Außenminister Heiko Maas: Kein normaler Urlaub in diesem Sommer möglich

| Politik Politik

Die Menschen in Deutschland können nach Einschätzung von Bundesaußenminister Heiko Maas in der Corona-Krise nicht auf einen normalen Sommerurlaub ohne Einschränkungen hoffen. Entwicklungsminister Gerd Müller hält aber Reisen auch außerhalb Deutschlands für möglich. Der Reiseverband DRV warnte vor einem «pauschalen Abgesang» auf den Sommerurlaub.

Maas sagte am Dienstag nach einer Videokonferenz mit seinen Kollegen aus Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein: «Eine normale Urlaubssaison mit vollen Strandbars und vollen Berghütten wird es diesen Sommer nicht geben können. Das wäre nicht zu verantworten».

Der SPD-Politiker schloss dabei aber nicht aus, dass die Grenzen für Touristen vor dem Sommer wieder geöffnet werden und Urlaubsreisen mit gewissen Einschränkungen möglich werden. Dies sei schwer zu prognostizieren, sagte er. Im Moment gebe es aber noch in vielen Ländern Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. «Das sind keine Voraussetzungen, mit denen man überhaupt einen erholsamen Urlaub verbringen kann.»

In Deutschland gilt eine weltweite Reisewarnung für Touristen bis zum 3. Mai. Ende April werde entschieden, wie es damit weitergehe, sagte der Außenminister.

Entwicklungsminister Gerd Müller hält Sommerurlaub auch außerhalb Deutschlands für möglich. «Urlaub in Deutschland kann in diesem Sommer wieder möglich sein», sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstag). «Ich glaube auch, dass es in der Mittelmeer-Region eine Chance dazu gibt - einschließlich in Nordafrika.»

Der Tourismus sei für nordafrikanische Staaten wie Tunesien, Marokko oder Ägypten ein wichtiger Wirtschaftszweig, sagte der Minister. Voraussetzung für Reisen in die Region seien aber «funktionierende Hygiene-Konzepte nach europäischen Standards», betonte Müller.

Als «grotesk schlechte Idee» bezeichnete dagegen der SPD-Bundestagsabgeordnete und Arzt Karl Lauterbach am Dienstag in einem Interview des Nachrichtenportals «watson» Sommerurlaubspläne für dieses Jahr. «Die Gefahr ist sehr hoch, dass wir im Sommer einen schweren Rückfall der Krankheit erleben. Inklusive erneutem Lockdown und hohen Sterbezahlen», sagte Lauterbach demnach.

DRV-Präsident Norbert Fiebig kritisierte, Aussagen, den Sommerurlaub abzuschreiben oder ausschließlich in Deutschland für möglich zu halten, seien derzeit «in keiner Weise zielführend». Fiebig forderte ein «positives Zeichen, dass Reisen wieder möglich sein werden - natürlich unter Beachtung entsprechender Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen». Notwendig sei eine differenzierte Debatte und kein «pauschaler Abgesang» auf den Sommerurlaub.

«Um ein Minimum an Planungssicherheit für die Unternehmen der Reisewirtschaft - Reisebüros wie auch Reiseveranstalter und alle anderen - zu bekommen, benötigen wir möglichst differenzierte Reisehinweise», sagte Fiebig. Wenn man auch in Zukunft allgemein vor Auslandsreisen warne, werde das der Realität nicht gerecht.

Österreichs Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hält eine Wiederaufnahme des internationalen Flugverkehrs mittel- und langfristig zuerst zwischen Staaten mit einer erfolgreichen Anti-Corona-Strategie für möglich. Er rechne mit einem Szenario, dass international Staaten ihre Grenzen zueinander wieder öffnen werden, die das Virus besiegt oder ganz niedrige Ansteckungszahlen hätten, sagte Kurz in Wien. «Wie ein Club, bei dem man nur dabei sein kann, wenn keine Gesundheitsgefährdung gegeben ist.» Der Luftverkehr ist durch die Einreiseverbote in der Corona-Krise praktisch zum Erliegen gekommen.

