Bundesregierung bringt nationale Tourismusstrategie auf dem Weg

| Politik Politik

Die Bundesregierung hat heute die Eckpunkte der Nationalen Tourismusstrategie verabschiedet. Das Positionspapier soll dazu beitragen, dass die Entwicklungschancen der Branche noch stärker genutzt würden, so eine Erklärung. Tourismusverbände fordern eine schnelle Umsetzung und weitergehende Schritte.

Mit der Verabschiedung der Eckpunkte will die Bundesregierung den programmatischen Rahmen für die Tourismuspolitik des Bundes vorgegeben, der drei übergeordneten politischen Zielen folge: Die inländische Wertschöpfung soll erhöht werden, die Lebensqualität der in Deutschland lebenden Menschen nachhaltig gehoben und internationale Stabilität gefestigt werden.

Das Bundeskabinett schreibt: „Um diesen grundlegenden politischen Anliegen gerecht zu werden, setzt sich die Bundesregierung die strategische Leitlinien um. Vielfältige Potentiale des Tourismus sollen ausgeschöpft werden. Vor allem geht es darum, die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusstandortes Deutschland und der mittelständisch geprägten Tourismuswirtschaft zu stärken. 

Im Weiteren zählt eine moderne, barrierefreie, verlässliche sowie nachhaltige Mobilität und digitale Infrastruktur zu den Leitlinien der Tourismuspolitik. Der Tourismus in Deutschland steht im Einklang mit Natur und Kultur und schafft und erhält lebenswerte Räume zur Lebensqualität aller Menschen - Besucher wie Einheimische. Damit leistet er einen positiven Beitrag dazu, dass das Deutschlandbild im Ausland positiv geprägt wird.“

In einem zweiten Schritt will die Bundesregierung, unter Federführung ihres Tourismusbeauftragten, einen Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen erstellen, zu dem die einzelnen Bundesministerien mit beitragen sollen. Die Länder und weitere wichtige Akteure der Tourismuswirtschaft wie Verbände sein nun aufgerufen, eigene Aktionspläne zu entwickeln, die dazu beitragen, die Ziele der nationalen Tourismusstrategie voranzutreiben.

Und eben jene Verbände haben sich dazu auch bereits zu Wort gemeldet. So sagt der Generalsekretär des Bundesverbandes der deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Rabe:

„Wir begrüßen sehr, dass die Bundesregierung sich das Thema Tourismus aktiv auf die Fahnen schreibt und ihre Tourismuspolitik strategisch und unter Berücksichtigung der Vielfalt an Themen und beteiligten Politikbereiche koordinieren und weiterentwickeln will. Höchst positiv ist aus unserer Sicht, dass die Regierung in ihrem Eckpunktepapier die Relevanz der Tourismusbranche als starke Wirtschaftskraft und überdies als Instrument des kulturellen Austauschs, der Völkerverständigung und damit letztlich auch der Friedenssicherung betont und voranstellt.

Tourismus ist definitiv mehr als eine nette Freizeitbeschäftigung: Die Tourismuswirtschaft ist Arbeitgeber für 3 Millionen Menschen allein hier in Deutschland, sichert hierzulande 4 Prozent der Bruttowertschöpfung und ist eine Leitökonomie dieses Jahrhunderts. Deshalb ist es aus unserer Sicht konsequent und ein wichtiges Zeichen, dass die Politik „verlässliche, bürokratiearme und wettbewerbsfördernde Rahmenbedingungen für den Tourismusstandort Deutschland und die Tourismuswirtschaft“ gestalten will.

Das Eckpunktepapier sagt unter anderem möglichst geringe bürokratische Belastungen, faire steuerliche Rahmenbedingungen sowie moderne, bedarfsgerechte Mobilität und digitale Infrastruktur zu. Es kommt jetzt darauf an, ob die Regierung auch in diesem Sinne liefert, wenn es um Fragen wie den Abbau der wettbewerbsverzerrenden Urlaubs- und Luftverkehrsteuer, den überfälligen Breitbandausbau im ländlichen Raum oder den Einsatz gegen neuerliche ‚Bürokratiemonster‘ geht, wie sie die Branche zuletzt mit Pauschalreiserichtlinie oder Datenschutzgrundverordnung massiv getroffen haben.“

Auch der Deutsche Tourismusverband e.V. (DTV) begrüßt, dass mit de, Strategiepapier der Tourismus in Deutschland endlich in den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik aufrücke und als zentrales nationales Handlungsfeld anerkannt werde.
Reinhard Meyer, Präsident des DTV: „Die Bundesregierung erfüllt ein Versprechen, das sie in der Koalitionsvereinbarung gegeben hat. Das Eckpunktepapier enthält wichtige Punkte, die wir für die Branche gefordert haben. Umso mehr freue ich mich, dass nach der Ressortabstimmung alle Ministerien hinter der Strategie stehen.“

Im Eckpunktepapier, das Staatssekretär Thomas Bareiß dem Bundeskabinett vorgelegt hat, wurden zentrale Themen des DTV aufgenommen. Nachhaltigkeit findet darin ebenso verstärkte Aufmerksamkeit wie die damit verbundenen Themen Mobilität, Fachkräfte oder Stärkung des ländlichen Raums. Aber auch die Politik selbst wird in die Pflicht genommen – im Zuge einer besseren Koordination der politischen Zusammenarbeit.

