Veggie-Wurst und Soja-Schnitzel - Bundestag gegen EU-Pläne 

| Politik Politik

Die im Europäischen Parlament angestoßenen Pläne für ein Bezeichnungsverbot von Fleisch-Namen für pflanzliche Ersatzprodukte stoßen im Bundestag auf breite Ablehnung. Quer durch fast alle Fraktionen äußerten Abgeordnete Kritik an einem möglichen Verbot von Begriffen wie „Tofu-Wurst“ oder „Veggie-Burger“.

Kritik an möglichen Bezeichnungsverboten

Die Debatte im Bundestag basierte auf einem Antrag der Grünen-Fraktion mit dem Titel „Frei benennen, klar erkennen – Bezeichnungsverbote für Fleischalternativen verhindern“. Ziel des Antrags ist es, dass sich die Bundesregierung in den anstehenden Trilog-Verhandlungen auf EU-Ebene gegen die Umsetzung des Verbots einsetzt.

Die Europaparlamentarier hatten ihren Vorstoß zuvor mit der Gefahr begründet, dass Verbraucher Fleisch und Fleischalternativen verwechseln könnten.

Verbraucherschutz vs. Innovation

Die Grünen-Abgeordnete Zoe Mayer bezeichnete die Debatte als „absurd“. Sie betonte, dass Bezeichnungsverbote nicht den Verbraucherschutz gewährleisteten, sondern stattdessen „einer ganzen Wirtschaftsbranche Steine in den Weg gelegt und Innovationen gebremst“ würden.

Caroline Bosbach von der CDU verwies auf die Mündigkeit der Bürger. Begriffe zu verbieten suggeriere, „dass der Bürger eben nicht souverän ist“. Die Christdemokratin erklärte: „Wenn jemand zu einer Veggie-Wurst greift, dann tut er das selten aus Versehen.“

Für die SPD-Fraktion argumentierte Svenja Stadler, dass Verbraucher die Unterscheidung treffen könnten, was auch Studien belegen würden. Begriffe wie „Burger“ oder „Wurst“ seien „ein bisschen eine Navigationshilfe im Alltag“ und keine Täuschung.

Christin Willnat von Die Linke sah in der Diskussion um ein Bezeichnungsverbot einen Ausdruck von „Kulturkampf“ und einer „falschen Prioritätensetzung“.

Minister Alois Rainer (CSU) gegen das Verbot

Die Kritik im Bundestag findet Rückhalt in der Bundesregierung. Die Abgeordneten der Grünen, SPD und CDU verwiesen auf die Position von Bundesernährungsminister Alois Rainer (CSU), der sich bereits öffentlich gegen das Vorhaben des Europäischen Parlaments ausgesprochen hatte.

Rainer hatte die vorgeschlagene Regelung unter anderem wegen der „unglaublich hohen Kosten für Wirtschaft“ kritisiert. Mayer forderte den Minister auf, auf europäischer Ebene zu handeln: „Es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben. Sie müssen sich wirklich bei der EU dafür einsetzen, dass dieser Wahnsinn gestoppt wird.“

Lediglich AfD zeigt Sympathie

Einzig die Fraktion der AfD zeigte sich offen für den Vorschlag des EU-Parlaments. Stephan Protschka argumentierte, es ginge nicht um „Zensur“, sondern um „Transparenz“ und den Schutz der „Sprache der Bürger“. Er bezeichnete Begriffe wie „Wurst“ und „Schnitzel“ als „kulturelle Güter, geprägt über Generationen durch handwerkliches Können, Rezepturen und Erfahrung. Diese Begriffe sind ein Stück Heimat.“

Weiteres Vorgehen

Bis auf die AfD sprachen sich alle Fraktionen gegen ein Verbot von Bezeichnungen wie „Tofu-Wurst“ oder „Soja-Schnitzel“ aus. Der Antrag der Grünen-Fraktion wurde im Anschluss an die Debatte zur weiteren Beratung an die Ausschüsse überwiesen. Das entsprechende Vorhaben des Europäischen Parlaments wird nur dann umgesetzt, wenn auch die EU-Mitgliedstaaten zustimmen.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Bundesagrarminister Alois Rainer spricht sich gegen ein Verbot von Bezeichnungen wie «Veggie-Schnitzel» oder «Tofu-Wurst» für pflanzliche Lebensmittel aus. Es würde «unglaublich hohe Kosten für die Wirtschaft» sowie Bürokratie verursachen, sagte der CSU-Politiker vor einem Treffen mit einem EU-Amtskollegen in Luxemburg.

Zwei Drittel der abhängig Beschäftigten in Deutschland sprechen sich für eine Lockerung der täglichen Arbeitszeitbegrenzung und die Einführung einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit aus. Dies ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Die Debatte um geplante Steuerentlastungen für die Gastronomie und Pendler spitzt sich zu. Nach der ablehnenden Haltung von Bundesfinanzminister Klingbeil hinsichtlich einer Kompensation für die Länder, kam scharfe Kritik von Ministerpräsidenten der CDU. Gleichzeitig warnt der DEHOGA vor den Folgen einer Verzögerung der Entscheidungen.

Der Streit zwischen Bund und Ländern über die Finanzierung des geplanten Entlastungspakets spitzt sich zu. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hat die Länder scharf vor einem Scheitern der geplanten Mehrwertsteuersenkung für Speisen in der Gastronomie gewarnt. Jetzt äußerten sich weitere Politiker und Verbände.

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hat angesichts des anhaltenden Streits über die Verteilung der Steuerausfälle mit einem Scheitern der geplanten Entlastungen für die Gastronomie und Pendler gedroht. Die Länder fordern eine Kompensation der zu erwartenden Mindereinnahmen durch den Bund.

Entlastung für eine krisengeschüttelte Branche: In einer öffentlichen Anhörung im Bundestag bekräftigen Wirtschaftsvertreter und Fachexperten die Notwendigkeit der geplanten Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen von 19 auf sieben Prozent. Kritiker stellten die fiskalischen Kosten und die soziale Treffsicherheit der Maßnahme infrage.

Österreichs Tourismuswirtschaft erhält neue Rahmenbedingungen im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Die Bundesregierung beschließt nicht nur eine Erhöhung der Saisonkontingente, sondern auch die Einrichtung eines Beschäftigtenfonds.

Der Chef darf ab dem ersten Krankheitstag ein ärztliches Attest verlangen. Diese Regel zu ändern, könnte Ärzte entlasten. Die Gesundheitsministerin zeigt sich überraschend offen für die Idee.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mobilisiert am 23. Oktober Essenskuriere und Support-Mitarbeiter. Hintergrund sind die Pläne des Essenslieferdienstes zur bundesweiten Auslagerung von etwa 2.000 Arbeitsplätzen.

Die Arbeitsgemeinschaft Mittelstand, ein Zusammenschluss von zehn Wirtschaftsverbänden, legte nun ihren zweiten Mittelstandsmonitor vor und zieht erneut eine ernüchternde Bilanz der politischen Rahmenbedingungen.