„Keine Schuld an Wohnungsnot“: Airbnb erstmals mit Zahlen für Deutschland

| Politik Politik

Airbnb wehrt sich gegen den Vorwurf, dass Homesharing die Wohnungsnot in den Großstädten verstärkt. Wie das Unternehmen mitteilte, hätten Kurzzeitvermietungen keinen negativen Einfluss auf den Wohnungsmarkt. Bei den meisten Kurzzeitvermietungen auf Airbnb handele es sich um Homesharing, also die gelegentliche Vermietung von dauerhaft selbst bewohnten Unterkünften. Sie hätten keinen negativen Einfluss auf den Wohnungsmarkt, sondern einen entlastenden Effekt. 

Im Saldo gleichen sie ersten Schätzungen zufolge mögliche Auswirkungen durch eine dauerhafte Kurzzeitvermietung aus. Regulierende Eingriffe sollten daher in angemessener Relation zur tatsächlichen Problemlage stehen. Vorhandene Ressourcen sollten vielmehr dort eingesetzt werden, wo die größten entlastenden Wirkungen auf dem Wohnungsmarkt zu erwarten sind. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Studie von empirica.

Starker Zuzug und zu wenig Neubauten

Die von empirica, im Auftrag von Airbnb, erstellte Studie hat die Faktoren für steigende Mieten in deutschen Großstädten untersucht. Neben dem starken Zuzug in Ballungsgebiete sind demnach die wichtigsten Faktoren für die Verknappung von Wohnraum zu wenig Neubau vor allem infolge eines Mangels an ausgewiesenem Wohnbauland und hohe preistreibende Anforderungen für den Bau neuer Wohnungen. Als Grundlage für die Untersuchung stellte Airbnb Datensätze zur Verfügung. Dadurch seien genauere Ergebnisse möglich als in Studien, die sich auf Daten von Drittanbietern beziehen, welche keine Primärdaten verwenden, und dadurch gerade bei der Anzahl der tatsächlich vermieteten Tage bzw. Nächte fehlerhaft seien.

Die Kurzzeitvermietung auf Airbnb hat laut der Studie keine signifikante negative Wirkung auf die Wohnungsmärkte in den vier betrachteten Städten Berlin, Hamburg, München und Dortmund. Ein Grund dafür ist, dass der Großteil der auf Airbnb angebotenen Unterkünfte in diesen Städten nur gelegentlich und nicht dauerhaft als Ferienwohnung vermietet wird: 2018 wurden deutlich mehr als die Hälfte aller angebotenen gesamten Unterkünfte weniger als 30 Tage vermietet.  Lediglich 11 % der gesamten Unterkünfte auf Airbnb in Berlin und 6 % in Hamburg und München werden über die Hälfte des Jahres vermietet. Bei diesen Zahlen dürfte es sich um Obergrenzen handeln, da sie auch Anbieter des traditionellen Gastgewerbes wie Boutique-Hotels oder Serviced Apartments, die ganzjährig Unterkünfte auf Airbnb anbieten, umfassen.

„Homesharing schadet dem Wohnungsmarkt nicht, sondern steigert die Effizienz der Wohnraumnutzung. Aber auch die möglichen negativen Wirkungen von überwiegenden Kurzzeitvermietungen auf Online-Plattformen sollten nicht überschätzt werden. Ein spürbarer Zusammenhang zwischen Mietpreissteigerungen und der Entwicklung angebotener Unterkünfte auf Airbnb in den Städten ist insgesamt nicht erkennbar. Die Bemühungen der öffentlichen Hand sollten sich auf die Problemlösungen – vor allem den Neubau – konzentrieren. Regulierende Eingriffe sollten daher stets in einer angemessenen Relation zur tatsächlichen Problemlage und den erforderlichen Ressourcen stehen“, so Annamaria Deiters-Schwedt von empirica.

Nachfrage größer als das Angebot

Laut empirica liegt der wesentliche Grund für den Anstieg von Mieten in Großstädten darin, dass die Nachfrage stärker gestiegen ist als das Angebot. Möchte man die zusätzliche Nachfrage bedienen, fehlt es am Neubau. Setzt man die auf Airbnb angebotenen gesamten Unterkünfte, die über 180 Tage im Jahr vermietet werden und damit möglicherweise verknappend auf den Wohnungsmarkt wirken, ins Verhältnis, machen sie einen sehr geringen Anteil am erforderlichen Wohnungsneubau bis zum Jahr 2030 aus: 0,7 % in München und 1,5 % in Berlin. Im Vergleich zum gesamten Wohnungsbestand in den Städten bewegen sich die Größenordnungen im niedrigen Promillebereich. Auch hier handelt es sich um einen Maximalwert, da Serviced Apartments und Unterkünfte in Gewerbeeinheiten in den Zahlen enthalten sind.

