2G in ganz Baden-Württemberg? - Was die Corona-Alarmstufe bedeutet

| Politik Politik

Schon bald könnte es für viele Menschen an etlichen Orten in Baden-Württemberg heißen: «Bitte draußen bleiben». Denn mit der drohenden Corona-Alarmstufe setzt die Landesregierung in zahlreichen Bereichen des öffentlichen Lebens auf das sogenannte 2G-Modell - dann dürfen nur noch Geimpfte und Genesene in Restaurants und Kinos, Bäder und das Theater. Wer ungeimpft ist und nur einen Test vorweisen kann, bleibt außen vor. Was die Alarmstufe bedeutet, wann sie kommt und warum sie nicht ganz neu ist, wird nachstehend erläutert.

Was ist die Alarmstufe?

Wesentlicher Grund für die geplanten strengeren Vorgaben für Ungeimpfte ist die angespannte Situation in den Krankenhäusern. Mit der letzten Eskalationsstufe der derzeit geltenden Corona-Verordnung möchte die Landesregierung diese Lage im Gesundheitswesen so gut wie möglich entspannen. Ein entscheidender Wert ist die Zahl der Intensivbetten, in denen Covid-Patientinnen und -Patienten behandelt werden. Nimmt die Intensivbettenbelegung an zwei Werktagen in Folge auf 390 oder mehr zu, gilt ab dem nächsten Tag die landesweite 2G-Regelung.

Wann könnte es so weit sein?

Schon ziemlich bald - und ziemlich sicher, wenn man den Experten und der Statistik Glauben schenkt. Das Gesundheitsministerium hatte zuletzt mitgeteilt, dass die Alarmstufe möglicherweise schon Ende der Woche, «in jedem Fall» aber Mitte November ausgerufen werden könnte. Die Intensivbettenbelegung war zuletzt mehrfach stark gestiegen und lag am Mittwoch bei 348 (Stand 16.00 Uhr). Eine Prognose der Uniklinik Freiburg für das Landesgesundheitsamt sagt den Anstieg auf 390 ebenfalls bereits für Ende dieser Woche voraus.

Was bedeutet das für mich?

Kommt drauf an, ob Sie geimpft sind oder nicht. Denn für viele Bereiche des öffentlichen Lebens wäre in der Alarmstufe der Zugang nur noch für Geimpfte und Genesene erlaubt. Das gilt etwa fürs Kino, fürs Museum und auch fürs Schwimmbad oder für ein Fitnessstudio, fürs Theater und die Oper, Volkshochschulkurse und Musikschulen. Im Restaurant oder Café reicht in Innenräumen künftig ein Test ebenfalls nicht mehr aus.

Und wo haben ungeimpfte Menschen in der Alarmstufe Zutritt?

Natürlich gibt es auch Ausnahmen, etwa für öffentliche Verkehrsmittel und Religionsveranstaltungen. Auch im Einzelhandel gilt in der Alarmstufe 3G ohne PCR-Test-Pflicht. Ausgenommen sind zudem Geschäfte der Grundversorgung wie Supermärkte sowie Märkte im Freien und Abhol- und Lieferangebote. Für die Übernachtung im Hotel müssen Ungeimpfte dagegen einen PCR-Test vorlegen. Auch beim Friseur oder im Nagelstudio gilt in der Alarmstufe 3G mit PCR-Test-Pflicht.

Welche Einschränkungen gibt es noch?

Die Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte werden weiter verschärft. Treffen sind in der Alarmstufe nur noch für einen Haushalt und eine weitere Person erlaubt. Ausgenommen sind davon Geimpfte, Genesene und Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Auch Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre werden nicht mitgezählt.

Was heißt das für die Weihnachtsmärkte?

Auch auf den in diesem Jahr wieder in zahlreichen Städten angekündigten Märkten würde dann zumindest zum Teil die 2G-Pflicht gelten. Wer eine Bratwurst oder einen Glühwein möchte, braucht einen Impf- oder Genesenen-Nachweis. Für den reinen Warenverkauf soll das nicht nötig sein. Das heißt, auch ungeimpfte Personen können auf dem Weihnachtsmarkt einkaufen.

Und die Gastronomie?

Auch dort gilt derzeit noch 3G, bald wohl schon 2G, zumindest in den Innenräumen. Dann müssen die Beschäftigten in der Gastronomie kontrollieren, abweisen und wohl auch die ein oder andere Diskussion aushalten. Screenshots von Impfnachweisen werden nicht akzeptiert. Das Bier oder den Wein können Ungeimpfte draußen und unter dem Heizpilz trinken. Sie müssen einen negativen PCR-Test mit dabei haben, wie ein Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) sagte.

Und wann ist wieder Schluss mit den strengeren Regeln?

Damit die verschärften Corona-Maßnahmen außer Kraft treten, müssen die Schwellenwerte an fünf Werktagen in Folge unterschritten werden. Nach der Alarmstufe würden zunächst wieder die Regeln der Warnstufe gelten.

