Umsatzentwicklung. Während im ersten Jahr der Corona-Pandemie (2020) der Umsatz der Gesamtwirtschaft in Österreich um 6,4 Prozent auf 781 Mrd. Euro sank, hatte der Tourismus mit einem Minus von 34,9 Prozent auf 19,3 Mrd. Euro eine deutlich schlechtere Entwicklung zu verkraften. Ein Ende des Abwärtstrends ist leider nicht in Sicht. Denn gemäß den aktuellen Umsatzsteuervoranmeldungen der Bereiche Beherbergung und Gastronomie verbuchen beiden Sparten zusammen von Jänner bis Oktober 2021 ein Minus von 37,2 Prozent, 2020 waren es -27,1 Prozent.

Dringend Ende der Einschränkungen und punktgenaue Hilfe notwendig

Um die Hotellerie in dieser anhaltend schwierigen Situation auch mittelfristig zu unterstützen, gilt es, so Kraus Winkler, bestehende Hilfsmaßnahmen punktgenau anzupassen und zu verlängern  - wie etwa Ausfallbonus, Verlustersatz, Saisonstartbonus und Kurzarbeit. Flankierend dazu gelte es, langfristige Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die für eine Rekapitalisierung und Stabilisierung der Branche sorgen, wie etwa einen Eigenkapitalfonds oder die Verlängerung der Laufzeiten der Überbrückungskredite.

„Trotz der enormen Herausforderungen, hat unsere Branche die Zuversicht und Hoffnung noch nicht verloren, Betriebe und Mitarbeiter stehen in den Startlöchern für einen erfolgreichen Restart. Damit das gelingt, müssen Einschränkungen, wie die verkürzte Sperrstunde dringend fallen und Unterstützungen für jene Hotels, die es brauchen, so lange wie nötig fortgesetzt werden“ appelliert Kraus-Winkler abschließend. (Mit dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

IHG Hotels & Resorts hat die Unterzeichnung von Kimpton Lissabon bekanntgegeben, dem ersten Kimpton Hotels & Restaurants in der portugiesischen Hauptstadt. Das Hotel, das Anfang 2025 eröffnet werden soll, ist das zweite Kimpton in Portugal.

In Frankfurt am Main wird die neue Ascott-Marke lyf ihre Deutschlandpremiere feiern. Wie The Ascott Limited bekanntgab, wird das erste lyf in Deutschland im Frankfurter Ostend, nahe der Europäischen Zentralbank (EZB), die Türen öffnen.

Die Hotellerie verzeichnet im Jahr 2023 steigende Umsätze. In den meisten teilnehmenden Häuser am Ranking der Top-100-Markenhotels in Deutschland der ahgz (dfv Mediengruppe) legten Raten und Auslastung erneut zu.

Marriott gibt die eigenen Expansionspläne für Polen bekannt: In den kommenden Jahren sollen mehr als zehn neue Hotels dem Portfolio hinzugefügt werden, darunter die Einführung von zwei bisher nicht vertretenen Marken.

Leonardo Hotels Central Europe hat im Januar die dritte Partnerschaft mit großen israelischen Institutionen geschlossen. Die Partnerschaft soll die weitere Expansion vom angestammten Business­markt in das Segment der Urlaubsreisen beschleunigen.

Hilton will das eigene Resort-Portfolio in Europa rasch erweitern. Zehn Hotels mit mehr als 1.500 Zimmern sollen rechtzeitig zum Sommer unter den Marken Curio Collection by Hilton, Tapestry Collection by Hilton und DoubleTree by Hilton eröffnen.

Nach New York, Hamburg und Nürnberg hat die Motel One-Gruppe jetzt ein The Cloud One-Hotel in Prag. Das Haus will einen Hauch Prager Tradition bieten und verfügt über eine Rooftop-Bar mit Blick auf die Altstadt. Sehenswürdigkeiten wie die Karlsbrücke oder die Prager Burg sind nur einen kurzen Spaziergang entfernt.

Im Jahr 2023 erreichte das Serviced-Apartment-Segment in Deutschland eine durchschnittliche Jahresauslastung von 82 Prozent. Im Vorjahr waren es 80 Prozent, 2019 im Vergleich „nur“ 77 Prozent, so die Zahlen von Apartmentservice, die seit 2011 erhoben werden.

Die Immobilienberatung Cushman & Wakefield (C&W) verzeichnete im 1. Quartal 2024 ein Transaktionsvolumen im Hotelsegment von insgesamt 260 Millionen Euro. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 30 Prozent dar, der aber größtenteils auf den Verkauf des „Hotel de Rome“ in Berlin zurückzuführen ist.

Den Hotelverband Deutschland (IHA) erreicht aktuell die Meldung einer Betrugsmasche über den Messaging-Dienst von Expedia, so der Verband. Diese Betrugsversuche seien bisher fast ausschließlich über die Kommunikationsdienste von Booking.com beobachtet worden. Nun scheine auch Expedia betroffen zu sein.