Alles Bio oder was? - Umstrittener Hype um Hanfprodukte

| Industrie Industrie

Hanfkaugummi, Hanfmüsli, Hanfdrops, Hanföl - Cannabis-Produkte sind in und gelten als Bio und gesund. Ein Hype mit Nebenwirkungen? Lebensmittelforscher und Behörden sehen das nicht ganz so entspannt.

Rewe hat sie, Edeka führt sie und die Drogerieketten dm und Rossmann verkaufen sie auch: Hanfprodukte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. «Wir beobachten, dass die Nachfrage unserer Kunden nach Produkten mit Hanf beziehungsweise Hanfsamen stetig zunimmt», sagt der für Marketing und Beschaffung zuständige dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer.

Zahlen zum damit erzielten Umsatz oder Anteil dieser Produkte am Gesamtsortiment macht das Unternehmen zwar nicht. Sie seien mittlerweile aber etabliert und bei den Kunden sehr beliebt, betont Bayer. Mehr als 40 verschiedene solcher Artikel führt das Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe inzwischen.

Auch Rossmann listet nach Angaben einer Sprecherin diverse Hanfprodukte wie Tee, Müsliriegel, Shampoos oder Spülung sowie Hanfkaugummi und will demnächst auch wieder ein cannabidiolhaltiges sogenanntes CBD-Öl ins Sortiment nehmen.

Der Lebensmittelkonzern Rewe vertreibt rund 100 hanfhaltige Produkte. Ein Nischensegment mit einem Anteil am Gesamtumsatz im Promillebereich, sagt eine Sprecherin - aber: «Hanf-Produkte sind ein Thema, vorrangig im Bio-Bereich, das wir weiter beobachten werden.»

Nach einer Recherche des Bundesamtes für Risikobewertung (BfR) kamen allein in den Jahren zwischen 2012 und 2017 mehr als 200 hanfhaltige Lebensmittel auf den deutschen Markt. Dabei zählten rund 50 Produkte zu den Nahrungsergänzungsmitteln. Die anderen rund 150 verteilten sich demnach auf Lebensmittel wie aus Hanfsamen gewonnene Öle oder auch aus Hanfblüten gewonnene Tees.

Ist das alles Bio und damit unbedenklich oder was? Kommt ganz drauf an, meinen das BfR und das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe. Die klassischen, aus Hanfsamen hergestellten Produkte würden seit 20 Jahren untersucht und verursachten - von wenigen Ausnahmen abgesehen - wenig Probleme. «Aber sämtliche Produkte, die Hanfextrakt enthalten, sind unzulässig in den Verkehr gebracht», erzählt CVUA-Experte Dirk Lachenmeier. Sie schlichen sich jedoch immer wieder in die Regale der Supermärkte ein.

So habe die CVUA Karlsruhe in letzter Zeit 28 Artikel untersucht, die Cannabidiol enthalten und beispielsweise in Form von CBD-Öl, Tee oder auch Kaugummi verkauft werden. Dabei seien zehn Produkte als gesundheitsschädlich beanstandet worden, weil sie neben dem nicht psychoaktiven CBD auch das psychoaktive THC in einer Tagesdosis oberhalb von 2,5 Milligramm enthalten hätten. Denn je höher der CBD-Gehalt sei, desto mehr THC entstehe im Produkt.

«Die Hersteller wollen hohe CBD-Werte vermarkten, weil sich das gut verkaufen lässt» - und sie seien damit auf den Zug mit dem Hype um das medizinische Cannabis aufgesprungen, beschreibt Lachenmeier den aus seiner Sicht bedenklichen Trend. «Es wird ein Riesenmarketing in diese Richtung gemacht.»

