DWI-Chefin setzt auf Image, Nachhaltigkeit und eine Million vom Bund

| Industrie Industrie

International gefragte leichte und alkoholfreie Weine, nachhaltige Produktion sowie eine jahrhundertealte Kultur: Die Winzer in den 13 Anbaugebieten haben nach Einschätzung der neuen Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI), Melanie Broyé-Engelkes, auch im Vergleich mit größeren Weinbauländern eine Menge zu bieten. 

«Das muss mehr herausgestellt werden», sagt die Deutsch-Französin nach rund 100 Tagen Amtszeit im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit kommt mehr als jede zweite in Deutschland getrunkene Flasche aus dem Ausland.

«Deutschland ist so ein tolles Land»

«Was ich schade finde, die Deutschen ziehen sich immer selbst ein bisschen runter, dabei ist Deutschland so ein tolles Land», betont die gebürtige Pariserin, die mehr als 30 Jahre im Ausland gelebt hat. Für Italiener und Franzosen sei es normal, dass ihr Wein als Kulturgut unterstützt werde und sie seien stolz auf ihre Produkte wie Wein oder Käse. «Deutschland ist auch ein jahrhundertealtes Weinland mit einer unfassbaren Geschichte und Kulturerbe.» Dazu komme die wachsende Qualität der Weine. 

Nachhaltigkeitsbericht ab 2027 geplant

Mit einer Image-Kommunikations-Strategie, einem jährlichen Nachhaltigkeitsbericht ab 2027 und klaren mittelfristigen Zielen will die Marketingfachfrau dem deutschen Wein aus der aktuellen Absatzkrise helfen. Dabei kann sie eine Million Euro vom Bundeslandwirtschaftsministerium einsetzen. «Natürlich wird diese Million nicht alle Probleme lösen, aber es ist eine wertvolle Unterstützung», sagt Broyé-Engelkes.

Regelmäßige Weintrinker für deutsche Tropfen begeistern

Vor allem regelmäßige Weintrinker, «denen die Herkunft des Weins eigentlich egal ist», will sie gewinnen. «Sie haben deutschen Wein gar nicht speziell auf dem Radar, so wie ich, bevor ich vor vier Jahren zurück nach Deutschland kam.» In enger Kommunikation mit dem Handel, den Discountern und den Erzeugern sollen neue Initiativen aufgebaut werden, die die Wertigkeit des deutschen Weins hervorheben. 

«Konsummomente» sollen junge Menschen erreichen

Bei den Zielgruppen gehe es auch um junge Menschen. «Sie können über Konsummomente erreicht werden.» Eine Party, ein gutes Gespräch mit Freunden, ein Date: «Das sind die Momente, in denen Wein potenziell konsumiert werden könnte, aber derzeit keine sichtbare Rolle spielt.» Viele Erzeuger seien gerade mit Blick auf die junge Zielgruppe schon besonders innovativ mit entalkoholisiertem Wein, Wein-Mix-Getränken oder Wein in Dosen. 

Die Kaufentscheidung fällt in zwei Sekunden 

Eine stärkere Präsenz in den verschiedenen Verkaufsstellen, attraktive Flaschen-Etikette, passende aber auch vereinfachte Sortimente, nennt Broyé-Engelkes als Schlüssel der direkteren Ansprache der Verbraucher. «Damit man nicht vor einem Regal mit einem Riesenangebot steht und überwältigt ist.» In den zwei Sekunden, in denen die Kaufentscheidung fällt, müsse die Wertigkeit deutschen Weins vermittelt werden, beschreibt sie die Herausforderung. 

Aufgabe des von der Weinwirtschaft getragenen Instituts mit fast 50 Beschäftigten im rheinhessischen Bodenheim ist es, das Image und den Absatz deutschen Weins zu fördern. Finanziert wird das durch Pflichtabgaben der Erzeuger, die seit 30 Jahren nicht angehoben wurden. 

Nachhaltige Produktion wird immer wichtiger

«Wo möchte Deutschland in vier, fünf Jahren sein?» Dazu soll eine mittelfristige Strategie entwickelt werden. «Deutschland ist ein innovationsfreudiges Land», betont Broyé-Engelkes. Die Entalkoholisierung und die Zukunftsweine (Piwis) nennt sie als international hervorstechende Beispiele. 

Immer mehr Winzer legten bei der Produktion großen Wert auf Nachhaltigkeit, das soll der neue Jahres-Report ab 2027 abbilden. Erfahrungen damit hat die DWI-Chefin bereits bei einem britischen Mode-Start-Up gesammelt. «Zirkuläre Wertschöpfung, Ressourcen so lange wie möglich nutzen und Abfall minimieren, Biodiversität, aber auch: Was macht man für die Mitarbeiter?», regt sie als Kriterien an. «Es muss messbar und sehr solide sein. Wir wollen auf keinen Fall ins Greenwashing gehen.»

