Große Mehrheit der Bundesbürger hält Gastro-Steuersenkung für richtig

| Politik Politik

Die künftige schwarz-rote Koalition will die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie ab dem 1. Januar 2026 auf sieben Prozent senken. Laut einer Umfrage erwartet jeder Zweite Bundesbürger deshalb niedrigere Preise. 81 Prozent befürworten die Steuersenkung.

Damit, dass Gerichte in den Speisekarten durch die Steuersenkung günstiger werden, rechnen 50 Prozent, wie die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab. Voll und ganz stimmten dem 19 Prozent zu, eher zustimmend äußerten sich 31 Prozent. Tendenziell nicht mit günstigeren Gerichten rechnen dagegen 44 Prozent.

Was kommt auf den Speisekarten an?

Union und SPD haben die Senkung für ihre neue Bundesregierung verabredet, und die Gastro-Branche begrüßte sie schon als wichtiges und mutmachendes Signal. Konkret soll die Mehrwertsteuer auf Speisen dauerhaft von 19 auf 7 Prozent herunter - und zwar zum 1. Januar 2026. Während der Corona-Krise mit Beschränkungen und Schließungen galt der ermäßigte Steuersatz als Hilfe für die Betriebe schon einmal. Die Sonderregelung lief aber Ende 2023 wieder aus.

Generell halten 81 Prozent die Steuersenkung der Umfrage zufolge für richtig. Falsch finden sie zehn Prozent. Für die Gäste in Restaurants und Cafés stellt sich aber noch die Frage, wie viel davon bei ihnen ankommt. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) machte schon klar, dass es keinen einfachen Automatismus gibt. «Wie die Wirte auf die Mehrwertsteuersenkung reagieren und ob und in welchem Umfang sie ihre Preise anpassen können, wird maßgeblich von der Kostenentwicklung abhängig sein», sagte Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Ausgleich für andere Kosten

Dass Restaurants die Senkung dafür nutzen könnten, um andere Mehrkosten auszugleichen, glauben denn auch mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Befragten. Und Ausgaben von Gastronomen etwa für Personal, Lebensmittel oder Getränke sind zuletzt teils massiv gestiegen, wie Hartges deutlich machte. Neue Spielräume durch die niedrigere Steuer würden auch genutzt, um in attraktive Angebote, die Qualität und die Mitarbeiter zu investieren. Dabei sei klar: Die Betriebe wollten alles dafür tun, um Gäste zurückzugewinnen.

Die Preise in den Speisekarten sind dafür allerdings ein wichtiger Faktor. Wenn Gerichte günstiger werden, würden 74 Prozent nach eigenen Angaben öfter in Restaurants essen gehen, wie die Umfrage ergab. Und der Aussage «Mir ist es generell zu teuer, in Restaurants essen zu gehen» stimmten mehr als zwei Drittel zu - voll und ganz 26 Prozent, eher zustimmend äußerten sich weitere 42 Prozent. Befragt wurden vom 11. bis 14. April 2.069 Menschen ab 18 Jahren. 

Lieber Steuersenkung im Supermarkt

Ganz unumstritten ist auch die Stoßrichtung der geplanten Entlastung nicht. Mehr als drei Viertel der Befragten fänden es besser, wenn es eine Mehrwertsteuersenkung bei Lebensmitteln im Supermarkt gäbe und nicht in der Gastronomie - voll und ganz stimmten dem 44 Prozent zu, 34 Prozent äußerten sich eher zustimmend. Ablehnend äußerten sich 13 Prozent.

Die SPD hatte sich im Wahlkampf eigentlich dafür eingesetzt, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Lebensmittel des täglichen Bedarfs von sieben Prozent auf fünf Prozent zu senken. Das schaffte es aber nicht in den Koalitionsvertrag. Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert anstelle von «Geschenken» für die Gastronomie eine Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse. Davon profitierten nicht nur die, die sich Essengehen überhaupt leisten können. (mit dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Weniger Werbung für Ungesundes: Vor allem Kinder sollen dadurch geschützt werden. Die britische Regierung erhofft sich langfristig Milliardeneinsparungen im Gesundheitssektor.

Am 2. Oktober beginnt vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg in Mannheim eine entscheidende Verhandlungsreihe. Gegenstand sind Berufungen der landeseigenen L-Bank gegen Urteile, die zuvor Rückforderungsbescheide der Corona-Soforthilfe als unrechtmäßig eingestuft hatten.

Gastwirte sollen 2026 entlastet werden, die Umsatzsteuer auf Speisen sinkt. Doch ob es auch zu Preissenkungen in Restaurants kommt, ist fraglich. Die DGB-Vorsitzende hätte da einen anderen Vorschlag. Bayerns Tourismusministerin widerspricht.

Die geplante Ausweitung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes auf Restaurants, Imbisse und Co. stößt auf heftigen Widerstand. Branchenvertreter sehen darin eine neue, unnötige Bürokratie und befürchten Wettbewerbsnachteile, ohne dass es einen echten Mehrwert für die Gäste gibt.

Die europäische Kommission hat von den Tech-Unternehmen Apple, Google, Microsoft und Booking.com Auskünfte darüber verlangt, wie sie sich auf ihren Plattformen gegen Betrugsmaschen zur Wehr setzen. Grundlage dafür ist das Gesetz über digitale Dienste.

Beim „Burger Dialog“ von McDonald's trafen Vertreter der Gen Z auf Abgeordnete der Regierungskoalition. Im Zentrum des Austauschs standen die Sorgen junger Menschen, die zunehmend daran zweifeln, dass Leistung allein noch den gesellschaftlichen Aufstieg sichert.

In vielen Ballungsräumen gehen etliche reguläre Wohnungen ausschließlich an Feriengäste. Lindert es die Wohnungsnot, wenn man die kurzfristige Vermietung eindämmt?

Die Bundesregierung richtet ihre Tourismuspolitik neu aus. Eine neue Nationale Tourismusstrategie (NTS) soll künftig die „Wettbewerbsfähigkeit der Tourismuswirtschaft“ in den Mittelpunkt stellen.

Die Europäische Kommission hat einen Verhaltenskodex für Online-Bewertungen​​​​​​​ im Tourismussektor veröffentlicht. Zahlreiche Forderungen der Hotellerie wurden in die Leitlinien aufgenommen, dennoch sieht die Österreichische Hotelvereinigung weiteren Handlungsbedarf, insbesondere was die rechtliche Verbindlichkeit betrifft.

Die Bundesregierung hat bei einer Kabinettssitzung die Senkung der Gastro-Mehrwertsteuer auf den Weg gebracht. Die Ministerinnen und Minister beschlossen einen Gesetzentwurf von Finanzminister Lars Klingbeil. Damit soll die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie dauerhaft von derzeit 19 auf 7 Prozent reduziert werden.