Geht Baden-Württemberg voraus mit der möglichen Entscheidung für 2G?

Nein, Sachsen nutzt als erstes Flächenland seit Wochenbeginn umfassend 2G. Darüber wird heftig gemurrt, vor allem unter Gastwirten. Auf der Tagesordnung stehen 2G-Regeln auch in Berlin, Brandenburg und Bayern. Die Partner der anvisierten Ampel-Koalition im Bund planen vorerst keine flächendeckende Einführung.

Gibt es Erfahrungen, ob die 2G-Regel etwas bringt?

Ja, eine Begleiterscheinung ist bereits zu beobachten: Die Impfzahlen gehen hoch - selbst in Sachsen, dem Bundesland, das bisher die niedrigsten Impfquote Deutschlands vorweist. In Baden-Württemberg steigt die Nachfrage auch, die Schlangen vor den Impfbussen sind lang. Auch in Berlin, Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern nimmt das Interesse an Impfungen zu.

Gibt es auch kritische Stimmen zur neuen Regel?

Natürlich. 2G gebe eine «Scheinsicherheit», kritisierte zum Beispiel der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit am Wochenende im Deutschlandfunk. Auch Geimpfte könnten sich infizieren und das Virus übertragen - wenn auch seltener als Ungeimpfte. Wirkliche Sicherheit gäben nur Tests. Im Gespräch ist nun mancherorts auch 2G+: Das heißt, der Eintritt ist nur für Geimpfte und Genesene gestattet, die zusätzlich getestet sind. Auch der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow, der in seinem Bundesland ähnlich dramatische Corona-Zahlen hat wie Sachsen, ist auf Distanz zu 2G. Sein Argument: Wer soll das alles kontrollieren? Und was nützen Regeln, die niemand überwacht? (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Stadt Konstanz meldet eine Trendwende beim Müllaufkommen im öffentlichen Raum und führt diese auf die seit 1. Januar 2025 erhobene Verpackungssteuer auf Einwegverpackungen für Speisen und Getränke zum Sofortverzehr zurück. Parallel dazu äußern Verbände Kritik an der Bewertung der Stadt und bemängeln das vorschnelle Fazit.

Der Verband der Veranstaltungsorganisatoren hat das Bundeskartellamt über mögliche Wettbewerbsbeschränkungen und eine zunehmende Marktkonzentration im Bereich der MICE-Buchungsportale informiert. Nach Auffassung des Verbands droht in diesem zentralen Marktsegment für die deutsche Wirtschaft eine „gefährliche Ballung von Marktmacht“.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat eine längere Frist bis zur Vorlage einer ersten Krankschreibung vorgeschlagen. Niedersächsische Arbeitgeber haben mit deutlichen Worten reagiert.

Schlagabtausch um Ostsee-Preise: Tourismusminister Wolfgang Blank kritisiert die Gastronomie von Mecklenburg-Vorpommern wegen zu teurer Schnitzel und Hotelzimmern. Der DEHOGA kontert scharf und schiebt die Schuld für die hohen Kosten auf die Politik und den Mindestlohn.

Die geplanten Steuerentlastungen für die Gastronomie und Pendler sorgen bei den Ländern und Kommunen für Sorge. Der Finanzausschuss des Bundesrats warnt vor einer "zusätzlichen Verschärfung der Haushaltslage". Der Bundesrat befasst sich am 17. Oktober 2025 mit den Plänen und einer möglichen Forderung nach Kompensation durch den Bund.

Mehr Eigenverantwortung, weniger unnötige Praxis-Besuche: Der Kassenärzte-Chef möchte die Regeln zur Krankschreibung gelockert sehen. Das soll Arbeitnehmer, Eltern und Praxen entlasten.

Finanzminister Heere will Steuertricks in der Gastronomie erschweren – auch, um Steuerausfälle bei einer Senkung der Umsatzsteuer für die Branche zu kompensieren.

Auf dem Hauptstadtkongress des Deutschen Reiseverbandes hat DRV-Präsident Norbert Fiebig eine klare politische Kurskorrektur gefordert. Angesichts schwacher Konjunkturaussichten, steigender Preise und einer zunehmenden Bürokratielast sei die wirtschaftliche Lage der Branche ernst.

Das Europaparlament will Bezeichnungen wie «Veggie-Burger» oder «Soja-Schnitzel» verbieten lassen. Auch Begriffe wie «Steak» oder «Wurst» sollen dem Willen einer Mehrheit der Abgeordneten zufolge künftig nur noch für tierische Lebensmittel verwendet werden dürfen.

Der Vorsitzende der Partei Die Linke, Jan van Aken, hat sich für die verpflichtende und kostenfreie Abgabe von Leitungswasser in Restaurants ausgesprochen. Seiner Ansicht nach ist dies eine einfache und längst überfällige Maßnahme, um Menschen mit geringem Einkommen die Teilhabe am gesellschaftlichen Alltag zu ermöglichen.