Corona: Altmaier will Steuererleichterungen für notleidende Unternehmen

| Politik Politik

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dringt in der Corona-Krise auf Steuererleichterungen für notleidende Unternehmen. Er setzt sich dafür ein, dass aktuelle Verluste in noch größerem Umfang mit früheren Gewinnen verrechnet werden können und die gezahlten Steuern erstattet werden.

Davon will er nun den Koalitionspartner SPD überzeugen. «Die Eigenkapitaldecke der Unternehmen darf nicht weiter geschwächt werden, die Ausweitung des Verlustrücktrags ist dafür ein geeignetes Stärkungsmittel», sagte Altmaier der «Wirtschaftswoche».

Bei den Novemberhilfen für Firmen und Selbstständige wurden nach Regierungsangaben bisher rund 318 Millionen Euro ausgezahlt. Rund 120 000 Anträge seien bislang eingereicht worden, davon rund 33 000 von Soloselbstständigen, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Freitag in Berlin.

Die Novemberhilfen sind Zuschüsse für Firmen etwa in der Gastronomie, die wegen behördlicher Anordnungen schließen mussten. Dabei gibt es Abschlagszahlungen von bis zu 10 000 Euro. Altmaier wollte prüfen, ob diese in bestimmten Fällen erhöht werden könnten.

Für die Novemberhilfen rechnet die Bundesregierung früheren Angaben zufolge mit Ausgaben von bis zu 15 Milliarden Euro. Erstattet werden Umsatzausfälle. Wegen der Verlängerung der angeordneten Einschränkungen gibt es nach demselben Modell auch Dezemberhilfen.

Ausgeweitet wird ein anderes Hilfsinstrument: Damit Unternehmen nicht auf unbezahlten Rechnungen sitzen bleiben, verlängert der Bund seine Garantie für Entschädigungszahlungen der Kreditversicherer. Bundesregierung und Versicherer gaben am Freitag bekannt, ihren Schutzschirm für den Warenverkehr bis Ende Juni 2021 aufzuspannen. Die Kritik an den Wirtschaftshilfen in der Corona-Krise reißt aber nicht ab.

Altmaier sagte, ein erweiterter Verlustrücktrag würde auch die Stärkeverhältnisse der Unternehmen vor der Krise reflektieren und wäre damit marktwirtschaftlich sinnvoll und gut begründbar. «Mein Koalitionspartner hat damit allerdings bislang Schwierigkeiten», ergänzte Altmaier mit Blick auf die SPD und das vom Sozialdemokraten Olaf Scholz geführte Finanzministerium. «Ich setze mich für eine Ausweitung ein und hoffe auf einen Sinneswandel in der Adventszeit.»

Die Möglichkeiten der steuerlichen Verlustverrechnung wurden mit dem Zweiten Corona-Steuerhilfegesetz von Ende Juni erweitert. Der steuerliche Verlustrücktrag wurde für die Jahre 2020 und 2021 auf fünf Millionen beziehungsweise zehn Millionen Euro (bei Zusammenveranlagung) angehoben. Zudem wurde ein Mechanismus eingeführt, um den Verlustrücktrag für 2020 unmittelbar finanzwirksam schon mit der Steuererklärung 2019 nutzbar zu machen.

Der FDP-Fraktionsvize im Bundestag, Christian Dürr, kritisierte, die Union habe «schon unzählige Male Entlastungen versprochen und dann der SPD die Schuld in die Schuhe geschoben». Jetzt sei nicht die Zeit für taktische Spielchen innerhalb der Regierungskoalition. Viele Unternehmen seien in einer prekären Lage. Die Koalitionspartner müssten sich jetzt auf Entlastungen einigen und eine umfangreiche Erweiterung des Verlustrücktrags einführen.

Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch forderte Nachbesserungen bei den Corona-Hilfen ab Januar und warnte vor einer Pleitewelle. Bartsch sieht bei den geplanten Hilfen ab Januar einen Konstruktionsfehler. «Sie werden viele Gastronomen und Selbstständige in Existenznot stürzen, weil nur noch anteilig die Fixkosten beglichen werden. Davon kann sich kein Selbstständiger ernähren», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Fixkosten anteilig zu erstatten reiche nicht, um Existenzen über den Corona-Winter zu sichern. «Hier wird eine Pleitewelle in Kauf genommen», warnte Bartsch. Die Bundesregierung und die Länder müssten weiterhin Umsatzausfälle ausgleichen, sonst hätten viele Gastronomen, Selbstständige und Freiberufler keine Perspektive.

