Gastgewerbe in Baden-Württemberg demonstriert für Öffnungsperspektiven

| Politik Politik

Auf die existenzbedrohliche Lage ihrer Branche haben Gastronomen und Hoteliers aus allen Teilen Baden-Württembergs bei einer Kundgebung des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA auf dem Stuttgarter Karlsplatz aufmerksam gemacht und Öffnungsperspektiven für ihre Betriebe gefordert. Mit eingedeckten, aber unbesetzten Restauranttischen verdeutlichten sie symbolisch die Notlage ihres Gewerbes im Corona-Lockdown.

An der Kundgebung nahmen die Vorsitzenden zahlreicher DEHOGA-Kreisstellen aus allen Teilen Baden-Württembergs stellvertretend für ihre Kolleginnen und Kollegen im Land teil – insgesamt rund 50 Personen. Um optimalen Infektionsschutz gewährleisten zu können, hatte der Verband bewusst auf eine Veranstaltung mit mehr Teilnehmenden verzichtet, „obwohl es an Zuspruch sicher nicht gemangelt hätte“, wie DEHOGA-Landesvorsitzender Fritz Engelhardt erklärte.

Anlass der Kundgebung waren die anstehenden Bund-LänderGespräche am 3. März. Der DEHOGA tritt dafür ein, dass Gastronomie und Hotellerie bei Öffnungskonzepten gegenüber anderen Wirtschaftszweigen nicht benachteiligt werden. „Wir waren die ersten, deren Betriebe geschlossen wurden – wir müssen endlich raus aus dem Dauer-Lockdown“, so DEHOGA-Landesvorsitzender Fritz Engelhardt. Der Teil-Lockdown im November sei nicht durch hohe Infektionszahlen in der Branche begründet gewesen, sondern eine politische Entscheidung – „ein Sonderopfer, das die Politik uns abverlangt hat“, so Engelhardt. Gastgewerbe, Tourismus und Kultur hätten schließen müssen, „damit andere Branchen und Bereiche offen bleiben können“. Dieses Sonderopfer dürfe kein Dauerzustand werden.

Hotellerie und Gastronomie hätten mit funktionierenden Hygienekonzepten im Sommer 2020 bewiesen, dass sie unter CoronaBedingungen verantwortungsvoll arbeiten können. „Wir waren und sind keine Pandemietreiber, deshalb wäre es inakzeptabel, wenn unsere Branche gegenüber anderen Branchen bei Öffnungskonzepten nachrangig behandelt wird“, betonte der Verbandsvorsitzende. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) stufe die Ansteckungsgefahr in Gastronomie und Hotellerie als moderat bzw. niedrig ein.

Engelhardt begrüßte den Vorstoß der baden-württembergischen Landesregierung zum Einsatz von Schnelltests, um Öffnungsmöglichkeiten auch im Gastgewerbe zu schaffen. Zwar seien noch viele Fragen ungeklärt, z.B. zur ausreichenden Verfügbarkeit der Tests, zur praktischen Umsetzung und zu den Kosten. Aber, so Engelhardt: „Wir können uns gut vorstellen, dass Schnelltests in einigen Bereichen unserer Branche – zum Beispiel bei Veranstaltungen – verantwortungsvolle Lockerungen schneller ermöglichen können.“ Es sei gut, dass die Landesregierung eine Diskussion in Gang bringe, die wegführe von der starren Fixierung auf Inzidenzzahlen.

Von den Bund-Länder-Beratungen am 3. März erwarte das Gastgewerbe konkrete Öffnungsperspektiven für alle gastgewerblichen Betriebsarten – auch für die seit März 2020 durchgehend geschlossenen Clubs und Diskotheken. Dabei bekenne man sich zur Verantwortung für die Gesundheit von Gästen und Beschäftigten. „Niemand im DEHOGA fordert von der Politik, dass sie die Entwicklung der Infektionszahlen vorhersagen kann, und niemand von uns will unvorsichtige Maßnahmen, die einen dritten Lockdown zur Folge haben“, erklärte Engelhardt. Wenn aber Öffnungsperspektiven für andere, vergleichbare Branchen, zum Beispiel für den Einzelhandel, in Aussicht gestellt würden, müsse das auch für das Gastgewerbe gelten.

Das Hotel- und Gaststättengewerbe gehört mit über 30.000 Betrieben und mehr als 250.000 Erwerbstätigen zu den großen mittelständischen Branchen im Land. Gastronomie und Hotellerie sind Hauptleistungsträger der Tourismuswirtschaft, die landesweit fast 400.000 Vollzeit-Arbeitsplätze sichert. 


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Beschäftigten der Deutschen Bahn zum nächsten Streik aufgerufen. Dieser werde im Personenverkehr am frühen Mittwochmorgen um 2.00 Uhr beginnen und bis Montag kommender Woche, 18.00 Uhr andauern, teilte die Gewerkschaft in der Nacht zu Montag mit.

Gegen lebhafte Debatten im Bundestag hat niemand etwas einzuwenden - gegen ungebührliches Verhalten schon. Dann setzt es vom Präsidium einen Ordnungsruf. Das geschieht derzeit ziemlich oft. Mehr als die Hälfte aller Ordnungsrufe entfiel im vergangenen Jahr auf nur eine Partei.

Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen sich für den Erhalt des von der Schließung bedrohten Musikclubs Molotow im Hamburger Stadtteil St. Pauli einsetzen. Hintergrund ist die Kündigung des Mietvertrags, weil an der Stelle in St. Pauli ein Hotel entstehen soll.

Weniger Zucker, Fett und Salz beim Essen vor allem für Kinder, mehr Bio und Regionales beim Mittagstisch in der Kantine: Das Bundeskabinett beschloss dazu jetzt eine Strategie​​​​​​​ mit Zielen und Maßnahmen. Eine wichtige Rolle sollen Kantinen und Mensen in Unternehmen und anderen Einrichtungen spielen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will den Kampf gegen den Arbeitskräftemangel in Deutschland intensivieren. Dazu gehört auch, dass die Bundesregierung die Möglichkeit eines Rechtsanspruchs auf flexibles Arbeiten für Beschäftigte prüfen solle, wie aus dem Entwurf des neuen Jahreswirtschaftsberichts hervorgeht.

Die Arbeitgeber in Deutschland lehnen einen Rechtsanspruch auf Homeoffice ab. In der Regel werde diese Frage im guten Einvernehmen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geregelt. Ein Gesetz brauche es nicht, so Steffen Kampeter.

Bekommen Kinder ihr Mittagessen in Kita oder Schule künftig vom Staat bezahlt? Ein Bürgerrat fordert genau das. Rot-Grün in Niedersachsen findet den Vorschlag gut, bremst aber trotzdem die Erwartungen.

Sterneköche und Frankreichs Gastgewerbe mobilisieren gegen das neue Migrationsgesetz, das, anders als zunächst geplant, die Integration von Beschäftigten ohne Aufenthaltstitel kaum erleichtert. Jetzt protestieren Sterneköche, die die Integration von Küchenpersonal ohne Papiere fordern und appellieren: Wir brauchen Migranten.

Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind für ein kostenloses Mittagessen in Schulen und Kitas. Hintergrund der Umfrage war die Empfehlung eines Bürgerrats des Bundestags zur Ernährung.

Das Ifo-Institut plädiert für die Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Die Niederlande, Schweden und Finnland hätten das bereits beschlossen. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen bleibe damit stabil, so die Wirtschaftsforscher.