friends-Hotels-Chef Haakon Herbst zum DEHOGA-Zoff: „Rheinland-Pfalz ist speziell“

| Politik Politik

Die Diskussionen um die Streitigkeiten im DEHOGA Rheinland-Pfalz reißen nicht ab. Neben den Konfliktparteien an Rhein, Nahe und Mosel, ergreifen immer mehr prominente Hoteliers das Wort. Nach Romantik-Chef Thomas Edelkamp, meldete sich nun der Hotelier und Ex-HSMA-Boss Haakon Herbst und kündigt an, ein paar Lieferanten auszulisten, die DEHOGA-Partner sind. Verärgert zeigt sich Herbst über das Schweigen anderer Branchengrößen.

Hintergründe zu dem Streit im Verband gibt es hier.

Herbst ist Inhaber der friends-Hotelgruppe, die eines ihrer sechs Hotels in Bendorf in Rheinland-Pfalz betreibt. Darüber hinaus bewirtschaftet Herbst die Burg Sayn in dem Ort in der Nähe von Koblenz. Haakon Herbst war viele Jahre Präsident der Hospitality Sales and Marketing Association (HSMA) in Deutschland. Tageskarte hat Haakon Herbst interviewt.

Lieber Herr Herbst, auf Facebook haben Sie angekündigt, keine Lieferanten mehr in ihren Hotels nutzen zu wollen, die Partner des DEHOGA Rheinland-Pfalz sind. Warum dieser Schritt?

Haakon Herbst: Thomas Edelkamp hat in seinem epochalen Post indirekt darauf hingewiesen, dass der Weg über die Sponsoren der praktikabelste zu sein scheint. Da ich Thomas Edelkamp für einen sehr intelligenten Strategen halte (wir haben die HSMA ja fast ein Jahrzehnt lang zusammen wieder aufgebaut), habe ich den Gedanken weitergesponnen und wollte den skizzierten Weg beschreiten. Ich bin mir sicher, dass einigen der Sponsoren gar nicht klar ist, was sie indirekt oder direkt unterstützen!

Sie haben öffentlich aufgerufen, dass andere Gastgeber es Ihnen gleich tun sollen? Gibt es da schon Resonanz?

Haakon Herbst: In der Tat haben sich ein paar Kollegen bei mir gemeldet, die das Thema in den nächsten Wochen peuapeu angehen werden.

Als es vor zwei Jahren um den Wahlkampf um die Position des Präsidenten des DEHOGA Bundesverbandes ging, haben Sie Gereon Haumann noch unterstützt. Warum kam es zum Bruch?

Haakon Herbst: Kein Bruch! Ich halte Herrn Haumann für einen sehr erfolgreichen politischen Netzwerker und sein Talent in diesem kleinen Bundesland für verschwendet. Er ist es, der Ministern klar machen kann, was für unsere Branche gut ist und was nicht. Einen Mann wie ihn braucht man in Berlin! Adrenalin gepaart mit Beharrlichkeit – das ist es, was ich mir von einem obersten Lobbyisten wünsche. Was ich nicht gutheiße, ist die Art wie er hier vor Ort agiert hat und nun auch mit der aktuellen Situation umgeht.

Romantik-Chef Thomas Edelkamp bemängelte neulich, dass bislang kaum ein Verbandsvertreter aus der Deckung gekommen sei und sich zu den Geschehnissen in Rheinland-Pfalz äußere. Haben Sie eine Erklärung für das Schweigen der Offiziellen?

Haakon Herbst:  Da gibt es drei Erklärungsansätze. Erstens sind die DEHOGA-Landesverbände leider alle autark und keiner hat das formelle Recht, sich zu anderen Verbänden zu äußern. Das dürfte zwar niemanden von der Äußerung seiner persönlichen Meinung abhalten, aber leider sind ja die meisten Branchenvertreter eher mit dem klassischen „Gastgeber-Gen“, das nicht anecken möchte, ausgestattet.

Zweitens sind die Vertreter aus Rheinland-Pfalz wiederum alle offensichtlich der Meinung, dass hier alles richtig läuft... ein regionales Problem, das zu erläutern eines zweiten Interviews bedürfte...

Was mich aber drittens wirklich ärgert, ist das Schweigen der anderen Kooperationschefs und Branchengrößen. Einige haben Post´s bei mir privat kommentiert, andere trauen sich nicht aus der Deckung, weil sie Konsequenzen befürchten. Das ist das wahrhaftige Problem. Alle schauen zu, jeder hat eine Meinung, aber kaum jemand hat das Rückgrat, beziehungsweise die wirtschaftliche Freiheit, seine Meinung laut zu vertreten. Das ist leider ein gesellschaftliches Problem. Dennoch hoffe ich, dass Menschen wie Susanne Weiß von Ringhotels und Sabine Möller von den City Partner-Hotels, die ich beide seit über 20 Jahren als charakterfeste Branchenvertreter kenne, aber auch  Vertreter der Franchisenehmer, wie zum Beispiel Accor, die ja alle die Interessen ihrer Hoteliers vertreten sollten, sich bald zu Wort melden werden.