Insgesamt steht die Reisebranche wegen der Pandemie weltweit unter Druck. Für Veranstalter und Reisebüros ist die bis Oktober laufende Sommersaison traditionell die umsatzstärkste Zeit - vor allem das Geschäft mit Reisen ins Ausland. Länder wie Griechenland, wo der Tourismus knapp ein Drittel der Wirtschaft ausmacht, fürchten den Verlust Zehntausender Arbeitsplätze.

In Deutschland fordert die Branche Soforthilfe. Rund 70 000 Hotel- und Gastronomie-Betriebe stünden vor der Insolvenz. Auch vielen Anbietern von Ferienwohnungen und Ferienhäusern droht laut einer Umfrage des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) das Aus. Von mehr als 9000 Befragten gaben knapp 54 Prozent an, ab Ende Juni den Betrieb nicht mehr fortführen zu können. «Gerade die Zehntausenden kleinen Anbieter von Ferienunterkünften fallen nach wie vor durch das Hilfsnetz des Bundes», kritisierte DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz. Auch sie müssten endlich Zugang zu Liquiditätshilfen und Zuschüssen erhalten - unabhängig davon, ob sie im Nebenerwerb vermieteten. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Chef darf ab dem ersten Krankheitstag ein ärztliches Attest verlangen. Diese Regel zu ändern, könnte Ärzte entlasten. Die Gesundheitsministerin zeigt sich überraschend offen für die Idee.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mobilisiert am 23. Oktober Essenskuriere und Support-Mitarbeiter. Hintergrund sind die Pläne des Essenslieferdienstes zur bundesweiten Auslagerung von etwa 2.000 Arbeitsplätzen.

Die Arbeitsgemeinschaft Mittelstand, ein Zusammenschluss von zehn Wirtschaftsverbänden, legte nun ihren zweiten Mittelstandsmonitor vor und zieht erneut eine ernüchternde Bilanz der politischen Rahmenbedingungen.

Der Dehoga in Hessen lehnt das geplante EU-Verbot von Bezeichnungen wie «Veggie-Burger» ab. Warum der Verband und ein veganes Lokal vor mehr Bürokratie und Verunsicherung von Kunden warnen.

Die Stadt Konstanz meldet eine Trendwende beim Müllaufkommen im öffentlichen Raum und führt diese auf die seit 1. Januar 2025 erhobene Verpackungssteuer auf Einwegverpackungen für Speisen und Getränke zum Sofortverzehr zurück. Parallel dazu äußern Verbände Kritik an der Bewertung der Stadt und bemängeln das vorschnelle Fazit.

Der Verband der Veranstaltungsorganisatoren hat das Bundeskartellamt über mögliche Wettbewerbsbeschränkungen und eine zunehmende Marktkonzentration im Bereich der MICE-Buchungsportale informiert. Nach Auffassung des Verbands droht in diesem zentralen Marktsegment für die deutsche Wirtschaft eine „gefährliche Ballung von Marktmacht“.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat eine längere Frist bis zur Vorlage einer ersten Krankschreibung vorgeschlagen. Niedersächsische Arbeitgeber haben mit deutlichen Worten reagiert.

Schlagabtausch um Ostsee-Preise: Tourismusminister Wolfgang Blank kritisiert die Gastronomie von Mecklenburg-Vorpommern wegen zu teurer Schnitzel und Hotelzimmern. Der DEHOGA kontert scharf und schiebt die Schuld für die hohen Kosten auf die Politik und den Mindestlohn.

Die geplanten Steuerentlastungen für die Gastronomie und Pendler sorgen bei den Ländern und Kommunen für Sorge. Der Finanzausschuss des Bundesrats warnt vor einer "zusätzlichen Verschärfung der Haushaltslage". Der Bundesrat befasst sich am 17. Oktober 2025 mit den Plänen und einer möglichen Forderung nach Kompensation durch den Bund.

Mehr Eigenverantwortung, weniger unnötige Praxis-Besuche: Der Kassenärzte-Chef möchte die Regeln zur Krankschreibung gelockert sehen. Das soll Arbeitnehmer, Eltern und Praxen entlasten.