Was Hotels von Netflix lernen können

| Hotellerie Hotellerie

Geht es um künftige Trends, kommt kaum ein Hotelier am Schlagwort „Personalisierung“ vorbei. Seit der Verlagerung von Offline- und Printanzeigen hin zu digitalen Kampagnen stehen den Hoteliers schließlich Instrumente zur Verfügung, um den Gästen vor, während und nach dem Aufenthalt ein personalisiertes Erlebnis zu bieten. Doch warum sollten Unternehmen das überhaupt tun? Und wie findet diese Personalisierung in der sich ständig verändernden digitalen Welt statt? Das fragte sich eine Autorin von Netaffinity und lieferte die Antworten gleich mit. 

Jüngste Studien würden demnach zeigen, dass 74 Prozent der Website-Konsumenten frustriert seien, wenn Werbeinhalte nicht mit ihren Interessen zusammenhängen. Dies schafft für die Unternehmen zunehmenden Druck, ihre Produkte innerhalb kurzer Zeit an das richtige Publikum zu verkaufen. Dabei nimmt aber nicht nur die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne der potentiellen Käufer ab, gleichzeitig steigt auch das Problem der Abwanderung zur Konkurrenz. Um die Loyalität zu fördern und den Marktanteil zu vergrößern, bietet die Personalisierung jedoch einen neuen Ansatz.

Selektiv und ungeduldig

Unternehmen wie Instagram und Netflix hätten erkannt, wie wichtig es sei, die Benutzererfahrung zu personalisieren und zum Kern ihrer Geschäftsstrategie zu machen. So führte etwa Netflix verschiedene Studien unter den eigenen Nutzern durch, um ihr Verhalten besser kennenzulernen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kunden tendenziell selektiver und zugleich ungeduldiger sind. Zudem verbringen sie lediglich 90 Sekunden oder weniger damit, den richtigen Film auszuwählen oder abzubrechen.

Netflix sieht sich dabei ähnlichen Schwierigkeiten gegenüber wie auch die Hotellerie: Beide wollen ein begrenztes Produkt (Filme, Hotelzimmer) an eine breite Palette von Nutzern mit unterschiedlichen demografischen Merkmalen und Interessen verkaufen. Netflix löst das Problem, indem es den gleichen Film mit verschiedenen Vorschaubildern und Designs verkauft. Welches Vorschaubild einem Netflix-Nutzer angezeigt wird, basiert auf der Analyse der zuvor getroffenen persönlichen Entscheidungen. 

Gleiches Produkt, neue Präsentation

Ein gutes Branchenbeispiel sei die Hotelkette citizenM. Laut ihrem CEO Michael Levie bestehe ihre Kerngeschäftsphilosophie darin, dem modernen Reisenden ein brandneues Modell von bezahlbarem Luxus anzubieten. So wählen die Gäste schon beim Check-in ihre Lieblings-Fernsehprogramme, Musik, bevorzugte Zimmertemperaturen, Lichtverhältnisse und andere Vorlieben über ihr Tablet auf dem Zimmer aus. Diese werden dann automatisch angepasst und im Online-System des Hotels gespeichert. Die Hotelkette geht aber noch einen Schritt weiter und nutzt ein System, das allen Mitarbeitern an jedem Berührungspunkt Echtzeitinformationen über die Präferenzen ihrer Gäste liefert. 

Virgin Hotels zielt hingegen darauf ab, den Gästen durch die Fokussierung auf die Technologie mehr Kontrolle über ihren Aufenthalt zu geben. Mit ihrer Smartphone-App können Gäste so ein- und auschecken, das Entertainmentprogramm im Zimmer steuern und die Raumtemperatur regeln. Schon vor dem Aufenthalt erhalten die Gäste einen Fragebogen, der Ihnen bei der Personalisierung behilflich ist. „Gäste vervollständigen es nur, wenn sie auch wollen. Wir fragen zum Beispiel, ob sie Höhenangst haben, ob sie vom Aufzug entfernt sein möchten und was sie in ihrer Minibar haben wollen“, so Allie Hope von den Virgin Hotels.

Weitere Möglichkeiten der Personalisierung: 

  • Online-Suche: Personalisieren Sie Ihr Angebot und Ihre Preise für die jeweilige Zielgruppe. Der Anzeigentext sollte natürlich zum Angebot passen. 
     
  • Buchungsphase: Bei der Buchung sollte ein Gast in der Lage sein, Präferenzen zu definieren und dem Hotel Informationen über seinen Besuch zukommen zu lassen. E-Mails vor dem Aufenthalt sind der effizienteste Weg, um die Gästewünsche zu erfahren. 
     
