Condor will Schutzschirm verlassen

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Der Ferienflieger Condor will an diesem Donnerstag (22. Oktober) in eine ungewisse Zukunft aufbrechen. Wenn an der Frankfurter Messe die Gläubiger der Fluggesellschaft zusammenkommen, müssen sie über ein Sanierungskonzept entscheiden, das in einem wichtigen Punkt unvollständig ist.

Das Unternehmen aus dem untergegangenen Reich des deutsch-britischen Reisekonzerns Thomas Cook will das im April aufgelegte Schutzschirmverfahren verlassen, ohne einen neuen Investor präsentieren zu können. An seine Stelle würde bei Zustimmung der Gläubiger ein sogenannter Treuhänder treten, die SG Luftverkehrsgesellschaft.

Das bisherige Management bliebe im Amt und ein erneuter Investorenprozess soll erst starten, wenn sich die Lage in der coronageplagten Luftverkehrsbranche wieder beruhigt hat. «Das kann in 12, aber auch erst in 36 Monaten der Fall sein», sagt eine Unternehmenssprecherin. Die Kabinengewerkschaft Ufo rechnet mit einer Entscheidung nicht vor dem Jahr 2025.


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Ermöglicht wird der komfortable Schwebezustand mit einem langfristigen Kredit der staatlichen KfW-Bank über 550 Millionen Euro. Mit ihm ist ein anderer, weit kürzer laufender Kredit abgelöst worden, der Condor eigentlich in den Schoß der polnischen Staatsfluglinie Lot überführen sollte. Doch in der Corona-Krise gerieten die übernahmewilligen Polen selbst in Not und sagten den fest vereinbarten Deal am Ostermontag ab.

Condor startet mit 51 Flugzeugen und 4200 Mitarbeitern in die neue Ära. Die Beschäftigten zweier Thomas-Cook-Schwestergesellschaften sowie einige Verwaltungsmitarbeiter haben in den vergangenen Monaten ihre Jobs verloren. Das Programm wird pandemiebedingt zunächst schmal ausfallen, denn Vorstandschef Ralf Teckentrup rechnet für den Winter nur mit einer Kapazität von 10 bis 15 Prozent des üblichen Angebots. Im Sommer will «Tecke» bereits wieder 70 Prozent fliegen und die Beschäftigten nach Bedarf aus der Kurzarbeit zurückholen. Vorerst gibt es den Lohnersatz bis zum Jahresende 2021.

Condor fliegt nach eigenen Angaben zu sehr wettbewerbsfähigen Kosten. Unter dem Schutzschirm, der mildesten Form deutscher Insolvenzverfahren, hat sich das Unternehmen in Eigenverwaltung von einigem Ballast befreit. So wurde die teure Firmenzentrale direkt am Frankfurter Flughafen gekündigt und ein neues Domizil im nahen Neu-Isenburg gemietet, das nicht einmal ein Viertel der bisherigen Miete kostet.

Noch wichtiger sind Sanierungs-Tarifverträge mit den Gewerkschaften Verdi, Ufo und Vereinigung Cockpit. Sie bringen deutliche Kostenvorteile und schließen bei einer schlimmen Entwicklung nicht einmal Entlassungen aus - ein Zustand, von dem die große Lufthansa nur träumen kann.

Doch wer könnte die Condor einstmals übernehmen? Den meisten Fluggesellschaften dürfte nach überstandener Pandemie das nötige Kapital fehlen. Im ersten Investorenprozess vor Corona hatten sich neben der Lot-Mutter PGL noch die Finanzinvestoren Apollo und Greybull für den deutschen Ferienflieger interessiert.

Die wichtigen Reiseveranstalter haben der Condor in der Vergangenheit stets den Rücken gestärkt, weil sie nicht von den Konzernen Lufthansa und Tui abhängig sein wollen. Auch unter Corona-Bedingungen buchen die Touristiker in den wenigen verbliebenen Maschinen die Sitzplätze für ihre Pauschalreisen. «Condor ist für uns ein sehr verlässlicher Partner, mit dem wir weiterhin sehr eng zusammenarbeiten», sagt beispielsweise ein Alltours-Sprecher. Zum 31. Oktober hat Condor mit Varadero auf Kuba ein erstes Langstreckenziel wieder aufgelegt, mit angeblich sehr guter Buchungslage. (dpa)


 

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