Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Niedersachsen hat einen neuen Präsidenten: Dirk Breuckmann wurde am Montag beim zentralen Landesverbandstag 2025 in Hannover mit überwältigender Mehrheit gewählt. Der Hotelier aus Hannover, der über 40 Jahre Erfahrung in der nationalen und internationalen Hotellerie mitbringt und seit 14 Jahren Direktor des Maritim Airport Hotels Hannover in Langenhagen ist, folgt damit auf Florian Hary, der sein Amt zur Verfügung gestellt hatte.
Rund 250 Delegierte aus ganz Niedersachsen diskutierten an dem zweitägigen Verbandstag über aktuelle Branchenfragen und interne Themen. Im Fokus standen dabei die Mehrwertsteuer auf Speisen, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Tourismus sowie die wirtschaftliche Rolle des Gastgewerbes.
Stärkere politische Stimme gefordert
In seiner Antrittsrede betonte Breuckmann seinen Willen, der Branche auf Bundes- und Landesebene mehr Gehör zu verschaffen. „Ich danke den Delegierten für das in mich gesetzte Vertrauen. Es ist mir eine Ehre, dieses Amt zu übernehmen und die Zukunft unserer Branche aktiv mitzugestalten“, sagte der Hotelfachmann und zeigte sich entschlossen: „Ich möchte unserer Branche noch mehr Gehör auf Bundes- und Landesebene verschaffen und mich dabei mit vollem Elan für die Branche einsetzen.“
Zum neuen Vize-Präsidenten wählte der Verband Olaf Stamsen, Inhaber der Strandhotels Seestern und Delphin in Wilhelmshaven. Die wiedergewählte Vize-Präsidentin Birgit Kolb-Binder, Geschäftsführerin der Kolb Hotels auf Langeoog und in Bad Zwischenahn, komplettiert das neue Präsidium. Hauptgeschäftsführer Mark Alexander Krack äußerte sich erfreut über die „vielfältige Expertise des neu formierten Präsidiums“.
Zudem wurden mehrere Fachgruppenvorsitzende in ihren Ämtern bestätigt: Lutz Feldtmann (Vier Linden Kiek In Hotel, Stade) bleibt Vorsitzender der Fachgruppe Hotels mit seinem Stellvertreter Carsten Dauer (Hotel Hellers Krug, Holzminden). Auch Roger Burkowski (Hotel zur Heideblüte, Hambühren) führt weiterhin die Fachgruppe Gastronomie. Neu gewählt wurde dessen Stellvertreter Bernd Weymann (Wendezeller Stuben, Wendeburg).
Unterstützung durch das Land
Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies gratulierte dem neuen Präsidenten und lobte das Engagement des DEHOGA. Er betonte die Bedeutung eines „intakten Gastgewerbes“ für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Wertschöpfung, insbesondere in den ländlichen Regionen Niedersachsens.
Der Ministerpräsident hob die Bemühungen des Landes zur Fachkräftesicherung hervor, darunter eine strategische Partnerschaft mit der marokkanischen Region Tanger-Tétouan-Al Hoceïma (TTA). Im Rahmen dieser Kooperation mit dem DEHOGA Niedersachsen und der marokkanischen Arbeitsagentur ANAPEC konnten bereits 16 Personen in Ausbildung vermittelt werden, und weitere 22 Personen sollen im Jahr 2026 starten.
Forderung nach steuerlicher Gleichbehandlung
Ein zentrales Anliegen der niedersächsischen Hoteliers und Gastronomen bleibt die einheitliche Besteuerung von Speisen. Präsident Breuckmann erklärte, man habe „lange gekämpft und sind fast am Ziel“ für 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen. Die Betriebe erwarteten in Kürze entsprechende Beschlüsse von Bundestag und Bundesrat, damit die Entlastung zum 1. Januar 2026 in Kraft treten kann.
Die geforderte einheitliche Besteuerung von Essen mit sieben Prozent sei eine längst überfällige Stärkung im Wettbewerb mit Lieferdiensten, „Essen To Go“ und Fertiggerichten aus dem Handel, die bereits den reduzierten Satz hätten. Laut Breuckmann gehe es um Steuerfairness und Gleichbehandlung.
Künstliche Intelligenz als unverzichtbares Werkzeug
Ein weiteres Schwerpunktthema war der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Gastgewerbe. Breuckmann sieht darin „enorme Chancen“ für digitale Assistenten, automatisierte Prozesse und personalisierte Gästekommunikation. Er betonte, dass jeder Betrieb sich aktiv mit KI auseinandersetzen müsse, um wettbewerbsfähig zu bleiben, da Gäste zunehmend digitale Services erwarteten.
„KI wird nicht die Gastfreundschaft ersetzen“, so Breuckmann, „aber sie wird für unsere Branche zu einem unverzichtbaren Werkzeug, um Servicequalität, Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.“ Richtig eingesetzt, könne KI die Effizienz steigern, Mitarbeiter entlasten und die Gästezufriedenheit nachhaltig verbessern.
Gastgewerbe als unterschätzter Wirtschaftsfaktor
Die wirtschaftliche Bedeutung der Branche wurde ebenfalls diskutiert. Mit rund 330.000 Beschäftigten zählt das Gastgewerbe zu den stärksten Wirtschaftsfaktoren in Niedersachsen und liegt damit nahezu auf Augenhöhe mit der Automobilindustrie (etwa 340.000 Beschäftigte). Trotz dieser Zahlen werde die Branche oft unterschätzt, da die Arbeitsplätze auf viele kleine und mittelständische Betriebe verteilt sind, so Präsident Breuckmann.
Breuckmann forderte daher eine stärkere politische Sichtbarkeit: „Der Tourismus muss in Niedersachsen endlich als Leitökonomie verstanden werden.“ Er forderte die gemeinsame Entwicklung einer Landestourismusstrategie mit Destination Management Organisationen und Fachverbänden, um der Rolle der Branche gerecht zu werden, ähnlich erfolgreichen Beispielen in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern.
Der DEHOGA Niedersachsen ist der Unternehmerverband des Gastgewerbes mit knapp 5.000 Mitgliedern, davon über 1.300 Ausbildungsbetriebe.