Winzer in Not - Hilfe aus Mainz und Brüssel

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Im Kampf gegen die Absatzkrise der Weinbranche macht sich die Europaabgeordnete Christine Schneider für einen Anbaustopp, neue Konsumschichten und ein Kulturlandschaftsprogramm stark. «Wir brauchen einen ganzen Blumenstrauß an Maßnahmen», sagt die CDU-Politikerin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Rheinland-Pfalz müsse - als Weinbauland Nummer eins - der Motor für Deutschland und seine Position in Brüssel sein. 

Schneiders Vorschlag, notleidenden Winzern zinslose Darlehen zu geben, hält die zuständige Weinbau- und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt nicht für den richtigen Weg. Aktuelle Liquiditätsengpässe seien nicht das Problem, sagt die FDP-Politikerin. Sie unterstützt vor allem Weinwerbung im In- und Ausland sowie die Beratung der Betriebe und hat dafür auch die Mittel erhöht. 

Eine im Oktober 2024 eingerichteten Expertenkommission soll Vorschläge im Umgang mit der kriselnden Branche finden helfen. Geplant ist zudem der Austausch mit dem Nachbarland Hessen bei einer Konferenz in diesem Jahr, zu der auch andere Bundesländer mit Weinbau eingeladen werden sollen. 

Flächen ruhen lassen und Frist für Wiederbepflanzung verlängern 

Schmitt blickt aber auch nach Brüssel. Dabei spielt die 2024 gegründete sogenannte High Level Group Wein der EU-Kommission eine Rolle. Ihr gehören Vertreter der Kommission und des EU-Parlaments sowie des Berufsstands und der Branchenverbände an und sie erarbeitet Vorschläge für den europäischen Weinmarkt. Überproduktion und die Stilllegung von Weinbergen gehören zu den Themen, mit denen sich die Fachleute beschäftigen. 

Die High Level Group hat sich für eine Verlängerung der Frist zur Beantragung von Wiederbepflanzungsgenehmigungen von zwei auf fünf Jahren verständigt, wie Schneider berichtet. Langfristig solle die Gültigkeit dieser Genehmigungen auf bis zu acht Jahre verlängert und die Verwaltungssanktion abgeschafft werden, wenn die Wiederbepflanzung doch nicht in Anspruch genommen werde. 

«Das gibt den Betrieben mehr Zeit, die Marktlage und ihre betriebswirtschaftliche Situation zu analysieren oder in Richtung Zukunftsweine (pilzresistente Sorten) zu gehen», erläutert Schneider. Die Mitgliedsstaaten müssten die EU-Durchführungsverordnung zur Verlängerung der Frist zur Wiederbepflanzungsgenehmigung noch in nationales Recht umsetzen. Die Regelung könne dann 2025 kommen.

Kulturlandschaften trotz geringeren Ertrags erhalten

Wenn über Rotationsprogramme weniger Wein angebaut werden solle, müssten zugleich Anreize für Biodiversität oder erneuerbare Energien auf diesen Flächen geschaffen werden, fordert Schneider. «Es dürfen die Flächen auch nicht dort gerodet werden, wo sie besonders prägend für die Kulturlandschaft sind.» 

Dies gelte, obwohl etwa im Steillagenweinbau der Ertrag pro Hektar vergleichsweise gering sei. Schneider fordert ein Kulturlandschaftsprogramm. «Der Impuls muss aus dem größten Weinbau betreibenden Bundesland in Deutschland, aus Rheinland-Pfalz, über Deutschland kommen.»

Expertenanhörung zu Kaliumphosphonat für Öko-Winzer

Wie der noch amtierende Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) macht sich Schneider auch für die Zulassung von Kaliumphosphonat als Pflanzenschutzmittel im ökologischen Weinbau stark. Dazu werde es in Brüssel bis zum Frühjahr eine Expertenanhörung geben und dann festgelegt, unter welchen Bedingungen das Kaliumphosphonat wieder zugelassen werden könne, berichtet die CDU-Politikerin. Deshalb solle Kupfer nicht verboten werden, sondern jeder Bio-Winzer frei entscheiden können. 

Die im Öko-Weinbau zugelassenen Pflanzenschutzmittel auf Kupferbasis reichten wegen der zunehmend feuchten Witterung nicht mehr aus, Reben vor der Pilzerkrankung falscher Mehltau zu schützen, heißt es in der Mitteilung des Bundesministeriums vom November.

Wie können neue Käufer und Weinliebhaber gewonnen werden? 

Um neue Konsumentenschichten zu erreichen, müsse die Zulassung önologischer Verfahren für die vor allem in Deutschland zunehmend gefragten entalkoholisierten Weine vorangetrieben werden, sagt Schneider. Wichtig dabei: «Die Kennzeichnung darf nicht bürokratisch sein.» 

Statt sich gegenseitig zu kannibalisieren, solle Europa gemeinsam neue Märkte erschließen. Dies gelte insbesondere, falls die USA unter dem neuen Präsidenten Donald Trump Zölle auf Wein erhöben. (dpa)


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