Zum Schutz des internationalen Warenverkehrs wird der Bund ab Januar weiterhin eine Garantie für Entschädigungszahlungen der Kreditversicherer von bis zu 30 Milliarden Euro übernehmen, wie Bundesfinanz- und Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mitteilten. Damit soll verhindert werden, dass deutsche Firmen in der Krise auf unbezahlten Rechnungen sitzen bleiben und Lieferketten reißen. Die EU-Kommission muss der Verlängerung der Garantie bis zum Sommer jedoch noch zustimmen.

«Der Schutzschirm ist ein wichtiges Element unserer Krisenreaktion mit dem wir Vertrauen schaffen und unsere Wirtschaft am Laufen halten», erklärte Finanzminister Scholz. Altmaier ergänzte, Lieferbeziehungen könnten damit aufrechterhalten und die Wirtschaft stabilisiert werden. Warenkreditversicherer ersetzen Unternehmen Ausfälle, wenn Kunden die gelieferten Produkte nicht bezahlen können oder wollen. (dpa)

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Verbot der Bettensteuer in Bayern bleibt bestehen. Das hat der Verfassungsgerichtshof entschieden. Die Staatsregierung freut sich - aber der Streit könnte bald an anderer Stelle weitergehen.

Weniger als jede zweite in Deutschland verkaufte Weinflasche stammt aus heimischer Produktion. Wie kann hiesiger Wein mehr ins Rampenlicht gerückt werden? Ein Treffen im Kloster Eberbach soll helfen.

Die Dorfkneipen in Brandenburg sollten nach Ansicht von Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) angesichts existenzieller Probleme unterstützt werden - doch wann ist offen. Die CDU-Opposition dringt hingegen auf schnelle Hilfe.

Steigende Kosten und internationale Konkurrenz setzen dem Weinbau zu. Im Kloster Eberbach bei Eltville wollen Minister aus acht Bundesländern der Branche helfen. Worum soll es in ihren Gesprächen gehen?

Verbesserter Datenaustausch und digitale Prüfungen sollen den Kampf gegen illegale Beschäftigung effektiver machen. In der letzten Woche hat der Bundestag das Gesetz zur Modernisierung und Digitalisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung verabschiedet. Der DEHOGA begrüßt die angestrebte Bürokratieentlastung, mahnt aber Ursachenbekämpfung an.

Das Europäische Parlament hat den Weg für eine deutliche Entbürokratisierung im Bereich Lieferketten, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Taxonomie freigemacht. Der DEHOGA begrüßt die damit verbundene Chance auf durchgreifende Vereinfachungen und einen mittelstandsfreundlicheren Ansatz.

Die Koalition plant die Senkung der Luftverkehrsteuer. Das Vorhaben polarisiert: Während die Reisewirtschaft eine Trendwende und Entlastung sieht, hagelt es Kritik von Umwelt- und Klimaschützern.

Nach 36 Jahren beim DEHOGA Bundesverband und fast 20 Jahren als Hauptgeschäftsführerin ist Ingrid Hartges heute in Berlin offiziell verabschiedet worden. Die feierliche Veranstaltung fand im JW Marriott Hotel Berlin statt und vereinte führende Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien der Branche und ihrer Partner.

Das bestehende Minijob-System steht im Zentrum einer politischen Debatte. Eine Gruppe von Unions-Bundestagsabgeordneten sehen in der geringfügigen Beschäftigung einen „Systemfehler“, der reguläre Arbeit verdrängt und unsozial sei. Der DEHOGA Bundesverband hingegen warnt eindringlich vor den Konsequenzen einer Abschaffung.

Studierende in Niedersachsen sollen bald wieder ein warmes Mittagessen für 2,50 Euro bekommen. SPD und Grüne im Landtag wollen das sogenannte «Niedersachsen-Menü» an allen Hochschulen im Land neu auflegen. Fünf Millionen Euro sind dafür eingeplant.