Die Weinbranche steckt in einer schweren Krise 

Fachleute sprechen aktuell von der größten Krise der Weinbranche seit dem Zweiten Weltkrieg. Steigende Produktionskosten, weniger Weintrinker, verunsicherte Verbraucher sowie US-Zölle, sind die Gründe. Der Fassweinpreis ist bis auf 30 Cent gesunken. Fast jeder dritte Betrieb stehe vor dem Aus, heißt es. Damit seien auch Landschafts- und Tourismusmagneten wie die Steillagen an Rhein und Mosel in Gefahr, mahnt die zuständige Ministerin im größten deutschen Weinbau-Bundesland, Daniela Schmitt (FDP). Sie unterstützt unter anderem den Export deutscher Weine in neue Märkte. 

VDP: Exzellenter Wein ist nicht für 2,49 Euro zu haben

Die Prädikatsweingüter spüren die Weinkrise nicht so stark. «Weil wir uns schon viel länger extrem eingeschränkt haben, viel Geld und Energie in exzellente Produkte mit klaren, nicht austauschbaren Herkunftsprofilen investiert haben und dadurch viel breiter international aufgestellt sind», hatte der Präsident des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), Steffen Christmann, kürzlich gesagt. «Auch konnten wir mehr und mehr Konsumenten auch im Inland davon überzeugen, dass handwerklicher Wein eben nicht für 2,49 Euro zu bekommen ist.» (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Pressemitteilung

Der Food & Concept Court bleibt auch 2026 der zentrale Treffpunkt für Fachleute aus dem Foodservice und der Gemeinschaftsverpflegung auf der Intergastra. Im „Restaurant am Wasser“ bietet das Konzept eine ebenso inspirierende wie praxisorientierte Mischung aus Diskussionsrunden, Lounge-Gesprächen und intensivem Erfahrungsaustausch.

Pressemitteilung

Die von Salto für Mobile Access entwickelte JustIN Mobile App unterstützt ab sofort die NFC-basierte „Tap to Access“-Funktionalität auf iOS-Geräten. Dieses Upgrade bietet iPhone-Nutzern in Europa eine schnelle, sichere und intuitive Möglichkeit, Türen zu öffnen – einfach durch das Antippen von Salto Türhardware oder Wandlesern mit dem Smartphone.

Pressemitteilung

Nach der erfolgreichen Premiere im März dieses Jahres startet der neue Branchentreff 370GRAD mit einem starken Buchungsstand in die nächste Runde. Bereits wenige Monate nach dem Debüt haben über 100 Aussteller ihre Teilnahme für die nächste Veranstaltung vom 13. bis 16. März 2026 im Empire Riverside Hotel in Hamburg zugesagt.

Pressemitteilung

Über 320 Gäste erlebten im JW Marriott Berlin eine eindrucksvolle Award Night im Rahmen des GreenSign Future Lab. Die hohe Beteiligung am öffentlichen Voting und ein abwechslungsreiches Programm prägten die Verleihung als einen der Höhepunkte des Branchentreffens.

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Schon kleinere Vorhaben dauerten lange, weil statt einer Behörde oft mehrere Stellen zuständig seien. Er findet jedoch auch positive Worte für Deutschland.

Die in die Insolvenz in Eigenverwaltung geratene Privatbrauerei Eichbaum in Mannheim hat die Unternehmensberatung Roland Berger beauftragt, einen Investor zu finden. Das Ziel ist es, den Fortbestand der traditionsreichen Brauerei zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Marktansprache durch das M&A-Team von Roland Berger habe bereits begonnen.

Sie gestalten die Zukunft der Hospitality-Branche – und nicht nur das. Die Emerging Professionals in Consulting (EPiCs) führen den FCSI in ein neues Zeitalter: digitaler, vernetzter und kollaborativer denn je. Nur die intensive Zusammenarbeit von erfahrenen und jungen Mitgliedern auf Augenhöhe kann den Weg in eine gelingende Zukunft weisen.  

Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die Preise für Schokoladen und Pralinen kurz vor dem Weihnachtsgeschäft massiv angezogen haben. Hintergrund sind die hohen Preise für die Rohstoffe Kakao und Zucker.

Pressemitteilung

Nachhaltigkeit ist für Supreme Sports Hospitality (Supreme) ein zentrales Anliegen. Im Deutsche Bank Park in Frankfurt sowie im Weserstadion in Bremen setzt der Stadioncaterer daher seit diesem Jahr verstärkt auf digitale Innovation und effiziente Prozesse zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen. Auch am neu übernommenen Standort, dem Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden, wird der nachhaltige Ansatz nach Abschluss der Implementierungsphase weiterverfolgt.

Die BHS tabletop AG plant, ihre Produktion am Standort Schönwald spätestens Ende 2027 einzustellen. Das Unternehmen, das Marken wie Bauscher und Schönwald führt, begründet die Entscheidung mit massiv steigenden Standortkosten, komplexen Prozessen und stagnierenden Märkten.