Kostenlose Corona-Tests für alle Auslandsurlauber

| Politik Politik

Alle Auslandsurlauber können sich künftig nach der Rückkehr in Deutschland kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Das soll an Flughäfen und Seehäfen geschehen, aber auch in ihren Heimatorten. Einen entsprechenden Beschluss fassten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Freitag bei einer Schaltkonferenz.

An Flug- und Seehäfen werden demnach Teststellen eingerichtet. Menschen, die aus Staaten mit hohem Infektionsrisiko nach Deutschland zurückkommen, sogenannten Risikogebieten, sollen sich dort testen lassen. Wer keinen negativen Test hat, muss wie bisher für zwei Wochen in häusliche Quarantäne.

Auch Reisende aus Nicht-Risikoländern, darunter nahezu die gesamte EU, können sich innerhalb von 72 Stunden testen lassen. «Allerdings nicht in den Flughäfen», erläuterte die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Berlins Ressortchefin Dilek Kalayci (SPD). In Frage kommen dafür etwa Arztpraxen oder Kliniken.

«Die aktuellen Infektionszahlen zeigen einmal mehr: Wir sind noch mitten drin in der Corona-Pandemie», erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). «Und der zunehmende Reiseverkehr erhöht das Risiko, dass wieder mehr Infektionen nach Deutschland hineingetragen werden.» Daher werde die nationale Testtrategie ergänzt. «Klar ist aber auch: Ein Test ist kein Freifahrschein, sondern immer nur eine Momentaufnahme. Vernünftiges Verhalten und Wachsamkeit bleiben unverzichtbar.»

Wichtig für alle Reisenden: Die Tests sollen für sie kostenlos sein, auch wenn es vorher keine Anhaltspunkte auf eine Corona-Infektion gab. Die Kosten übernehmen Bund, Länder und Krankenkassen. Bei den Tests an Flughäfen wird indes überlegt, zumindest Kosten für die Infrastruktur vor Ort «perspektivisch» über die Flughafengebühren auf die Ticketpreise umzulegen. Hierfür prüfe der Bund die Schaffung einer Rechtsgrundlage, hieß es im Beschlusspapier der Minister, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Eine rechtliche Verpflichtung für einen Corona-Test nach Rückkehr wurde zunächst nicht beschlossen. Das werde geprüft, erklärten die Gesundheitsminister. Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder sowie in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» auch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) forderten das am Freitag zumindest für Reisende aus Risikoländern. Faktisch ist dieser Personenkreis zum Test verpflichtet, will er eine Quarantäne vermeiden.

Das gilt auch für Rückkehrer, die mit Auto, Bus oder Bahn aus Risikoländern einreisen. Im grenznahen Bereich soll es nach dem Willen der Minister «verstärkt stichprobenhafte Kontrollen mit der Möglichkeit der Erhebung von Personendaten» geben. Das Bundesinnenministerium werde gebeten, hierbei mit der Bundespolizei zu unterstützen.

Weltweit sind auf Basis der wissenschaftlichen Expertise des Robert Koch-Instituts (RKI) derzeit rund 130 Staaten als Corona-Risikogebiet eingestuft. Das betrifft etwa die Türkei, Israel oder die USA. Nahezu die komplette EU und einige andere europäische Staaten wie die Schweiz fallen nicht darunter.

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) sieht bei den geplanten Corona-Tests für Reisende aus Risikogebieten noch einige Fragezeichen. Eine Ausweitung der Tests erfordere eine ausreichende Infrastruktur, erklärte BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow. Die neue Teststrategie müsse die Besonderheit des Luftverkehrs mit Drehkreuzen und Zubringerflughäfen in der Fläche berücksichtigen. «Damit die Passagiere nicht aufgrund der Tests ihre Anschlussflüge verpassen, und auch im Hinblick auf die begrenzte Platzkapazität an den beiden Drehkreuzflughäfen, sollten die Tests nicht beim Umsteigen, sondern am Zielflughafen gemacht werden.»