Leider nur unzureichend ist im Regierungsbeschluss ein integriertes Tourismusfördersystem aus einem Guss verankert. Dabei ist gerade in der überwiegend kleinteilig strukturierten Tourismusbranche die Förderlandschaft für Tourismusregionen und -unternehmen kaum zu durchblicken. So werden Chancen vergeben und kommen Mittel oft nicht dort an, wo sie dringend gebraucht werden. „Vor diesem Hintergrund sind vor allem die Länder gefordert, einheitliche Strategien und ressortübergreifende Förderprogramme für den Tourismus anzubieten“, so Meyer und ergänzt: „Die Eckpunkte der Strategie stehen – auch wenn es bis hierhin fast ein Jahr gedauert hat. Für die Branche wünschen wir uns, dass es nun bei der Erarbeitung konkreter Aktionspläne deutlich schneller vorangeht. Der DTV wird sich aktiv einbringen.“ 

DRV-Präsident Norbert Fiebig sagt: „ Die Tourismusstrategie erscheint aus Sicht des DRV ausgewogen, denn sie berücksichtigt die zwei Säulen des Tourismus (Outgoing – also das Geschäft mit Auslandsreisen – und den  Deutschlandtourismus) gleichermaßen. Positiv insbesondere, dass unsere Forderung des Einsatzes zur Schaffung wettbewerbsfähiger Rahmenbedingungen, vor allem nach fairen steuerlichen Rahmenbedingungen, in Deutschland und Europa aufgegriffen wurde und der positive Beitrag, den die Reisewirtschaft zur Stabilisierung von Schwellen- und Entwicklungsländern leistet, gewürdigt wird und gefördert werden soll. Nun kommt es auf die konkrete Ausgestaltung der Aktionspläne an. Der DRV wird sich aktiv im engen Austausch mit der Bundesregierung und den weiteren politischen Akteuren daran beteiligen und einbringen. Insbesondere erhoffen wir uns eine Lösung des Problems der gewerbesteuerlichen Hinzurechnung.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die neue Budgetverteilung im Bundeshaushalt 2026 stößt beim Deutschen Tourismusverband auf gemischte Reaktionen. Während der Etat für Kunst und Kultur bejubelt wird, sorgt eine weitere Kürzung der zentralen Tourismusförderung für Unmut.

Die Arbeits- und Sozialministerkonferenz fordert, Werkverträge bei Essenslieferdiensten zu verbieten. Auch die Gewerkschaft NGG unterstützt den Plan. Ähnliches gibt es schon in anderen Branchen.

Europa-Park-Gründer Roland Mack hat im Umgang mit der AfD für einen offenen Austausch geworben. Dass man mit Menschen spreche, die immerhin einen hohen Anteil an Wählerstimmen ausmachten, halte er für notwendig und richtig, so der 76-Jährige in einem Gespräch mit dem «Südkurier».

Im Land Bremen soll es auf Einweggeschirr eine Steuer geben. Aber die geplante Einführung zum 1. Januar muss verschoben werden - zunächst sollen die Träger öffentlicher Belange gehört werden.

Die Gewerkschaft NGG hat ihre Empfehlungen für die Tarifverhandlungen 2026 veröffentlicht und fordert Entgeltsteigerungen von 4 bis 6 Prozent sowie konkrete Verbesserungen für Auszubildende.

Wie der AfD begegnen? Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen. Das sorgt für scharfe Diskussionen in Politik und Wirtschaft. Caroline von Kretschmann, Inhaberin des Luxushotels Europäischer Hof in Heidelberg, die im Präsidium der Familienunternehmer sitzt, bezieht deutlich Stellung – auch klar abweichend von der Verbandslinie.

Der Stadtrat von Kaiserslautern hat mehrheitlich die geplante Einführung einer Übernachtungssteuer abgelehnt. Die Steuer sollte ursprünglich ab dem 1. Januar 2026 auf Gästeübernachtungen erhoben werden.

Schleswig-Holsteins Gastronomie kämpft laut dem FDP-Fraktionschef mit steigenden Kosten. Er hofft auf Entlastungen durch weniger Bürokratie und niedrigere Mehrwertsteuer und fordert ein klares Signal.

Der Hotelverband Deutschland und der Handelsverband Deutschland warnen vor den Folgen einer geplanten EU-Regulierung, die das bedingungslose Rückerstattungsrecht auf händler-initiierte Kartenzahlungen ausweiten könnte.

Der Landtag von Baden-Württemberg hat die Neufassung des Landesgaststättengesetzes beschlossen. Die Reform tritt am 1. Januar 2026 in Kraft und führt zu grundlegenden Vereinfachungen für Gastgewerbebetriebe in Baden-Württemberg.