Tweet von AfD-Mann: Touristiker kritisieren Vorsitzenden des Ausschusses für Tourismus scharf

| Politik Politik

Ein Zusammenschluss von 27 Branchenverbänden hat einen Tweet des Vorsitzenden des Ausschusses für Tourismus im Bundestag, Sebastian Münzenmaier, in dem ein kausaler Zusammenhang zwischen Deutschland im Lockdown und den Fragen der internationalen Migration konstruiert wird, scharf verurteilt.

Das Aktionsbündnis Tourismusvielfalt (ATV), ein Zusammenschluss aus zahlreichen Verbänden der Tourismusbranche, kritisiert einhellig und mit aller Vehemenz die jüngste Meinungsäußerung des AfD-Politikers und Vorsitzenden des Tourismusausschusses, Sebastian Münzenmaier auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Münzenmaier habe in seinem Tweet unter der Überschrift „Deutsche bleiben zu Hause, Migranten kommen mit dem Charterflieger“ eine direkte Verknüpfung zwischen Urlaubsreisen und Fragen der Migration konstruiert.

Das Aktionsbündnis weist diesen konstruierten kausalen Zusammenhang zwischen Deutschland im Lockdown und den Fragen der internationalen Migration entschieden zurück.

„Tourismus ist und bleibt eine weltoffene Branche, die auch von der kulturellen Vielfalt lebt – sowohl bei den Beschäftigten aus aller Welt als auch in allen Zielen rund um den Erdball: Hashtags wie #MultiKulti-Wahn sind für uns grundsätzlich nicht akzeptabel und vor allem nicht im Zusammenhang mit Tourismus“, sagt Jochen Szech, Präsident des Bundesverbandes Allianz selbständiger Reiseunternehmen (asr).

Die Touristik werde sich nicht instrumentalisieren lassen, um als Vehikel für die Polemik der AfD zu dienen. Bei den Verbänden des Aktionsbündnisses herrscht zudem Unverständnis darüber, dass Münzenmaier als Vorsitzender des Ausschusses für Tourismus des Bundestags in der schwersten wirtschaftlichen Krise der Touristik nach wie vor konkrete Lösungsvorschläge für die großen Herausforderungen der Branche schuldig bleibt. Stattdessen beschränke er sich darauf, die Touristik als Vehikel für den Transport seiner kruden Thesen einspannen zu wollen, was nicht hinnehmbar sei.

Aus Sicht des Aktionsbündnisses werfe die jüngste Äußerung Münzenmaiers, der seit 2018 den Ausschuss für Tourismus des Deutschen Bundestages leitet, zudem die Frage auf, ob er in dieser Position noch haltbar sei.

„Die Abgeordneten im Ausschuss für Tourismus müssen sich nun die Frage stellen, welches Signal der Deutsche Bundestag in die Welt sendet, wenn ihr Vorsitzender Tourismusfragen mit menschenverachtenden Migrationspositionen verknüpft“, regt Szech eine Ausweitung der Debatte an.

Das Aktionsbündnis Tourismusvielfalt wünsche sich auch aus dem Ausschuss für Tourismus mindestens eine klare Verurteilung dieses vom asr-Präsidenten als wörtlich „unsäglich“ bezeichneten Tweets.

Dem Aktionsbündnis Tourismusvielfalt gehören aktuell folgende Verbände an:asr Allianz selbständiger Reiseunternehmen Bundesverband e.V.

  • Bund der Selbständigen Deutschland e.V.
  • BundesForum Kinder- und Jugendreisen e.V.
  • Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland e.V.
  • Bundesverband der Deutschen Incoming Unternehmen e.V.
  • Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer e.V. (bdo)
  • Bundesverband führender Schulfahrtenveranstalter e.V.
  • Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e.V.
  • Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik e.V.
  • Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V.
  • Deutscher Fachverband High School e.V.
  • Deutscher Ferienhausverband e.V.
  • European Ropes Course Association (ERCA) e.V.
  • FDSV Fachverband Deutscher Sprachschulen und Sprachreise-Veranstalter e.V.
  • forum anders reisen e.V.
  • HSMA Deutschland e.V.
  • BAG der KiEZe in Deutschland e.V.
  • LAKIJU Landesverband für Kinder- und Jugendreisen Berlin Brandenburg e.V.
  • RTGV e.V. Reiseleiter und Tourguide Verband e.V.
  • Reisenetz - Deutscher Fachverband für Jugendreisen
  • RST Verband der Russischen Tourismusindustrie in Deutschland e.V.
  • Verband Deutscher FerienhausAgenturen e.V.
  • Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen e.V
  • Verband Deutscher Schullandheime
  • Verband Internet Reisevertrieb e.V.
  • VPR Internationaler Verband der Paketer e.V.
  • VSRD e.V.

 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Beschäftigten der Deutschen Bahn zum nächsten Streik aufgerufen. Dieser werde im Personenverkehr am frühen Mittwochmorgen um 2.00 Uhr beginnen und bis Montag kommender Woche, 18.00 Uhr andauern, teilte die Gewerkschaft in der Nacht zu Montag mit.

Gegen lebhafte Debatten im Bundestag hat niemand etwas einzuwenden - gegen ungebührliches Verhalten schon. Dann setzt es vom Präsidium einen Ordnungsruf. Das geschieht derzeit ziemlich oft. Mehr als die Hälfte aller Ordnungsrufe entfiel im vergangenen Jahr auf nur eine Partei.

Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen sich für den Erhalt des von der Schließung bedrohten Musikclubs Molotow im Hamburger Stadtteil St. Pauli einsetzen. Hintergrund ist die Kündigung des Mietvertrags, weil an der Stelle in St. Pauli ein Hotel entstehen soll.

Weniger Zucker, Fett und Salz beim Essen vor allem für Kinder, mehr Bio und Regionales beim Mittagstisch in der Kantine: Das Bundeskabinett beschloss dazu jetzt eine Strategie​​​​​​​ mit Zielen und Maßnahmen. Eine wichtige Rolle sollen Kantinen und Mensen in Unternehmen und anderen Einrichtungen spielen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will den Kampf gegen den Arbeitskräftemangel in Deutschland intensivieren. Dazu gehört auch, dass die Bundesregierung die Möglichkeit eines Rechtsanspruchs auf flexibles Arbeiten für Beschäftigte prüfen solle, wie aus dem Entwurf des neuen Jahreswirtschaftsberichts hervorgeht.

Die Arbeitgeber in Deutschland lehnen einen Rechtsanspruch auf Homeoffice ab. In der Regel werde diese Frage im guten Einvernehmen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geregelt. Ein Gesetz brauche es nicht, so Steffen Kampeter.

Bekommen Kinder ihr Mittagessen in Kita oder Schule künftig vom Staat bezahlt? Ein Bürgerrat fordert genau das. Rot-Grün in Niedersachsen findet den Vorschlag gut, bremst aber trotzdem die Erwartungen.

Sterneköche und Frankreichs Gastgewerbe mobilisieren gegen das neue Migrationsgesetz, das, anders als zunächst geplant, die Integration von Beschäftigten ohne Aufenthaltstitel kaum erleichtert. Jetzt protestieren Sterneköche, die die Integration von Küchenpersonal ohne Papiere fordern und appellieren: Wir brauchen Migranten.

Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind für ein kostenloses Mittagessen in Schulen und Kitas. Hintergrund der Umfrage war die Empfehlung eines Bürgerrats des Bundestags zur Ernährung.

Das Ifo-Institut plädiert für die Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Die Niederlande, Schweden und Finnland hätten das bereits beschlossen. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen bleibe damit stabil, so die Wirtschaftsforscher.