Mehrheit befürchtet Gastronomiesterben bei Rückkehr zu 19 % Mehrwertsteuer

| Politik Politik

Fast drei Viertel der Menschen in Deutschland befürchtet ein weiteres Gastronomiesterben bei einer Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants, Gaststätten und Cafés. Zugleich betonen rund 90 Prozent die große Bedeutung der Gastronomie für attraktive Innenstädte und eine lebendige Gesellschaft. Entsprechend befürwortet die große Mehrheit der Deutschen mit über 80 Prozent eine Beibehaltung des verringerten Mehrwertsteuersatzes von 7 Prozent auf Speisen in der Gastronomie.

Sollte die Mehrwertsteuer dennoch auf 19 Prozent angehoben werden, wäre mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) nicht bereit oder in der Lage, für das Essengehen mehr Geld zu bezahlen. Damit gerieten die Umsätze bzw. Margen der Gastronomie weiter unter Druck. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Metro AG hervor, die im August 2023 rund 10.000 Bundesbürger zur aktuellen Situation der Gastronomie befragt hat.

"Die Studie zeigt: Die Deutschen wertschätzen die Gastronomie und haben zugleich große Sorgen, dass immer mehr Betriebe aufgrund des wirtschaftlichen Drucks schließen müssen. Die Branche hat aufgrund der massiven Inflation von Lebensmitteln, Energiepreisen und Löhnen die Belastungsgrenze erreicht - und auch viele Bürger können oder wollen sich weitere Preisanstiege beim Essen gehen nicht mehr leisten. Eine Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer wäre nicht nur ein Stoß ins Herz der Gastronomie mit fast 2 Mio. Beschäftigten in Deutschland, die die Politik während der Pandemie gerade noch gerettet hat. Es wäre auch ein Stoß ins Herz unserer Innenstädte und ländlichen Regionen, denn mit der Gastronomie verschwinden auch wertvolle Orte des Austauschs und der Begegnung", so Dr. Steffen Greubel, CEO der Metro AG.

"Zugleich würde dadurch die steuerliche Ungleichbehandlung von Lebensmitteln zementiert - denn Lieferservices und Take-away werden weiterhin nur mit 7 Prozent besteuert, und in fast allen europäischen Nachbarländern sind Lebensmittel steuerlich gleichgestellt. Dieser deutsche Sonderweg ist nicht nachvollziehbar und schafft klare Fehlanreize. Deshalb treten wir dafür ein, den reduzierten Mehrwertsteuersatz für die Speisegastronomie dauerhaft beizubehalten."

Die Ergebnisse im Detail:

Fast Dreiviertel (74 %) und damit die große Mehrheit der Bevölkerung sorgt sich darum, dass es aufgrund des wirtschaftlichen Drucks künftig weniger Gastronomiebetriebe geben wird als heute; 18,9 % sorgen sich nicht darum und 7,1 % sind unentschieden. Sachsen (82,1 %), Thüringen (81,8 %), Sachsen-Anhalt (77,4 %) und Baden-Württemberg (76,7 %) sind die Bundesländer mit den höchsten Zustimmungswerten. Die größten Sorgen machen sich dabei die Altersgruppen der 50-60-Jährigen (76,2 %) sowie der 30-39-Jährigen (74,9 %); Kaufkraft spielt hierbei keine Rolle.

Die absolute Mehrheit (91,9 %) der Deutschen findet, dass die Gastronomie eine sehr wichtige oder wichtige Rolle für attraktive Innenstädte und Regionen spielt, nur 4,2 % finden das nicht und 3,9 % der Befragten sind unentschieden. Die Zustimmungswerte in den 16 Bundesländern sind hierbei einheitlich hoch, angeführt von Bayern (93,9 %).Auch sind sichalle Altersgruppen darüber einig. Zudem sind die Zustimmungswerte unabhängig vom Familienstand (Single, Verheiratet oder Geschieden) und von der beruflichen Stellung und Kaufkraft.

Ebenfalls finden 89,3 % der Menschen, dass die Gastronomie eine sehr wichtige oder wichtige Rolle für eine lebendige Gesellschaft einnimmt; 5,4 % finden, dass die Gastronomie dazu eher nicht beiträgt und 5,3 % haben keine klare Position. Ostdeutschland, Bayern und Baden-Württemberg sind Vorreiter bei den Befürwortern mit rund 90 % Zustimmungsraten; bei den Altersgruppen kommt die stärkste Zustimmung von der Altersgruppe 55 Plus.

