Tim Mälzer: Hilfspaket positives Signal / Kerstin Rapp-Schwan fordert bei „Lanz“ Perspektiven

| Politik Politik

TV-Koch Tim Mälzer hat das angekündigte Hilfspaket im Zuge der Corona-Maßnahmen begrüßt. «Es wurden uns finanzielle Kompensationen in Aussicht gestellt, die uns zumindest die nächsten vier Wochen überleben lassen», sagte Mälzer am Donnerstag.

Das Signal halte er für relativ intelligent, um weiter die Unterstützung aus der Bürgerschaft zu erhalten. Sein Eindruck sei, dass dieses Mal die Last auf mehrere Schultern verteilt werde und nicht ausschließlich auf den Schultern von Unternehmern, denen wieder «ein künstliches Berufsverbot» auferlegt werde. «Deshalb werte ich das Ganze derzeit trotz des negativen Signals eines Lockdowns als positiv.»

Er betonte, dass er grundsätzlich ein solches Handeln als absolut nachvollziehbar empfinde. Auch wir Gastronomen wollen unseren Teil dazu beitragen, die Pandemie in den Griff zu bekommen.

In Hamburg betreibt Mälzer unter anderem das Restaurant «Bullerei» im Schanzenviertel. Es war monatelang geschlossen und erst Anfang Oktober nach einem Umbau wieder geöffnet worden.

Kerstin Rapp-Schwan forderte im ZDF Perspektiven für die Zeit nach dem Lockdown. (Sendung Markus Lanz ab Minute 41:15) Zwar können man „ein Stück weit routinierter mit einem Lockdown umgehen“, doch müsse die Politik, so wichtig kurzfristige Hilfen auch seien, der Gastronomie vor allem eine Zukunft bieten.

„Wir wollen wissen, wann wir wieder auf eigenen Beinen stehen dürfen“, sagt Rapp-Schwan und verlangt eine Antwort auf die Frage, was im Dezember oder Januar passiere. Die nun eingerichteten Entschädigungen seien zwar wichtig, doch habe sie kein Interesse an einer Abhängigkeit von staatlichen Zuwendungen. Sie wolle agieren und nicht reagieren, sagt Rapp-Schwan: „Deshalb bin ich einmal Unternehmerin geworden.“

Rapp-Schwan führt fünf Lokale in Düsseldorf und Neuss, die zuletzt zwischen 50 und 70 Prozent weniger Gäste empfangen haben. Die 90 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Vor der Pandemie Beschäftigte die Unternehmerin 140 Mitarbeiter.

Bei der Frage nach ihren Gefühlen sagt Rapp-Schwan, dass sie wenig Zeit habe, sich damit auseinanderzusetzen. Stattdessen habe sie ihre Lokale vom TÜV zertifizieren lassen, Personal geschult, Trennwände und Dummys ausprobiert und müsse nun trotzdem wieder schließen.
 

TV und Zwei-Sterne-Koch Alexander Herrmann hält den Lockdown für eine „doppelte Dummheit“. In einem Podcast des Deutschlandsfunk Kultur sagte Herrmann: Den Lockdown vom Frühjahr hätte er noch nachvollziehen können. Schließlich habe man erst lernen müssen, mit der Pandemie umzugehen. Doch jetzt Restaurants und Bars zu schließen, empfindet er als „machtberauscht“.

Bei Angela Merkel, die im kommenden Herbst wahrscheinlich nicht mehr als Kanzlerin zur Verfügung stehe, fragt sich Herrmann gar: „Interessiert es sie noch?“

Die Gastronomie sei laut Robert Koch-Institut kein Infektionstreiber, argumentiert Herrmann. Zudem habe man mittlerweile gelernt, mit der Situation umzugehen: Diesen „Angriff auf die Gastronomie“ halte er daher „für eine flächendeckende, doppelte Dummheit“. (Mit Material der dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine Umfrage beleuchtet die Herausforderungen der DSGVO-Umsetzung in der deutschen Wirtschaft. Unternehmen fordern mehrheitlich eine umfassende Reform der europäischen Datenschutzregeln, um die Digitalisierung und die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz nicht weiter zu behindern.

Bundesernährungsminister Alois Rainer hat die geplante Novellierung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes verschoben. Die Ausweitung der Kennzeichnung auf weitere Tierarten und die Einbeziehung der Gastronomie sind weiterhin strittige Punkte, während die Bezahlbarkeit von Lebensmitteln für den Minister im Vordergrund steht.

Der Deutsche Bundestag hat den Haushalt 2026 verabschiedet. Das zentrale Element aus Sicht des Gastgewerbes ist die Verankerung der auf sieben Prozent gesenkten Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. Der DEHOGA zeigte sich zuversichtlich, dass nun auch die Mehrheit der Bundesländer im Bundesrat den Weg für das Branchenanliegen freimachen wird.

Die neue Budgetverteilung im Bundeshaushalt 2026 stößt beim Deutschen Tourismusverband auf gemischte Reaktionen. Während der Etat für Kunst und Kultur bejubelt wird, sorgt eine weitere Kürzung der zentralen Tourismusförderung für Unmut.

Die Arbeits- und Sozialministerkonferenz fordert, Werkverträge bei Essenslieferdiensten zu verbieten. Auch die Gewerkschaft NGG unterstützt den Plan. Ähnliches gibt es schon in anderen Branchen.

Europa-Park-Gründer Roland Mack hat im Umgang mit der AfD für einen offenen Austausch geworben. Dass man mit Menschen spreche, die immerhin einen hohen Anteil an Wählerstimmen ausmachten, halte er für notwendig und richtig, so der 76-Jährige in einem Gespräch mit dem «Südkurier».

Im Land Bremen soll es auf Einweggeschirr eine Steuer geben. Aber die geplante Einführung zum 1. Januar muss verschoben werden - zunächst sollen die Träger öffentlicher Belange gehört werden.

Die Gewerkschaft NGG hat ihre Empfehlungen für die Tarifverhandlungen 2026 veröffentlicht und fordert Entgeltsteigerungen von 4 bis 6 Prozent sowie konkrete Verbesserungen für Auszubildende.

Wie der AfD begegnen? Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen. Das sorgt für scharfe Diskussionen in Politik und Wirtschaft. Caroline von Kretschmann, Inhaberin des Luxushotels Europäischer Hof in Heidelberg, die im Präsidium der Familienunternehmer sitzt, bezieht deutlich Stellung – auch klar abweichend von der Verbandslinie.

Der Stadtrat von Kaiserslautern hat mehrheitlich die geplante Einführung einer Übernachtungssteuer abgelehnt. Die Steuer sollte ursprünglich ab dem 1. Januar 2026 auf Gästeübernachtungen erhoben werden.