Aber wie kann es sein, dass solche Artikel dennoch in den Verkauf gelangen? Denn auch dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist nach eigenen Worten «derzeit keine Fallgestaltung bekannt, wonach Cannabidiol (CBD) in Lebensmitteln, also auch in Nahrungsergänzungsmitteln, verkehrsfähig wäre». Grund ist laut dem CVUA-Experten Lachenmeier, dass in der EU die Hersteller für die Lebensmittelsicherheit verantwortlich seien. «Dieses System der Eigenkontrolle funktioniert aber im Bereich der Lifestyle-Nahrunsergänzungsmittel oder Lifestyle-Pseudomedizin absolut nicht», betont er.

Der Drogeriemarktkette dm etwa scheint das Ganze inzwischen zu unsicher. Während die auf Hanfsamen basierenden Artikel in den Regalen bleiben, listete sie die CBD-Öle erst aus, dann wieder ein und schließlich wieder aus. Dazu heißt es: «Die rechtliche Einstufung der Artikel ist Stand heute noch nicht abschließend geklärt. In Abstimmung mit den zuständigen Behörden haben wir beschlossen, die CBD-Produkte auf unbestimmte Zeit aus dem Verkauf zu nehmen.»


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Störe stehen unter strengem Schutz. Die Vorschriften scheinen aber oftmals noch hinter kommerziellen und kulinarischen Interessen zurückzustehen, wie eine Studie zeigt.

Die Düzgün Gruppe hat gemeinsam mit The Vegetarian Butcher​​​​​​​ ihren ersten pflanzlichen Kebab vom Spieß auf den Markt gebracht, der sich weder im Geschmack noch in der Textur und Handhabung von herkömmlichem Fleisch unterscheiden soll.

Die Weinhandlung „Bergwein" am Gärtnerplatz in München wurde mit dem „Südtiroler Preis für Weinkultur“ ausgezeichnet. Die Gründer, Dr. Claudia Dietsch und Johann Dietsch, wurden für ihre Leidenschaft, Hingabe und Einsatz zur Förderung der Südtiroler Weinkultur gewürdigt.

Das Geschäftsgebaren von Coca-Cola ruft Deutschlands oberste Wettbewerbshüter auf den Plan. Wegen möglicher wettbewerbswidriger Rabattgestaltung habe man ein Missbrauchsverfahren eingeleitet, teilte das Bundeskartellamt mit.

Die Schwarzwälder Schinkenhersteller sind stolz darauf, seit über 25 Jahren ein EU-Herkunftslabel zu haben. Im Südwesten ist die Herstellung ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor - im vergangenen Jahr wurde trotzdem weniger verkauft.

Pressemitteilung

Drei Monate vor Messestart verrät Markus Tischberger, Projektleiter der INTERGASTRA und GELATISSIMO, auf welche Highlights sich die Besucherinnen und Besucher besonders freuen dürfen und welche Schwerpunkte die Fachmesse aufgrund aktueller Branchenentwicklungen setzt.

Deutsche Sektkellereien haben mit Blick auf die Umwelt das Gewicht der Flaschen in den vergangenen Jahren durchschnittlich um fast 100 auf knapp 585 Gramm gesenkt. Mit dieser «größtmöglichen Reduzierung» habe die Branche einen «wichtigen Grundstein zu nachhaltigem Handeln» gelegt, so der Verband Deutscher Sektkellereien.

Die weltweite Weinproduktion könnte nach einer Branchenschätzung in diesem Jahr auf den niedrigsten Stand seit 60 Jahren zurückgehen. In Deutschland, dem viertgrößten europäischen Erzeugerland, rechnen die Fachleute mit einem leichten Zuwachs.

Ein Bräu, das gar nicht braut: Ein Gericht in München nimmt sich der Frage an, welche Angaben auf Bieretiketten erlaubt sind - und bezeichnet die eines Getränkehändlers zumindest zum Teil als irreführend.

Das Edeka Frischecenter Wagner in Coburg hatte die Nase vorn im Finale der zehn besten Wursttheken Deutschlands. Die Jury um Johann Lafer kürte die Wursttheke in der Niorter-Straße zur Nr. 1 Deutschlands.