Für den Flug-, Schiffs-, Bus- und Bahnverkehr aus Risikogebieten werden dem Ministerbeschluss zufolge Aussteigekarten wieder eingeführt. Auf diese Weise soll es möglich sein, Reisende zu erfassen. «Perspektivisch soll die Übermittlung von Passagierdaten digital erfolgen», hieß es weiter.

Um den Menschen neue Regeln und Testmöglichkeiten näherzubringen, regen die Minister Informationskampagnen etwa an Flughäfen, Bahnhöfen, Busbahnhöfen oder Grenzübergängen an. Zugleich appellierten sie an die Eigenverantwortung aller Reisenden, sich testen zu lassen und Hygieneregeln zu beachten. Man beobachte den Partytourismus mit Sorge.

Momentan sind viele Deutsche etwa in Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland im Urlaub. Diese Länder sind keine Risikogebiete, wenngleich auch dort eine Ansteckungsgefahr mit Sars-CoV-2 besteht. Zuletzt sorgten etwa ungezügelte Partys ohne Maske und Abstand auf Mallorca für Aufsehen.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Verbesserter Datenaustausch und digitale Prüfungen sollen den Kampf gegen illegale Beschäftigung effektiver machen. In der letzten Woche hat der Bundestag das Gesetz zur Modernisierung und Digitalisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung verabschiedet. Der DEHOGA begrüßt die angestrebte Bürokratieentlastung, mahnt aber Ursachenbekämpfung an.

Das Europäische Parlament hat den Weg für eine deutliche Entbürokratisierung im Bereich Lieferketten, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Taxonomie freigemacht. Der DEHOGA begrüßt die damit verbundene Chance auf durchgreifende Vereinfachungen und einen mittelstandsfreundlicheren Ansatz.

Die Koalition plant die Senkung der Luftverkehrsteuer. Das Vorhaben polarisiert: Während die Reisewirtschaft eine Trendwende und Entlastung sieht, hagelt es Kritik von Umwelt- und Klimaschützern.

Nach 36 Jahren beim DEHOGA Bundesverband und fast 20 Jahren als Hauptgeschäftsführerin ist Ingrid Hartges heute in Berlin offiziell verabschiedet worden. Die feierliche Veranstaltung fand im JW Marriott Hotel Berlin statt und vereinte führende Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien der Branche und ihrer Partner.

Das bestehende Minijob-System steht im Zentrum einer politischen Debatte. Eine Gruppe von Unions-Bundestagsabgeordneten sehen in der geringfügigen Beschäftigung einen „Systemfehler“, der reguläre Arbeit verdrängt und unsozial sei. Der DEHOGA Bundesverband hingegen warnt eindringlich vor den Konsequenzen einer Abschaffung.

Studierende in Niedersachsen sollen bald wieder ein warmes Mittagessen für 2,50 Euro bekommen. SPD und Grüne im Landtag wollen das sogenannte «Niedersachsen-Menü» an allen Hochschulen im Land neu auflegen. Fünf Millionen Euro sind dafür eingeplant.

Darf die EU Kriterien für die Festsetzung von angemessenen Mindestlöhnen vorgeben? Das höchste europäische Gericht sagt in einem neuen Urteil Nein. Auf die Höhe des Mindestlohns in Deutschland hat die Entscheidung keine direkte Auswirkung.

Macht ein EU-Urteil Änderungen am deutschen Mindestlohn-System notwendig? Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie die Politik blicken an diesem Dienstag gespannt nach Luxemburg.

Vertreter von Bundesregierung, Bundesländern, Wirtschaft und Gewerkschaften haben für die duale Berufsausbildung in Deutschland geworben und auf akute Probleme auf dem Ausbildungsmarkt hingewiesen. Die Lage sei mehr als herausfordernd, sagte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche.

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) fordert eine rasche und dauerhafte steuerliche Entlastung für das Gastgewerbe. Der Verband sieht darin einen entscheidenden Faktor für die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Innenstädte.