Vier Gäste pro Tisch: Schweiz öffnet Gastronomie ab dem 11. Mai

| Politik Politik

Der Schweizer Bundesrat lockert überraschend die Corona-Beschränkungen. Gastronomiebetriebe dürfen ab 11. Mai unter strengen Hygieneauflagen und mit Abstandsregeln wieder Gäste bewirten. Der Branchenverband fordert ein Konjunkturpaket.

Damit geht der großflächige Stillstand von Kultur und Wirtschaft in der Schweiz schneller zu Ende als geplant. Schon ab 11. Mai sollen nicht nur Läden, Märkte und obligatorische Schulen, sondern auch Museen, Bibliotheken und Restaurants wieder öffnen. Das kündigte die Regierung am Mittwoch an. Bislang hatte sie für die Öffnung von Restaurants und Museen Anfang Juni ins Auge gefasst.
Möglich sei das, weil die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus rückläufig seien. Die Maßnahmen hätten Wirkung gezeigt. In Restaurants sollen dann aber zunächst nur maximal vier Personen an einem Tisch sitzen und zwischen Gästegruppen soll zwei Meter Abstand bestehen. Größere Festivals soll es im Sommer nicht geben. Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen werden voraussichtlich nicht vor September wieder erlaubt.

Unter Einhaltung der Hygiene- und Distanzregeln sei es nun möglich, eine erste Lockerung vorzusehen. «Etwas rascher als angekündigt», sagte Bundesrat Alain Berset. Demnach können die Restaurants schrittweise ab 11. Mai wieder öffnen. «Uns ist klar, dass 20'000 Betriebe in der Schweiz mit existenziellen Problemen kämpfen», so der Innen- und Gesundheitsminister weiter.
Nun muss die Gastronomie-Branche ein Schutzkonzept präsentieren. Der Bund hat ihr dazu Vorgaben gemacht. Für die erste Lockerung gibt die Regierung bestimmte Auflagen vor. So wird die Zulassungszahl auf vier Personen pro Tisch beschränkt. Bei Familien dürfen es mehr sein. Zwischen den Tischen müssen zwei Meter Abstand bestehen und die Personen müssen sitzen bleiben, so Berset.

Eine Unterteilung der verschiedenen Restaurationsformen sieht der Bundesrat für die Lockerungsmassnahmen nicht vor. «Wir haben darüber diskutiert, ob wir eine Grenze zwischen Bar, Pub und Restaurant ziehen, aber da werden wir mit 20'000 Betrieben Abgrenzungsdiskussionen haben, und es wird schwer umsetzbar sein», so Berset.

Der Bundesrat hat am Mittwoch weiter entschieden, Großveranstaltungen mit über 1000 Personen bis Ende August zu verbieten. «Wir haben das auf Ende August beschränkt, um uns auch mit den Nachbarstaaten abzustimmen», so Berset. Das solle eine gewisse Planungssicherheit geben. Am 27. Mai will er entscheiden, was mit Veranstaltungen mit unter 1000 Personen passieren soll.

Der Verband GastroSuisse freut sich: „Das sind gute Nachrichten; die Branche hat eine Perspektive bekommen“, stellt GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer fest. Die Wiedereröffnung lasse den limitierten Betrieb in Lokalen mit Sitzplätzen zu, wobei in einer ersten Phase maximal vier Personen pro Tisch erlaubt seien; Ausnahmen gelten für Familien. Zu den weiteren Auflagen gehören Maßnahmen nach behördlichen Vorgaben zum Schutz von Mitarbeitenden und Gästen, basierend auf den Hygiene- und Distanzregeln. Die Konkretisierung des entsprechenden Branchen-Schutzkonzeptes werde nun nach Maßgabe des Bundes mit Hochdruck weiter vorangetrieben.

„Die Branche wird nach den schnellen und sinnvollen Sofortmaßnahmen auch mittel- und langfristige Unterstützungsmaßnahmen benötigen“, so Casimir Platzer. „Wir werden uns für ein Konjunkturprogramm stark machen.“ (Mit Material der dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die US-Regierung erwägt Sanktionen gegen Vertreterinnen und Vertreter der Europäischen Union sowie einzelner Mitgliedstaaten, die für die Umsetzung des Digital Services Act (DSA) zuständig sind. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mehrere mit den internen Beratungen vertraute Personen.

Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat sich die sich er Geschäftsführer der Benessere-Hotels aus Felsberg in einem offenen Brief an den hessischen Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori gewandt. Selbst nicht von Rückforderungen, sieht Günther Klasen die Existenz vieler kleiner Betriebe bedroht. Die Rückforderungen seien für viele der letzte Stoß in den Abgrund.

Baden-Württemberg hat eine neue Regelung eingeführt, die ausländischen Auszubildenden, nach erfolgreichem Abschluss ihrer Lehre, den unmittelbaren Übergang in eine Vollzeitbeschäftigung erleichtert. Damit reagiert die Landesregierung auf Kritik aus der Gastronomie- und Hotelleriebranche, insbesondere vom DEHOGA.

In der schwarz-roten Koalition knirscht es vor dem angekündigten «Herbst der Reformen». Laut Bundeskanzler Friedrich Merz müsse sich die Bundesregierung sehr viel stärker auf wirtschafts- und sozialpolitische Themen konzentrieren.

Mehrere Brauereien in Sachsen und Thüringen wurden in den vergangenen Wochen bestreikt. Nach der Einigung im Tarifstreit kann das Bier wieder in vollen Strömen fließen.

Kein Bier nach 22.00 Uhr? Das Verkaufsverbot im Münchner Uni-Viertel ist erstmal gestoppt – aber nur auf Bewährung. Bürgermeister Krause richtet eine eindeutige Warnung an die Feiernden.

Der DEHOGA Bayern hat Vorwürfe der Gewerkschaft NGG zur geplanten Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie zurückgewiesen. Landesgeschäftsführer Geppert sprach in diesem Zusammenhang von „Nestbeschmutzung“ und forderte stattdessen Unterstützung in den Gesprächen über steuerliche Entlastungen.

Die für das kommende Jahr geplante Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent für Speisen in der Gastronomie begrüßt der DEHOGA Bundesverband als wichtigen politischen Schritt. Die Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges betont, dass es bei vielen gastronomischen Betrieben derzeit um die schiere Existenzsicherung gehe.

In einigen Dörfern haben Gaststätten schwer zu kämpfen. Es fehlt an Personal und die Betriebe leiden unter gestiegenen Kosten. Die CDU in Brandenburg fordert für die Kneipen eine finanzielle Förderung.

Bei einem Treffen auf Schlossgut Groß Schwansee hat Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, gemeinsam mit dem Präsidium des DEHOGA Mecklenburg-Vorpommern, die Bedeutung der reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie betont. Beide Seiten sprachen sich für eine zügige gesetzliche Umsetzung aus.