Eine deutliche Mehrheit (81,8 %) der Befragten ist der Meinung, dass der verringerte Mehrwertsteuersatz von 7 % auf Speisen in der Gastronomie beibehalten werden soll, 11,4 % sind dagegen und 6,8 % unentschieden. Die höchsten Zustimmungswerte kommen aus Thüringen und Sachsen-Anhalt mit knapp 90 %; Verheiratete und Geschiedene stimmen eher zu als Singles.

Zugleich wäre mehr als die Hälfte der Befragten (59,3 %) nicht oder eher nicht bereit, mehr fürs Essen gehen zu bezahlen, sollte die Mehrwertsteuer wieder erhöht werden; 27,4 % würden auf jeden Fall oder eher mehr bezahlen, 13,3 % sind bei der Frage unentschieden. Deutschlandweit sind dabei die Befragten in Sachsen am wenigsten bereit (72,2 %), mehr Geld auszugeben, und vor allem die 18-29-Jährigen scheuen eine Preiserhöhung (64,9 %).Auch sind Frauen (62,9 %) weniger zu Preisaufschlägen bereit als Männer.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die im Europäischen Parlament angestoßenen Pläne für ein Bezeichnungsverbot von Fleisch-Namen für pflanzliche Ersatzprodukte stoßen im Bundestag auf breite Ablehnung. Quer durch fast alle Fraktionen äußerten Abgeordnete Kritik an einem möglichen Verbot von Begriffen wie „Tofu-Wurst“ oder „Veggie-Burger“.

Die wiederholte Blockade in Washington hat für das US-Hotelgewerbe bereits zu massiven Verlusten geführt. Über 30 Branchenverbände richten einen verzweifelten Appell an die politischen Entscheidungsträger.

Der Mindestlohn steigt wie geplant zum 1. Januar auf 13,90 Euro pro Stunde und ein Jahr später um weitere 70 Cent auf 14,60 pro Stunde. Das Bundeskabinett beschloss in Berlin eine entsprechende Verordnung.

Bundesagrarminister Alois Rainer spricht sich gegen ein Verbot von Bezeichnungen wie «Veggie-Schnitzel» oder «Tofu-Wurst» für pflanzliche Lebensmittel aus. Es würde «unglaublich hohe Kosten für die Wirtschaft» sowie Bürokratie verursachen, sagte der CSU-Politiker vor einem Treffen mit einem EU-Amtskollegen in Luxemburg.

Zwei Drittel der abhängig Beschäftigten in Deutschland sprechen sich für eine Lockerung der täglichen Arbeitszeitbegrenzung und die Einführung einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit aus. Dies ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Die Debatte um geplante Steuerentlastungen für die Gastronomie und Pendler spitzt sich zu. Nach der ablehnenden Haltung von Bundesfinanzminister Klingbeil hinsichtlich einer Kompensation für die Länder, kam scharfe Kritik von Ministerpräsidenten der CDU. Gleichzeitig warnt der DEHOGA vor den Folgen einer Verzögerung der Entscheidungen.

Der Streit zwischen Bund und Ländern über die Finanzierung des geplanten Entlastungspakets spitzt sich zu. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hat die Länder scharf vor einem Scheitern der geplanten Mehrwertsteuersenkung für Speisen in der Gastronomie gewarnt. Jetzt äußerten sich weitere Politiker und Verbände.

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hat angesichts des anhaltenden Streits über die Verteilung der Steuerausfälle mit einem Scheitern der geplanten Entlastungen für die Gastronomie und Pendler gedroht. Die Länder fordern eine Kompensation der zu erwartenden Mindereinnahmen durch den Bund.

Entlastung für eine krisengeschüttelte Branche: In einer öffentlichen Anhörung im Bundestag bekräftigen Wirtschaftsvertreter und Fachexperten die Notwendigkeit der geplanten Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen von 19 auf sieben Prozent. Kritiker stellten die fiskalischen Kosten und die soziale Treffsicherheit der Maßnahme infrage.

Österreichs Tourismuswirtschaft erhält neue Rahmenbedingungen im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Die Bundesregierung beschließt nicht nur eine Erhöhung der Saisonkontingente, sondern auch die Einrichtung eines Beschäftigtenfonds.