Einwanderung von Fachkräften: Bürokratie und Visavergabe als größtes Hindernis

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Die deutsche Bundesregierung hat beschlossen, die Einwanderung von Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern zu erleichtern. Obwohl die Reform generell positiv betrachtet wird, sehen einige Experten ein großes Problem bei der Umsetzung. Für sie arbeiten Visastellen und Ausländerbehörden nicht schnell genug.

Der Entwurf für das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz enthält verschiedene Erleichterungen wie die Einführung einer sogenannten "Chancenkarte". Diese beruht auf Basis eines Punktesystems, um qualifizierten Ausländern ein Jahr Zeit zu geben, damit sie in Deutschland einen Arbeitsplatz finden. Damit sich die Jobsuchenden in dieser Zeit finanziell über Wasser halten können, bietet sie in dieser Zeit zudem Möglichkeiten für Probearbeit oder Nebenbeschäftigung. Der Wechsel in Aufenthaltstitel zu Erwerbs- oder Bildungszwecken ist erlaubt. Auch die Voraussetzungen für einen Aufenthaltstitel zur Ausbildungsplatzsuche werden abgesenkt. (Tageskarte berichtete)


+++ Fragen und Antworten: DEHOGA-FAQ zur Arbeitskräfte-Einwanderung +++

Das Vorhaben stellt aus Sicht des DEHOGA einen wichtigen und überfälligen Schritt in die richtige Richtung dar. Der Verband hat dazu einen umfassenden Katalog mit Fragen und Antworten für Gastgeber veröffentlicht.

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Die «Chancenkarte» gibt qualifizierten Ausländern ein Jahr Zeit, um in Deutschland einen Arbeitsplatz zu finden. Damit sich die Jobsuchenden in dieser Zeit finanziell über Wasser halten können, bietet sie in 

Vor allem in die Tourismusbranche, die derzeit unter dem Mangel an Fachkräften leidet, hofft man so auf neues Personal. Allerdings bezweifeln Experten, dass die Umsetzung der neuen Reform problemlos über die Bühne geht. Der Grund: Die Visastellen und Ausländerbehörden arbeiten zu langsam.

„Ein ganz wesentlicher Knackpunkt ist die Visavergabe“, sagt Sandra Warden, Geschäftsführerin beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA), gegenüber Deutsche Welle. Sie nennt die Balkanländer als Beispiel, denn hier übersteige die Nachfrage nach Visa die Zahl der von den Auslandsvertretungen angebotenen Termine um das 150-fache. „Es gibt dort Zehntausende, vielleicht Hunderttausende Menschen, die bereits einen Arbeitgeber in Deutschland gefunden haben, der sie unter Vertrag nehmen möchte, die aber den entsprechenden Visumsantrag nicht stellen können“, so Warden.

Ein weiterer Vorwurf: In vielen Auslandsvertretungen wie etwa in China, Indien oder Südostasien sehe man sich nicht „als die Stellen, die für Willkommenskultur und eine bürokratiearme Visavergabe zuständig sind“, so die DEHOGA-Geschäftsführerin. Oft überwiege eine abwehrende Haltung.

Auch Muk Röhrl, Inhaber der Gaststätte Röhrl, bestätigt den Eindruck, dass die Mühlen der Bürokratie zu langsam mahlen. Der Gastronom hat drei junge Männer aus Kamerun eingestellt, um eine Ausbildung zum Koch zu absolvieren. Doch bis die Visa endlich da waren, sollen acht Monate vergangen sein. „Wenn es so läuft, kann man natürlich nicht planen“, sagt Röhrl gegenüber der Deutschen Welle. Das noch größere Problem sei für ihn allerdings die fehlende Transparenz. Es fehle an verlässlichen Aussagen zur voraussichtlichen Dauer des Visaverfahrens. „Es muss planbar sein. Wenn ich weiß, es dauert ein halbes Jahr, dann kann ich mich ja darauf einstellen.“ (mit dpa)


 

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