  • Check-In: Der erste Kontaktpunkt zwischen dem Gast und dem Hotel! Stammgäste sollten mit ihrem Namen begrüßt und mit relevanten Informationen versorgt werden.
     
  • Rund um das Hotel: Hotels sollten einen personalisierbaren Aufenthalt bieten, sei es durch spezielles Essen und Trinken, Ratschläge zu Restaurantmenüs oder Informationen über lokale Sehenswürdigkeiten.
     
  • Nach dem Aufenthalt: Die Personalisierung endet nicht mit dem Check-out. Kunden haben möglicherweise Vorlieben, was zum Beispiel die Rechnungsstellung betrifft. Hotels könnten Gäste auch ermuntern, Social-Media-Inhalte zu erstellen. 

Datenschutz beachten!

Die meisten Arten der Personalisierung erfordern die Sammlung und Analyse personenbezogener Daten. Doch gerade in Hinblick auf die DSGVO müssen Datensicherheit und Datenschutz zu jeder Zeit höchste Priorität genießen. Idealerweise sollten alle Hotels daher einen eigenen Datenschutzbeauftragten haben, der sich dem Thema widmet. Sensible Informationen sollten ohne konkreten Anlass zudem gar nicht mehr gespeichert werden. 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Vila Vita-Gruppe in Marburg freut sich über großen Zuspruch von Nachwuchskräften und beschäftigt insgesamt 42 Azubis. Was machen sie anders als andere Unternehmen und wie sieht das Recruiting genau aus? Darüber spricht Miriam Lange, Director of Human Resources.

Unternehmen bekamen in der Corona-Zeit maximal 54,5 Millionen Euro an Überbrückungshilfe - nach einem aktuellen Gerichtsurteil geht das so auch in Ordnung. Eine Klage einer Finanzholding, zu der auch die Dorint-Hotel-Gruppe gehört, wurde vom Verwaltungsgericht Köln abgewiesen. Dorint-Boss Iserlohe ist inzwischen vor das Verfassungsgericht gezogen.

Nach achtmonatiger Umbauzeit bei geöffnetem Hotelbetrieb lockt Jordan’s Untermühle in Köngernheim ab sofort mit neuer Rezeption und Tagesbar. Hierfür hat Gastgeberfamilie Jordan ihr Ensemble aus drei Fachwerkgebäuden mit Wassermühle aus dem 17. Jahrhundert um einen Neubau ergänzt.

Die Jufa-Hotels schließen fünf Häuser in Österreich. Jufa-Chef Gerhard Wendl macht Benachteiligungen bei Corona-Hilfen für die wirtschaftliche Lage des Unternehmens mit verantwortlich. Jetzt soll Jufa neu aufgestellt werden. Die Marke betreibt 56 Hotels, zehn davon in Deutschland.

In einer einzigartigen Kooperation eröffnen Novotel Hotels und ALL – Buchungsplattform und Treueprogramm von Accor – das weltweit erste dauerhafte Hotelzimmer in einem Fußballstadion. Die „La Suite Novotel by ALL.com“ befindet sich im Stadion Parc des Princes.

Leonardo Hotels wächst weiter. Neben der Expansion setzt das Unternehmen aber auch auf die Pflege und Verbesserung des bisherigen Portfolios. Nach Renovierungsarbeiten erstrahlen nun eine Reihe von Leonardo Hotels in Europa im neuen Glanz.

In New York wird derzeit ein Gesetzentwurf heiß diskutiert, der weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen könnte und vorsieht, dass Hotels für den Betrieb in der Stadt eine Lizenz benötigen. Dies würde dann auch bedeuten, dass Subunternehmen in den Hotels defacto verboten würden.

Mit einer Vergangenheit, die bis ins Jahr 1727 zurückreicht und Stationen als Gartenpalais, Militärreitschule, Kino und Postbusgarage umfasst, schlägt die Imperial Riding School in Wien nun als erstes Hotel der Autograph Collection ein neues Kapitel auf.

The Ritz-Carlton hat die Eröffnung des The Ritz-Carlton Rabat, Dar Es Salam bekanntgegeben – das erste Haus der Marke in Marokko. Das Hotel umfasst 100 Zimmer und 17 Suiten, darunter eine 180 Quadratmeter große Royal Suite.

Mit dem Premier Inn Lübeck City Centre eröffnet das Hospitality-Unternehmen sein zweites Hotel in der „Stadt der Sieben Türme". Bundesweit betreibt die Hotelkette aktuell 57 Häuser und hat rund 40 weitere in der Pipeline.