Sie sind ein Markenexperte in der Hotellerie. Die Diskussionen in Ihrem Bundesland dürften nicht gerade förderlich für das Image des politischen Branchenverbandes sein?

Haakon Herbst:  In Rheinland-Pfalz ist dieser Imageschaden überschaubar, man ist hier allerlei gewohnt. Ob Nürburgring, der Prozess läuft ja glaube ich immer noch, Flughafen Hahn, wo die Lufthansa-Klage gerade abgeschmettert wurde, oder die Politikergarde aus Rheinland-Pfalz, interessante Themen sind hier quasi an der Tagesordnung. Den Schaden für den DEHOGA in Deutschland erachte ich für viel schlimmer. Hier sollten seitens des Bundesverbandes Satzungsänderungen geschaffen werden, die schädliches Verhalten von Landesverbänden einschränken müssten.

In Ihren Posts gehen Sie nicht nur auf die Situation des dortigen DEHOGA ein, sondern kritisieren Ihr Bundesland und die vorherrschenden Sitten ungewöhnlich scharf. Was ist da los in Rheinland-Pfalz?

Haakon Herbst:  Ob Kohl, Scharping, Beck, Klöckner oder Nahles, die alle und noch einige andere mehr stammen aus Rheinland-Pfalz .... und eines haben hier alle gemeinsam. Den Machthunger! Diese Eigenschaft hat nun mal zwei Seiten – einerseits sind die Menschen fleißig, strebsam, innovativ und geben nie auf – andererseits lernt man hier schon in der Grundschule sein Netzwerk, seine Vereine, seine Getreuen zu pflegen, um zu überleben. Auf dem Schulhof oder im Verein – aber in jedem Fall in der Politik. Und wenn dieser Klüngel, gegen den Köln ein Kindergeburtstag ist, funktioniert, verliert man teilweise jedwedes Gefühl, jedwede Scham und jedwedes Unrechtsbewusstsein. Klingt hart – ist aber so!


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Bundesregierung hat einen Entwurf für ein Bundestariftreuegesetz verabschiedet. Demnach sollen öffentliche Aufträge des Bundes künftig nur noch an Unternehmen vergeben werden, die ihre Beschäftigten nach Tarif bezahlen. Dieser Beschluss könnte auch Bereiche des Gastgewerbes betreffen.

Das Bundeskabinett hat einen Gesetzentwurf Digitalisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung vorgelegt. Damit greift die Regierung eine langjährige Kritik des DEHOGA auf, der die oft belastenden und imageschädigenden Vor-Ort-Prüfungen durch bewaffnete Zollbeamte in Hotels und Restaurants bemängelt hatte.

Die Regierung plant Verbesserungen bei Rentenniveau und Mütterrente - und will diese eigentlich mit Steuergeld bezahlen. Doch auch auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber kommt eine Mehrbelastung zu.

Der Koordinator der Bundesregierung für Tourismus und maritime Wirtschaft, Christoph Ploß (CDU), hat einen Fünf-Punkte-Plan zur Entlastung und Stärkung der deutschen Tourismusbranche erarbeitet.

Das Bundeskabinett hat den Etatentwurf für den Bundeshaushalt 2026 und die Finanzplanung bis 2029 verabschiedet. Zahlreiche, wenn auch nicht alle im Koalitionsvertrag verabredeten Maßnahmen, wurden darin berücksichtigt. So auch die Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie.

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD heißt es, die Arbeitswelt sei im Wandel. Beschäftigte und Unternehmen wünschten sich mehr Flexibilität. Der Gewerkschaftsvorsitzende Michael Vassiliadis lehnt eine Reform des Arbeitszeitgesetzes jedoch ab und kündigt mögliche rechtliche Schritte an.

Finanzminister Lars Klingbeil hat klargestellt, dass der Bund keine finanziellen Spielräume sieht, um die Länder für mögliche Steuerausfälle im Zusammenhang mit der geplanten Erhöhung der Pendlerpauschale und der Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie zu entlasten. Gleichzeitig formulierte er eine klare Erwartung an die Gastronomiebranche.

Soll es eine Reform des Arbeitszeitgesetzes geben? Die Koalition hat das angekündigt. Die Gewerkschaften lehnen es ab, die Arbeitgeber pochen darauf.

Die Bundesregierung will die Schwarzarbeitsbekämpfung modernisieren und stärker digitalisieren. Der DEHOGA sieht zwar Chancen auf weniger belastende Prüfungen, warnt jedoch vor zusätzlicher Bürokratie und fordert Reformen bei Steuern und Sozialabgaben.

Das Bundesarbeits- und das Bundeswirtschaftsministerium haben einen gemeinsamen Referentenentwurf für ein Bundestariftreuegesetz (BTTG) vorgelegt. Der Entwurf soll bereits am 6. August 2025 im Bundeskabinett beraten werden. Der DEHOGA kritisiert den Entwurf als bürokratisch und überregulierend.