Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern hat die Vorwürfe der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zur geplanten Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie zurückgewiesen. Landesgeschäftsführer Thomas Geppert sprach in diesem Zusammenhang von „Nestbeschmutzung“ und forderte stattdessen Unterstützung in den Gesprächen über steuerliche Entlastungen.
Die NGG in Bayern hatte zuvor kommuzniziert, dass sie nicht damit rechne, dass die geplante Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen von 19 auf 7 Prozent ab Januar 2026 an ihre Gäste weitergeben werde. Stattdessen würden die Entlastungen genutzt, um gestiegene Energie- und Personalkosten auszugleichen. NGG-Geschäftsführer Ibo Ocak forderte, die Mittel in Tariflöhne zu investieren, und ruft Gäste auf, Preise genau zu beobachten und Wirte auf die Steuerentlastung anzusprechen.
„Von einem Tarifpartner erwarten wir Unterstützung bei unserem Kampf für mehr Netto vom Brutto statt ständiger Nestbeschmutzung. Im europäischen Vergleich haben wir in Deutschland mit die höchsten Bruttolöhne bei gleichzeitig den niedrigsten Nettolöhnen. Seit 2022 sind Arbeitskosten um 34 Prozent, Energiekosten um 27 Prozent und Lebensmittelpreise um 26 Prozent gestiegen. Die 7 Prozent sind kein Geschenk – sie sind für viele Betriebe der letzte Rettungsring“, sagte Geppert.
Reaktion auf Vorwurf der NGG
Die NGG hatte kritisiert, dass Gastronomen Steuervorteile nicht an ihre Gäste weitergäben. Geppert widersprach dieser Darstellung mit Hinweis auf die Preisentwicklung Anfang 2024. Nach der Anhebung des Mehrwertsteuersatzes von 7 auf 19 Prozent seien die Preise in der Gastronomie lediglich um 6,6 Prozent gestiegen. „Viele Wirte haben die Mehrbelastung aus eigener Tasche bezahlt – trotz Kostenlawine“, erklärte er.
Gleichzeitig verwies der Verband auf die Lohnentwicklung: In der laufenden Tarifrunde steigen die Gehälter in drei Schritten um fast 15 Prozent. „In einer Branche, in der Personalkosten oft über 40 Prozent des Umsatzes liegen, ist das ein Kraftakt – und zeigt, dass wir investieren, wenn es Spielraum gibt“, so Geppert.
Umfrage: Investitionen und Arbeitsplatzsicherung im Fokus
Eine Umfrage des DEHOGA Bayern verdeutlicht laut Verband, wie Betriebe die Entlastungen nutzen wollen:
73 Prozent planen Investitionen,
71,5 Prozent wollen die Bezahlung der Mitarbeiter verbessern,
über 50 Prozent möchten neue Arbeitsplätze schaffen.
„Wir wollen Gäste zurückgewinnen, Arbeitsplätze sichern und das Wirtshaussterben stoppen“, betonte Geppert.
Belastung für kleine Betriebe besonders hoch
Besorgt äußerte sich Geppert über die Lage kleinerer Unternehmen. 80 Prozent der bayerischen Gastronomiebetriebe beschäftigen weniger als zehn Mitarbeiter. „Das sind Familienunternehmen. Wer sie schwächt, gefährdet regionale Arbeitsplätze und unsere Wirtshauskultur“, warnte Geppert. „Nur wenn die Betriebe überleben, gibt es auch in Zukunft faire Löhne, Vielfalt und Gastfreundschaft in Bayern.“