Kurzzeitvermietung, vor allem das Homesharing, also das gelegentliche Vermieten des Zuhauses an Reisende, hat laut empirica darüber hinaus indirekt eine entlastende Wirkung auf den Wohnungsmarkt. Es werden dadurch weniger Flächen für die ausschließliche Beherbergung von Touristen, zum Beispiel in Hotels, benötigt. Würden diese eingesparten Flächen für den Wohnungsbau verwendet, könnten dort ersten Schätzungen zufolge etwa so viele Wohnungen gebaut werden, wie durch die dauerhafte Kurzzeitvermietung möglicherweise belegt sind.  

„Wohnraumschutz ist auch für Airbnb ein wichtiges Thema, weshalb wir mit den Städten an fairen Regeln für Homesharing arbeiten wollen, um dem Entzug von Wohnraum durch weniger verantwortungsvolle Akteure vorzubeugen. Wie die vorliegende empirica Studie belegt, hat das  gelegentliche Vermieten des Zuhauses keine belastende Wirkung auf den Wohnungsmarkt. Unsere Zusammenarbeit mit der Freien und Hansestadt Hamburg beim Registrierungssystem zeigt, wie eine Stadt von Homesharing profitiert und wie gleichzeitig effektiver Wohnraumschutz möglich ist. Ein unbürokratisches und digitales System verringert den Aufwand für alle Beteiligten und schont vor allem die Ressourcen der Verwaltung“, erklärte Tim Klaws, Head of Public Policy Airbnb DACH.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Im Land Bremen soll es auf Einweggeschirr eine Steuer geben. Aber die geplante Einführung zum 1. Januar muss verschoben werden - zunächst sollen die Träger öffentlicher Belange gehört werden.

Die Gewerkschaft NGG hat ihre Empfehlungen für die Tarifverhandlungen 2026 veröffentlicht und fordert Entgeltsteigerungen von 4 bis 6 Prozent sowie konkrete Verbesserungen für Auszubildende.

Wie der AfD begegnen? Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen. Das sorgt für scharfe Diskussionen in Politik und Wirtschaft. Caroline von Kretschmann, Inhaberin des Luxushotels Europäischer Hof in Heidelberg, die im Präsidium der Familienunternehmer sitzt, bezieht deutlich Stellung – auch klar abweichend von der Verbandslinie.

Der Stadtrat von Kaiserslautern hat mehrheitlich die geplante Einführung einer Übernachtungssteuer abgelehnt. Die Steuer sollte ursprünglich ab dem 1. Januar 2026 auf Gästeübernachtungen erhoben werden.

Schleswig-Holsteins Gastronomie kämpft laut dem FDP-Fraktionschef mit steigenden Kosten. Er hofft auf Entlastungen durch weniger Bürokratie und niedrigere Mehrwertsteuer und fordert ein klares Signal.

Der Hotelverband Deutschland und der Handelsverband Deutschland warnen vor den Folgen einer geplanten EU-Regulierung, die das bedingungslose Rückerstattungsrecht auf händler-initiierte Kartenzahlungen ausweiten könnte.

Der Landtag von Baden-Württemberg hat die Neufassung des Landesgaststättengesetzes beschlossen. Die Reform tritt am 1. Januar 2026 in Kraft und führt zu grundlegenden Vereinfachungen für Gastgewerbebetriebe in Baden-Württemberg.

Das Verbot der Bettensteuer in Bayern bleibt bestehen. Das hat der Verfassungsgerichtshof entschieden. Die Staatsregierung freut sich - aber der Streit könnte bald an anderer Stelle weitergehen.

Weniger als jede zweite in Deutschland verkaufte Weinflasche stammt aus heimischer Produktion. Wie kann hiesiger Wein mehr ins Rampenlicht gerückt werden? Ein Treffen im Kloster Eberbach soll helfen.

Die Dorfkneipen in Brandenburg sollten nach Ansicht von Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) angesichts existenzieller Probleme unterstützt werden - doch wann ist offen. Die CDU-Opposition dringt hingegen auf schnelle Hilfe.