Banges Warten auf Brüssel - Wie es mit Condor weitergehen kann

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Bei Condor richten sich im Moment viele bange Blicke in Richtung Brüssel. Die Europäische Kommission prüft immer noch, ob die Bundesrepublik Deutschland und das Land Hessen dem klammen Ferienflieger tatsächlich einen Überbrückungskredit von 380 Millionen Euro gewähren dürfen. Das Geld soll der deutschen Airline-Tochter des untergegangenen britischen Reisekonzerns Thomas Cook die Investorensuche und damit eine möglichst eigenständige Zukunft ermöglichen. Kommt der Kredit nicht, stünde Condor vor einem Berg von Problemen.

Die bislang profitable Airline mit knapp 60 Flugzeugen und 4900 Beschäftigten will in einem sogenannten Schutzschirmverfahren den Winter überleben und wird dabei von dem erfahrenen Experten Lucas Flöther als Sachverwalter begleitet. Die Condor-Führung um den früheren Lufthanseaten Ralf Teckentrup hat sich längst auf die Suche nach Investoren begeben. Bis spätestens Ende März muss Insidern zufolge eine Lösung stehen. Bei Null müssten die Gespräche aber nicht beginnen, hat der Condor-Chef bereits erläutert. Schließlich hatte Thomas Cook seine Airlines bereits im Februar zum Verkauf gestellt, letztlich aber keinen zufriedenstellenden Preis erzielen können. «Wir hatten in der Zeit schon intensive Kontakte», versichert Teckentrup.

Unter anderem mit der Lufthansa, die sich nun aber bedeckt hält. Schon aus kartellrechtlichen Gründen scheint es unwahrscheinlich, dass der Kranich seine einstige Ferienflugtochter wieder komplett zurück ins Nest holen darf. Ihre Offerte für die Condor hat die Hansa jedenfalls offiziell nie zurückgezogen.

Schon bei der Pleite von Air Berlin hatte es die Europäische Kommission nicht zugelassen, dass der deutsche Marktführer die Flotte der bis dahin zweitgrößten deutschen Airline vollständig übernimmt. Damals hatte sich Europas größter Luftverkehrskonzern mit gut der Hälfte der Maschinen zufriedengeben müssen. Viele weitere Jets landeten bei Easyjet und über den Umweg Lauda bei der irischen Ryanair. Eine Zerschlagung der Condor etwa in Lang- und Kurzstrecke ist im Schutzschirmverfahren nicht ausgeschlossen, aber sicherlich nicht das erste Ziel von Management und Sachwalter.

Die nach der Thomas-Cook-Pleite verbliebenen deutschen Reiseveranstalter halten wenig bis gar nichts von einer weiteren Lufthansa-dominierten Fluggesellschaft neben dem Billigflieger Eurowings, der bislang in scharfer Konkurrenz zu Condor seine Verbindungen angeboten hat. In dieser Wettbewerbslogik haben Veranstalter wie die DER Touristik, Schauinsland, Alltours und die FTI-Gruppe einen Minderheitseinstieg bei einer neuen Condor zumindest nicht ausgeschlossen. Für den anstehenden Winter und den kommenden Sommer hätten die Partner bereits zahlreiche Plätze gebucht, berichtet der Condor-Vertrieb.

Häufig als Condor-Interessent genannt wird der US-Finanzinvestor Indigo, der weltweit Anteile an vier Billigfliegern einschließlich der ungarischen Wizz hält. Als Großkunde kann Indigo neue Flugzeuge sehr günstig kaufen oder mieten und genießt zudem wegen seiner Finanzkraft hohes Vertrauen bei den Banken. Das ist für die Condor wichtig, weil sie eine vergleichsweise alte Flotte betreibt und zudem Leasingverträge der verblichenen Mutter Thomas Cook übernehmen muss.

Wie vor zwei Jahren bei Air Berlin könnten auch im Rennen um Condor kleinere heimische Investoren an den Start gehen. So hat sich der Nürnberger Luftfahrtunternehmer Hans Rudolf Wöhrl bereits ins Spiel gebracht, der einst die Fluglinien dba und LTU an Air Berlin verkauft hatte. Der Berliner Logistikkonzern Zeitfracht mit seiner Tochter WDL Aviation, der Air Berlins Frachtplatzvermittler Leisure Cargo und später die frühere Air-Berlin-Tochter LG Walter übernommen hat, wollte sich zu möglichen Gesprächen mit Condor nicht äußern.

Der weltgrößte Reisekonzern Tui hofft indes, dass das Überangebot an Flügen im Zuge der Thomas-Cook-Pleite schrumpft. «Es muss irgendwann eine Marktbereinigung stattfinden. Nach dem Ausscheiden von Air Berlin ist das nicht passiert», sagt Tui-Chef Fritz Joussen. An einer Übernahme haben die Hannoveraner kein Interesse angemeldet, gleichzeitig aber intern ein neues Langstreckenangebot der eigenen Airline Tuifly ins Spiel gebracht. Die Überlegungen haben nach Informationen des «Handelsblatts» nur einen Knoten, der nur gemeinsam mit den Arbeitnehmern gelöst werden könnte: Die Betriebskosten der Tuifly müssten zuvor deutlich sinken.

Ryanair-Chef Michael O'Leary hat einem Einstieg bei Condor eine klare Absage erteilt. Man habe kein Interesse daran, weitere Airlines zu kaufen, sagte der Chef von Europas größtem Billigflieger wenige Tage nach der Thomas-Cook-Pleite. Er gehe davon aus, dass die Lufthansa die Kontrolle bei Condor übernimmt. Falls die Kranichlinie auf Geheiß der Wettbewerbshüter Teile des Condor-Geschäfts abgeben müsse, könne er sich aber vorstellen, dass Ryanair solche Teile erwirbt.

Von Christian Ebner, dpa und Steffen Weyer, dpa-AFX


 

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